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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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Steinen der Januarschnee liegen blieb, bis sich im März die ersten Frühlingsboten ankündigten.
    Jack wachte um halb sieben auf und rollte sich im Dunkeln zu Mercedes herum. Nur ihr blonder Schopf ragte unter der Bettdecke hervor. Er küsste ihn sanft und erntete zum Dank ein gedämpftes Brummen.
    Er hing immer mehr an ihr. Völlig unerwartet war sie an einem warmen Sommernachmittag wie ein Wirbelwind aufgetaucht, war augenblicklich, fast unvermeidlich, in sein Leben eingebrochen.
    Dabei war eine Beziehung das Letzte gewesen, was er gesucht hatte. Er leckte sich immer noch die Wunden, die seine gescheiterte Ehe hinterlassen hatte. Doch Mercedes war anders als alle, die er zuvor getroffen hatte. Sie strahlte
große Selbstsicherheit aus und hatte das entwaffnende Lächeln eines zufriedenen, erfüllten Menschen.
    Jack hatte eine Wohnung in der Altstadt, in der Nähe der Universität, gesucht. Er wollte sich kein Auto kaufen und alles zu Fuß erreichen können. Im Fonseca-Studentenwohnheim hatte er in einem Renaissancegebäude ein Zimmer gefunden. Dort wurden Postgraduierte und das akademische Personal untergebracht. Zwei Semester später war Mercedes gekommen und hatte ihren aufsehenerregenden Auftritt am Steuer eines offenen silberfarbenen Boxters mit unglaublich viel Gepäck hingelegt.
    Sie war vor der Universität vorgefahren, genau unter dem Schild mit dem – für die Touristen, die Prohibido Aparcar möglicherweise nicht verstanden – klar dargestellten Hinweis, dass hier abgeschleppt wurde.
    »Ist das hier das Fonseca?«, fragte sie ohne Einleitung, als das Schicksal Jack an ihr vorbeitrieb, der versuchte, nach dem Anstieg auf den Hügel von San Blas wieder zu Atem zu kommen. Er sah sich einem Paar blauer Augen unter einer mit dem goldenen Logo des königlichen Yachtclubs bestickten Kapitänsmütze gegenüber und nickte.
    »Und Sie sind?«, fragte er, vielleicht ein wenig zu aggressiv, wie er später meinte. Vielleicht lag es an dem Porsche oder an ihrer selbstsicheren Art.
    »Mercedes Vilanova«, antwortete sie und streckte ihm die rechte Hand entgegen.
    »Professor Hadley«, sagte er, als er sie ergriff.
    »Nun gut, in dem Fall Miss Vilanova«, erwiderte sie.
    Jack fühlte sich entwaffnet. Sie war verdammt hübsch.
    »Tut mir leid«, sagte er milder. »Ich wollte nicht so steif klingen. Ich wohne hier.« Er nickte zum Wohnheim. »Ziehen
Sie hier ein?«, erkundigte er sich rhetorisch mit einem Blick auf ihre Koffer, und als sie nickte, bot er ihr an, ihr mit den Taschen zu helfen.
    Sie betraten den Innenhof des Wohnheims. In der frühen Abendsonne sah der Rasen am besten aus. Mercedes blieb stehen und stellte ihre Koffer ab.
    »Wow!«, rief sie, als sie den geräumigen Hof und die zweistöckigen Galerien sah.
    »Waren Sie noch nie hier?«, fragte Hadley überrascht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist fantastisch!«
    »Wie ist Ihre Zimmernummer?«
    Hadley sah ihr zu, wie sie in ihrer übergroßen Handtasche kramte. Sie war groß und schlank genug, um ihre Jeans modisch locker tragen zu können. Auf ihrer weißen Bluse prangte ein Valentino-V, das Jack naiv für eine Initiale für Vilanova hielt.
    Sie reichte ihm einen verknitterten Brief.
    »Hier entlang.« Er ging voran. »Erdgeschoss.«
    Mercedes ließ ihre Taschen fallen, sah sich kurz im Zimmer um, öffnete die Schränke und warf einen Blick ins Bad.
    »Wo ist Ihr Zimmer?«, fragte sie.
    »Oben.« Hadley deutete mit dem Zeigefinger an die Decke. »Drei Zimmer weiter.«
    Sie überlegte einen Augenblick und sah durch die kleinen Fenster auf Straßenniveau.
    »Hat Ihr Zimmer einen Balkon?«, fragte sie, als sie sich das Aussehen des Gebäudes von außen in Erinnerung rief.
    Jack nickte lächelnd.
    »Ich will auch eines oben haben!«, verlangte Mercedes.
    » Miss Vilanova!«, lachte Jack. »Es gibt hier nur vierzig
Zimmer im ganzen Fonseca. Sie können von Glück sagen, dass Sie überhaupt eines bekommen haben!«
    »Das werden wir ja sehen«, verkündete sie todernst. »Darf ich mir Ihres ansehen?«
    Auf dem Weg nach oben erfuhr Jack, dass sie aus Valencia kam und sich für einen Magisterstudiengang in lateinamerikanischer Geschichte eingetragen hatte. Sie meinte, sie würde ihr Zimmer nicht »vollmüllen«, bevor sie nicht mit der Registratur wegen eines möglichen Umzugs gesprochen hatte, und Jacks Versicherung, dass das nichts bringen würde, führte zu einer Wette. Zwei Stunden später klopfte sie an seine Tür, erklärte ihn zum Verlierer, indem
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