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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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Tuna , einer Dame ein Ständchen zu bringen, Gebrauch, und suchten sich Mercedes aus, stellten sie auf einen leeren Tisch und trugen ihr eine Ode an ihre Schönheit vor. Sie strahlte über die Ehre, und während sich alle zwölf Musiker auf sie konzentrierten, warf sie einen verstohlenen Blick auf Jack und schenkte ihm ein Lächeln, das sein Herz zum Schmelzen brachte.
    Als Mercedes unter begeistertem Applaus zu Jack zurückging, begann die Tuna , angespornt von der wachsenden Menge und der lockeren Atmosphäre, mit einem ersten Paso doble und forderte die Umstehenden auf zu tanzen.
    »Lassen Sie uns mitmachen!«, verlangte Mercedes, nahm Jack an der Hand und zog ihn hoch, bevor er protestieren konnte.
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann«, wandte er ein, als die Tuna eine iberische Version von Adelita anstimmte.
    »Jeder kann einen Paso doble!«, rief sie. »Man muss einfach nur laufen!«
    Jack folgte ihr so gut wie möglich, und da er feststellte, dass niemand auf ihn achtete, hatte er auch keinen Grund, verlegen zu sein.
    »Es hilft aber schon, wenn man versucht, im Takt mit der Musik zu laufen«, zog sie ihn nach der ersten Hälfte des Liedes auf.
    Jack bemühte sich noch mehr. Seit vier Monaten war er nun in Salamanca und hatte noch nie um Mitternacht auf der Straße getanzt.

    Mercedes sah ihm direkt in die Augen. »Und es hilft noch mehr, wenn man versucht, im Gleichtakt mit der Musik und seiner Partnerin zu laufen.«
    Dann zog sie ihn näher zu sich heran, und Jack gab sich der Atmosphäre einer Nacht in Salamanca hin. Sie hatte recht. Alles, was man tun musste, war, im Takt mit der Musik und seiner Partnerin zu laufen.
    Als sie zum Wohnheim zurückkehrten, waren sie in Jacks Zimmer gegangen und hatten die Nacht dort verbracht. Es schien ihm das Natürlichste der Welt zu sein. Dann war sie drei Tage lang verschwunden, und er hatte sich zurückgewiesen und verlassen gefühlt. Er suchte sie, ohne dabei zu offensichtlich zu sein, doch ihre Pfade kreuzten sich nicht. Am Abend des vierten Tages, als er Salvador de Madariaga las, klopfte es an der Tür, und da stand sie, lächelnd wie immer, als wäre sie nur zehn Minuten fort gewesen.
    »Kennst du mich noch, Professor?«, fragte sie mit breitem Lächeln.
    »So gerade«, erwiderte er. Er machte nicht einmal den Versuch, seine Freude über ihr Kommen zu verbergen.
    »Tut mir leid, es hat Ewigkeiten gebraucht, bis ich mich eingerichtet habe«, erklärte Mercedes, da sie offenbar eine Entschuldigung für angebracht hielt. Dann hob sie ihre Einkaufstüte hoch. »Sieh mal, was ich mitgebracht habe!«
    Sie trat ein und packte vor seinen Augen aus: frisches Baguette, eine Dose Straßburger Foie gras und die erste Flasche Vega Sicilia, die Jack aus der Nähe zu Gesicht bekam.
    »Möchtest du sie gleich trinken oder danach?«, fragte sie.
    »Danach …?«, wiederholte Jack halb benommen, als er erkannte, wie sehr er sich freute, dass sie wieder da war.

    Sie grinste. Es war ein ganz besonderes Grinsen, bei dem sie die Zähne zusammenbiss und die Lippen zu einem breiten Lächeln verzog. Er sollte dieses Lächeln noch genau kennen lernen. Im Moment konnte er nur sprachlos dastehen und es zulassen, dass Mercedes die Arme um seinen Hals schlang und ihn an sich zog.

5
    Schon allein der lange Flug nach Madrid war eine Erholung. Das Zwischenspiel in der sicheren und luxuriösen Umgebung relativer Isolation bot Hadley die Gelegenheit nachzudenken. Die Unannehmlichkeiten bei seiner Abreise – und bei seiner Ankunft rechnete er ebenfalls mit Schwierigkeiten – erhöhten womöglich noch die Notwendigkeit, seine Ergebnisse zusammenzufassen.
    Für den spanischen Historiker in Jack bedeutete eine Reise nach Lateinamerika, auch ohne die Vorfreude auf ein Treffen mit dem Azteken – oder der stets präsenten, drohenden Gestalt von Capitán Pinto –, mehr als einen langen Urlaub.
    Auf Kuba hatte er jede freie Minute damit verbracht, sich Havanna allein anzusehen und die Vergangenheit der Insel mit dem Auge des Geschichtswissenschaftlers zu betrachten. Später wurde ihm klar, dass jede seiner Bewegungen nachverfolgt wurde. An seinem letzten Tag in Havanna hatte er seine Sachen gepackt und war zu Florins Bungalow gefahren. Ihm war klar geworden, dass seine Zeit um war, und dass er nur sehr wenig in Erfahrung gebracht hatte, was er Pinto sagen konnte.
    Der Flug sollte am Abend erst um zehn Uhr dreißig gehen. Die kubanische Bürokratie verlangte, dass er mindestens
zwei Stunden früher
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