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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
Autoren: Unbekannter Autor
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das sagen darf«, widersprach Edgar gedehnt. »Ihre Erste Hoheit und Ihre Zweite Hoheit sind äußerst intelligente Frauen, die nicht nur in der Zenana mit eisenharter Faust regieren, sondern auch Ereignisse in der Außenwelt kontrollieren. Insbesondere Ihre Erste Hoheit übt einen großen Einfluss aus. Jeder, der das ignoriert, ist mehr als töricht.«
    Madeleine rollte mit den Augen und seufzte.
    »Und wie schätzen Sie Ihre Dritte Hoheit ein, wie sie vermutlich genannt wird?«, fragte Joe eilig, bevor Madeleine zu einer scharfen Entgegnung ansetzen konnte.
    »Prinzessin Shubhada?« Madeleine schwieg einen Augenblick und dachte über ihre Antwort nach. »Ich kenne sie kaum. Wir sind nicht gerade Busenfreundinnen. Ich bin Amerikanerin und ich fliege. Sie ist Inderin und sie jagt. Sie wurde in England erzogen und ist auf du und du mit dem Adel und der königlichen Familie. Sie hätten sehen sollen, wie sie sich aufspielte, als der Prince of Wales letzten Winter zu Besuch kam! >Oh Eddie, Darling! Erinnerst du dich an die Soirée bei den Buffington-Codswallops in der Henley Woche? Pogo war dermaßen angesäuselt, ich fürchtete schon, er würde ertrinken, als wir ihn in die Themse tunkten!<«
    Ihre Imitation des Oberklassenjargons war erschreckend gut.
    Joe nickte ernsthaft und erwiderte im selben Tonfall. »Was für ein absolut grässlicher Zwischenfall! Der arme Pogo! Hatte wohl zu viele Pink Gin intus?«
    Madeleine lachte und drückte seinen Arm. »Sie haben es erfasst! Aber Sie können sich vorstellen, dass die Prinzessin und ich nicht viel gemeinsam haben. Ihr natürliches Habitat - wie Sie es formulieren würde - ist das Polofeld und meins ist das Flugfeld. Hurlingham trifft auf Kitty Hawk? Niemals!«
    Die Straße führte nach oben, und sie erhaschten gelegentlich einen Blick auf die kleine Schmalspurbahn, die hinter ihnen schnaufte.
    »Was sind das für Hügel vor uns?«, erkundigte sich Joe.
    »Ausläufer der Aravalli-Berge«, sagte Edgar, drehte sich um und zeigte nach vorn. »Und der Grund für Udais Reichtum. Diese unscheinbaren - wenn wir ehrlich wären, würden wir sagen, nachgerade hässlichen - und trostlosen Berge sind eine wahre Goldmine. Nun ja, besser als Gold: Es finden sich dort kostbare Edelsteinminen voller Mineralien, von Onyx bis zu den edelsten Smaragden. Juwelen, die Millionen von Pfund wert sind, strömen seit Generationen in die Schatzkammern von Ranipur. Die Stadt befindet sich dort drüben. Sie liegt nicht sehr hoch, aber hoch genug, dass die Temperatur ein paar Grad niedriger ist. Bereiten Sie sich auf eine Überraschung vor, wenn wir um die nächste Kurve biegen!«
    Was Joe in der Ferne sah, war der fabelhafte Palast von Ranipur. Eine Felswand aus durchbrochenen, geschwungenen und geschmückten rosa Steinen schien sich einhundertundfünfzig Meter zu beiden Seiten einer großen Zentralpforte zu erstrecken und sich nach oben und hinten in Kaskaden von Balkonen und Seitenflügeln, Gärten, Kuppeln und Tempeldächern zu ziehen - und überall standen bleistiftdünne Zypressen Wache. Zu den Füßen des Palastes pulsierte das Leben einer Kleinstadt, die Häuser weiß oder hellblau. Joe war verzaubert. Ohne Anweisung trat der Chauffeur auf die Bremse, und der Wagen kam zum Stehen.
    »Eintausend Zimmer!«, erklärte Edgar. »Udai behauptet, er sei in jedem einzelnen gewesen, aber ich wette, das stimmt nicht.«
    »Wer lebt dort?«, fragte Joe.
    »Tja, die Prunkzimmer werden nur für besondere Gelegenheiten genutzt. Udai hat genug Verstand, da nicht zu wohnen. Den Neuen Palast sehen Sie gleich. Udai hat eine große Familie. Tanten, Onkel, Söhne und Töchter, seine Frauen. Sie haben alle ihre eigenen Wohnungen. Jede Wohnung hat eine eigene Dienerschaft, und ich könnte weitergehen und behaupten, jeder der Diener hat sein eigenes Personal. Als die Armee von Ranipur das letzte Mal in die Schlacht zog, wurde jeder Soldat von zwei bewaffneten Gefolgsmännern begleitet. Man braucht schon ein großes Haus, wenn man eine solche Entourage unterbringen, ihr ein Dach über dem Kopf und Verpflegung geben will. Innerhalb der Palastmauern müssen über dreitausend Menschen leben, jeder auf seine Würde bedacht. Sie streiten, erzählen Geschichten, essen, stehlen - und es würde mich nicht wundern, wenn sie auch Ränke schmieden. Klingt furchtbar, nicht? Aber ehrlich gesagt, amüsieren sie sich, glaube ich, ganz gut. Mir würde es allerdings nicht gefallen.«
    »Mir sicherlich auch nicht«, meinte Joe.
    »Und
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