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Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0
Autoren: Ana Riba
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ihm.
    „Danke“, sagte er leise und legte auf.
    „Wer war das?“, wollte sie wissen. Xavier warf das Handy auf den Tisch, dann räusperte er sich. Er war sich nicht ganz sicher, ob er ihr wirklich sagen sollte, was in den Stunden, in denen sie sich so intensiv geliebt hatten, passiert war. Doch er entschied sich, dass es besser wäre, dass sie es jetzt von ihm erführe als später von jemand anderem.
    „Dianne“, sagte er mit belegter Stimme. „Sie haben Baptiste gefunden.“
    Coco zuckte erschrocken zusammen und wandte sich ab. „Und?“
    „Sie haben ihn fertiggemacht und ihn dann der Polizei übergeben.“
    Entsetzt riss sie die Augen auf. Er ging zu ihr, legte den Arm um sie und drückte sie an sich.
    „Es ist vorbei.“
    Coco kämpfte mit den Tränen. Gerade noch war sie glücklich, und nun wurde sie an ihr Martyrium erinnert. Insgeheim fragte sie sich, ob das immer so sein würde, wenn sie diesen Namen hören würde. Nachdenklich sah sie zum Fenster hinaus. Es war dunkel geworden. In den gegenüberliegenden Häusern gingen nacheinander die Lichter an. Dianne hatte sich als Rächerin betätigt. Unglaublich! Die sonst so friedliche Dianne. Immer etwas frech, immer etwas ungezogen, aber im Grunde ihres Herzens eine friedliche Person. Wie sehr musste sie das alles mitgenommen haben! Coco schüttelte den Kopf.
    „Es ist nicht vorbei“, sagte sie leise, „es fängt jetzt erst an.“ In ihrer Vorstellung spielten sich Szenen einer Gerichtsverhandlung ab, an deren Ende er freikommen würde, weil … ja, weil sie so war, wie sie war. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und für einen Moment glaubte sie, ihr Herz würde stehenbleiben.
    „Es wird ein Fest für jeden Anwalt werden, ihn da rauszuholen.“
    Xavier war hinter sie getreten, hielt sie an den Schultern fest, und seine Finger vergruben sich darin.
    „Niemals. Und das weißt du.“ Zärtlich küsste er sie auf ihr Haar. „Ich denke, dass es durchaus machbar ist, uns nicht als etwas zu outen, was wir nicht sind. Sie werden verstehen. Es wird hart werden, aber im Endeffekt werden sie den Unterschied zwischen dem, was wir tun, und dem, was er getan hat, erkennen. Baptiste ist gewalttätig und gehört weggesperrt.“
    Xavier zog Coco an sich heran und legte die Arme schützend um sie. „Es wird nicht einfach werden, und es werden viele grausame Dinge geschehen und gesagt werden, aber es wird funktionieren. Dafür werden wir gemeinsam sorgen.“
    Seine Zuversicht, dass die Dinge wieder ins Lot kommen würden, wollte sich nicht ganz auf Coco übertragen. Doch dass Xavier daran glaubte, tat ihr gut. So lehnte sie sich an ihn, nickte sachte und versuchte, für die nächsten Tage den Namen, der ihr solches Grauen verursachte, aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Coco fühlte sich sicherer in diesen Tagen, und nachdem nun auch der lange Pariser Winter hinter ihnen lag, die ersten Anzeichen eines zaghaften Frühlings durch die Stadt flatterten, schöpfte sie neue Hoffnung und bereitete sich auf ihren Vertrag vor. Xavier verdrehte zwar amüsiert die Augen, wenn sie davon anfing, doch er verstand, warum sie darauf bestand.
    „Lass uns nach Maupassant fahren“, schlug Coco eines Abends vor. Eine anstrengende Woche in der Galerie lag hinter ihnen, denn sie hatten mehrere Busse mit Touristen abfertigen müssen, und dementsprechend waren sie erschöpft. Xavier spielte gedankenverloren in ihren Locken und ziepte sie immer mal wieder dabei. Coco sah ihn strafend an.
    „Warum?“, fragte er, denn er konnte sich nicht vorstellen, was sie dort wollte.
    „Weißt du das wirklich nicht?“ Coco schmunzelte. Anscheinend hatte er tatsächlich ihr Vorhaben vergessen.
    „Nun“, erwiderte er, „ich dachte, wenn ich das aussitze, dann erledigt sich das mit dem Vertrag von allein.“ Sein freches Grinsen amüsierte sie.
    „Nein, wird es nicht. Und nein, du wirst es nicht aussitzen.“
    „Gut, gut!“, sagte er lachend. „Wenn du unbedingt darauf bestehst, ein solches Papier zu unterzeichnen, mein Herz, dann sollst du dieses Ding bekommen. Meinetwegen auch in Maupassant.“
    „Fein!“, rief sie, sprang auf und ging zum Telefon.
    „Was hast du vor?“
    „Ein paar Leute einladen, mehr nicht. Und jetzt stör mich nicht! Ich hab zu tun!“
    „Jawohl, Madame“, sagte er lachend und beobachtete sie. Ihr Eifer steckte ihn an, und wenn sie von diesem Papier sprach, dann erfasste ihn die gleiche Aufregung, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Während er auf der Couch lag, sie
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