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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra
Autoren: Felix Thijssen
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Morde in Malta und Belgien je nachgewiesen werden können.«
    »Es sei denn, bei Scholte werden Beweise für Aufträge an Henkelman gefunden und du machst Henkelman zum Kronzeugen«, sagte Meulendijk.
    »Deals mit Henkelman kommen für uns nicht in Frage!«, warf der Mann von der Mordkommission scharf ein.
    »Dann vielleicht jemand, der für Henkelman arbeitet«, schlug der Mitarbeiter der Leitstelle vor. »Es ist eine große Firma. Die Leute mit den Decknamen arbeiten wahrscheinlich auf selbstständiger Basis, aber es gibt außer Henkelman bestimmt noch jemand anderen im Betrieb, der über Aufträge und Honorare Bescheid weiß. Wir brauchen nur eine Person, um die Sache aufzurollen.«
    »Es gibt genügend Gründe für eine Untersuchung bei Henkelman und für einen Überraschungsbesuch bei Scholte, um den Computer zu konfiszieren, bevor er die Daten löschen kann«, meinte einer der anderen Kommissare.
    »Hugo«, sagte Meulendijk, ohne mich dabei anzusehen, »wir haben sehr viel Arbeit investiert und diverse Zeugen ausfindig gemacht. Meiner Meinung nach musst du das Risiko eingehen.«
    Bremer blieb weiterhin skeptisch. »Du weißt, dass sie die gerissensten Rechtsanwälte einschalten werden und die Sache vor Gericht auch wegen irgendwelcher Kleinigkeiten durchfallen kann.«
    So diskutierten sie noch eine Weile hin und her und allmählich fühlte ich mich überflüssig. Sie brauchten mich nicht mehr.
    Ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich. Für mich war der Fall abgeschlossen. Eine Zeit lang hatte alles einen Sinn gehabt; ich wusste, wo ich hinging und mit welchem Ziel. Selbst die lästige Routinearbeit, bei der nichts herauskommt, ist besser, als überhaupt keine Arbeit zu haben. Ich hatte noch nicht einmal mehr eine Klientin; ich empfand nur noch innere Leere und Selbstmitleid.
    Sie merkten kaum, dass ich mich verdrückte.
    Auf dem Bauernhof herrschte eine beklemmende Stille. Ich hatte Willem heute Morgen gemeldet, dass die Bewachung von Marga überflüssig geworden war. Marga machte einen bedrückten Eindruck. Ich nahm sie fest in den Arm und ließ meine Hände über diverse intime Stellen wandern, was sie wieder ein wenig aufmunterte. Sie lächelte mich an, aber ich sah, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Sie klammerte sich an mich fest, als sei ich ihr letzter Strohhalm.
    »Was ist denn los mit dir?«
    »Nichts. Merde. Ich vermisse die Jungs.«
    Ich musste lachen. Sie hatte sich an die Anwesenheit von Männern und die große Aufmerksamkeit, die sie von ihnen bekam, gewöhnt: Joop, der mit gebratenen Hähnchen ankam, Willem, der von ihr das Töpfern schöner Frauen lernen wollte, das Chaos im Garten während des Baus der Garage, abends Mah-Jongg mit jungem Genever und dazu die hartnäckigen Versuche, ihren Volvo zu sabotieren, damit sie ihr einen Cherokee oder was auch immer andrehen konnten.
    »Ich habe an Malta gedacht«, bekannte sie. »Und was du über Kartoffeln ernten gesagt hast und über die Winterabende vor dem Kamin auf dem Schaffell.«
    »Du warst schon einmal verheiratet.«
    »Zu kurz, er ist gestorben.« Sie seufzte. »Aber deine Ehe ist anders gelaufen, nicht wahr?«
    »Meine Variante war ein zehn Jahre langer erbitterter Kampf gegeneinander. Ich hoffte sogar, sie werde eines Tages einen Unfall haben, und dann war ich am Boden zerstört, als mein Wunsch in Erfüllung ging. Ich fühlte mich an ihrem Tod mitschuldig. Was immer ich manchmal in einem Zustand geistiger Umnachtung behaupten mag – ich bezweifle, dass ich es ein zweites Mal täte. Vielleicht war deine Ehe so schön, weil sie nur kurze Zeit gedauert hat – zu kurz, um jämmerlich zu werden.«
    Es machte sie traurig, aber nicht wütend.
    Sie schüttelte den Kopf. »Man hat Freunde, seine Arbeit und Abwechslung, aber man vermisst das Zusammensein. Ich hätte das schon gerne wieder. Es müsste genauso sein wie beim ersten Mal.«
    »Es wäre nie dasselbe«, erwiderte ich. »In diesem Leben kann man nichts kopieren. Alles ändert sich, weil die Zeit vergeht. Man wird älter, zynischer und weniger gutgläubig. Der eigene Argwohn wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.«
    Sie schaute mich geringschätzig an. »Wo hast du denn diesen Mist gelesen?«
    Ich grinste zurück. »Ich glaube, du solltest lieber ein Hotel für Gebrauchtwagenhändler aufmachen.«
    Sie warf sich auf mich und biss mir in den Hals. »Morgen fahre ich zum Autopalast und mache allen dreien gleichzeitig einen Heiratsantrag.«
    »Willem ist schon verheiratet und
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