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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team
Autoren: C Huston
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sein.
    Superriesenscheiße.
     
    - Ja. Brauch ich.
    - Dann würde ich mir doch sehr wünschen, dass du es mir sagst.
    - Okay.
    - Ich höre.
     
    Superriesenscheiße im Quadrat.
     
    - Mom. Kannst du mir ein bisschen Geld schicken?
    - Natürlich.
    - Danke, Mom.
    - Web, und ich würde mir sehr wünschen, dass du mich Thea nennst.
    - Das klingt irgendwie komisch. Ich mag das nicht.
    - Chev nennt mich so.
    - Chev ist nicht dein Sohn.
    - Nicht in biologischer Hinsicht.
     
    Ich betrachtete das Foto auf dem Kühlschrank neben den Mahnungen. Chev und ich vor drei Jahren oben in Oregon mit meiner Mutter. Ich auf einer Seite, Chev auf der anderen, und Mutter zwischen uns, fast so fett wie Po Sin. Ein Joint zwischen den Lippen. Drei Jahre war das her. Meine letzte Begegnung mit ihr.
     
    - Ich mag dich einfach nicht Thea nennen, Mom. Und daran ändert sich auch nichts. Ich bin jetzt bald dreißig, und es wird immer so bleiben. In Ordnung?
    - Natürlich ist das in Ordnung. Ich würde es mir einfach nur wünschen.
    - Ich weiß. Also, ich muss jetzt los. Ich muss … was erledigen.
    - Web.
     
    Diesmal sorgte ich für eine ausgedehnte Pause.
     
    - Ja.
    - Ich kann dir ein Ticket schicken. Ich meine ein Flugzeugticket. Du kannst herkommen. Den Herbst über. Dich entspannen. Auftanken. Eine Auszeit nehmen von der Stadt. Andere Luft atmen. Abstand von dieser ganzen unbalancierten Energie gewinnen, die dich immer noch umfließt.
    - Ich brauch keinen Abstand.
    - Da du ohnehin nicht arbeitest, kannst du ebenso gut ein anderes Kraftfeld nutzen. Du weißt doch, die Erde spürt genau, wo du dich auf ihr befindest, und du kannst ihre Einstellung dir gegenüber positiv beeinflussen, indem du einen anderen Ort auf ihrer Haut wählst.
    - Klar, Mom. Ich weiß das. Aber die Sache ist die, ich hab jetzt einen Job. Ich arbeite für einen Bekannten von Chev und mir. Allerdings fängt der Job grade erst an, deswegen brauche ich ein bisschen was zur Überbrückung.
    - Du kannst haben, was immer du willst, Baby. Du weißt das.
     
    Manchmal ist es schwer zu sagen, ob sie das im übertragenen Sinn meint. Als eine Art philosophische Weisheit oder so was. Wie die Sprüche, mit denen sie mich früher immer eindeckte, wenn sie mich abends in unserem Haus in Laurel Canyon zu Bett brachte, bevor sie auf die Piste ging. Du kannst alles haben, Web, alles, was du nur willst. Du musst es dir nur ganz fest wünschen und daran glauben, dann wird es wahr. So hab ich dich bekommen. Ich hab
mir dich gewünscht, und schon warst du da . Eine Version, die geflissentlich unterschlägt, dass sie schwanger wurde, weil sie eines Nachts in bedröhntem Zustand vergaß, ihr Diaphragma einzusetzen. Zumindest hat mein Dad mir das erzählt.
     
    - Ich weiß.
    - Ich schick dir etwas Geld mit der Post. Und Beeren. Und ein paar Kuchen.
    - Toll, Mom. Das ist prima.
    - Ich liebe dich, Web.
    - Ich dich auch, Mom.
     
    Eine weitere lange Pause.
     
    - Ich liebe dich auch, Mom.
     
    Dann ein Klicken am anderen Ende.
    Das mit dem Geld vergisst sie nie. Keine Ahnung warum. Vielleicht ein Teil ihres Mutterinstinkts, der sie nicht ruhen lässt, bevor sie ihre Brut versorgt weiß. Irgendwas in der Richtung. Oft lässt die Kohle einen Monat auf sich warten, und man kann auch nie vorhersagen, wie viel sie schickt – manchmal ist es einfach der Inhalt ihrer Geldbörse, wenn sie auf dem Weg in die Stadt am Postamt vorbeifährt, ein anderes Mal eine mit Gummiband umwickelte Rolle Zwanziger in einem FedEx-Umschlag ohne Nachricht, nur das Geld – doch es kommt zuverlässig an.
    Im Gegensatz zu den Beeren oder dem Kuchen. Was Chev bedauerlicher findet als ich. So ist er eben, er vermisst die Dinge, die er nie hatte.
    Ich ließ den Hörer zurück auf das Telefon fallen. Ein großer gelber Bakelitapparat mit altmodischen Druckknöpfen. Ein Nachbar hat ihn beim Auszug im Sperrmüll zurückgelassen.
Ich hab ihn gefunden, mit reingenommen und daran herumgebastelt, bis er wieder funktionierte. Perfektes Timing, denn am Abend zuvor hatte Chev ein Mädchen mitgebracht und – nachdem sie gevögelt hatten – mit ihr Schluss gemacht. Woraufhin sie unser Schnurlostelefon nach ihm warf und es ruinierte. Sie war nicht so sehr wegen des Schlussmachens angepisst, sondern weil er damit gewartet hatte, bis er gekommen war, sie aber noch nicht. Jedenfalls, bei unserem Telefonverschleiß war dieses robuste Modell die richtige Wahl. Zumindest solange keiner damit beworfen wurde.
    Ich durchforstete den Kühlschrank
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