Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Schritten mithalten konnte. Mit Lungen, die sekündlich zu explodieren drohten, hörte Joe erleichtert, wie Ajit ihn zum Anhalten aufforderte.
    »Hören Sie!« Er wies zum Flugplatz.
    »Ein Flugzeug? Das den Motor anlässt? Verdammt, wer ist das?«
    »So wollte er also fliehen!«, erklärte Ajit triumphierend.
    »Aber Ajit ... sagten Sie nicht, dass Sie das Benzin aus den Flugzeugen abgelassen haben?«
    »Stimmt. Aber . « Er verstummte und sah Joe nachdenklich an. Mit einem feinen Lächeln fuhr er fort: »Ich ließ jedoch genug Benzin in dem Zweisitzer, damit jemand, der zu sorglos oder in zu großer Eile ist, um es zu überprüfen, abheben und davonfliegen kann ...« Er zögerte erneut und sagte dann: »... für eine oder zwei Meilen.«
    Wut und Verzweiflung trieben Joe weiter. Völlig sinnlos schrie er dem Piloten zu, er solle umkehren. Natürlich war er über das Brummen des Motors und das Surren der Propeller nicht zu hören, aber er lief brüllend weiter und schwenkte seine Arme. Als er sich dem Flugfeld näherte, bretterte das Flugzeug gerade über das Rollfeld. Hilflos musste Joe zusehen, wie die Gestalt auf dem hinteren Sitz ihn entdeckte und ihm lakonisch zuwinkte. Eine schwarze Strumpfmaske bedeckte den Kopf, und das Ferkelschwänzchen der Maske stand obszön ab, als das Flugzeug an Geschwindigkeit zulegte.
    Ram und eine Gruppe Männer rannten stumm, aber zielgerichtet auf Ajit zu. In null Komma nichts tauchten gesattelte Pferde auf, und Ajit lud Joe ein, mit ihm zu reiten und dem Flugzeug in die Wüste zu folgen. Mit trockenem Mund und erschöpft ritt Joe den Männern hinterher, zum ersten Mal in seinem Leben unfähig, einen Ausritt zu genießen. Nach einer Meile im gestreckten Galopp liefen die Pferde immer noch mit vollem Einsatz, aber das Flugzeug hatte einen gewaltigen Vorsprung gewonnen. Joe betete darum, dass es aufgrund irgendeiner Magie am Himmel bleiben würde. Vielleicht hatte sich doch ein Kanister Ersatzbenzin eingefunden? Man hörte keine
    Veränderung im Motorengeräusch, keinen Hilferuf aus dem Flugzeug. Joe hätte diesem verrückten Vorstoß in die Wüste gern Einhalt geboten, aber Ajit ritt immer weiter, fest wie ein Fels im Sattel, das Funkeln des Jägers in den Augen.
    Nach einer weiteren Meile ging den Pferden langsam die Kraft aus. Plötzlich hörte Joe das Geräusch, vor dem er sich gefürchtet hatte. Ein Husten des Flugzeugs vor ihnen. Ein protestierendes Spucken des Motors, dann fiel es vom Himmel.
    »Gleiten, um Gottes willen!«, murmelte Joe flüsternd. »Komm schon! Zieh die Schnauze hoch, Dummkopf!«
    Aber mit unerschütterlicher Unvermeidbarkeit setzte das Flugzeug seinen Sturzflug fort. Ungefähr eine halbe Meile vor ihnen fiel es direkt auf den Rumpf.
    Sie banden die Pferde an und näherten sich vorsichtig von beiden Seiten dem Wrack. Aber sie hatten nichts zu befürchten. Die Gestalt am Steuerknüppel war über den Rumpf geschleudert worden, der Kopf in einem tödlichen Winkel abgeknickt. Joe kniete sich neben sie und rollte sanft die Strumpfmaske zurück, die nicht länger furchteinflößend, sondern mitleiderregend wirkte. Als er sie abzog, fiel das kastanienbraune Haar von Lois Vyvyan über ihr blutverschmiertes und zerschmettertes Gesicht.
    Kapitel 28
    Als sie gemächlich zurück in die Stadt ritten, fragte Ajit, der mit seinen Gedanken gerungen hatte, schließlich: »Memsahib Vyvyan? Aber warum? Und wie?«
    »Das Wie ist einfacher als das Warum, denke ich«, erwiderte Joe. »Ihr Vater, ein Armeeoffizier, war auch ein Mitglied - Gründungsmitglied, sollte ich wohl sagen - des Royal Flying Corps. Die Pioniere stammten zumeist aus der Armee und waren allesamt Amateure. Auf einem Foto in ihrem Besitz trägt er die Insignien des Royal Flying Corps auf seiner Uniform. Wahrscheinlich hat sie das Fliegen schon vor Jahren in England erlernt. Sie hat nicht darüber gesprochen, aber sicher hatte sie eine Auffrischungsstunde bei Captain Mercer. Wie ich hörte, ist es recht einfach, eine dieser Maschinen zu fliegen . Was das Warum betrifft, so ist das nicht so leicht zu beantworten. Sie hat mit Claude zusammengearbeitet - möglicherweise war sie sogar die Anstifterin. Stellen Sie sich vor, die beiden wären zwei Tiger, die zusammen im Palast jagten. Desillusioniert angesichts ihrer Umstände, besorgt um ihre Zukunftsaussichten und einfach nur gierig. Ich glaube, sie waren bereit, hohe Risiken einzugehen, um sich mit einem Vermögen davonzumachen. Und bereitwillig täuschten sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher