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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis
Autoren: Tarek Siddiqui
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Händen hält; nur die Menschen um uns herum, seien sie Familie, Freunde oder Fremde. Der Glaube an die Überlegenheit irgendeines übersinnlichen, höheren Prinzips über pure Menschlichkeit und Fürsorge, fester Bestandteil von Religion und Aberglaube, ist wie nichts anderes geeignet, die Menschheit zu fragmentieren, sie in unfruchtbare, undurchdringliche, selbstgerechte Einheiten zu zerlegen. Seien wir einander Trost; geben wir uns gegenseitig Sinn.
    Jetzt entdecke ich sie hinter dem Glas, be i der Arbeit, doch sieht sie zu mir hin; schenkt mir ein Lächeln, mit einem Anflug von Überraschung darin – so als habe sie nicht ganz damit gerechnet, dass wir uns noch sehen würden, so als sei es alles andere als selbstverständlich – und alles in allem, ist es das nicht auch? Heute Abend, wenn der letzte Gast gegangen ist, werden wir gemeinsam in ihre Altbauwohnung gehen, vielleicht miteinander schlafen, und wenn daraus ein neues Leben entstehen sollte, dann wäre das schön. So denke ich in diesem Moment; hinter der Glasscheibe sieht sie meinen Blick und hebt mit einem Lächeln fragend und spielerisch streng die Augenbrauen.

    Es mag nicht selbstverständlich sein angesichts meiner Geschichte, aber abhandengekommen ist mir etwas von der Distanz, etwas vom Nebel zwischen mir und den Dingen. Saint-Exupéry schrieb einmal, was ich am meisten verachte, ist die Rolle des Zuschauers . Nur manchmal wünsche ich mir die Distanz wieder zurück. Ich ertappe mich dabei, bei den schlichtesten Geschichten, mit leicht durchschaubarer Dramatik und schwachem Schluss, feuchte Augen zu bekommen. Aber die Zeit ist kurz, und das Schöne so zerbrechlich. Was auch immer werden mag, es scheint mir wichtig, meine Kräfte in Zukunft mehr auf das Leben zu konzentrieren, und etwas zu wagen.

NACHWORT

    Wä hrend diese Geschichte in der Zeit ziemlich eindeutig bestimmbar ist, schwebt sie ein wenig im Raum. Ihre Schauplätze lassen sich leicht zuordnen, aber sie sind nicht ganz so wiedergegeben, wie man sie auf gedruckten Karten aufgezeichnet und benannt findet. Schließlich - trägt nicht jeder seine eigene Wirklichkeit im Kopf herum?
    Keineswegs geht es in diesem Buch darum, die Motivationen und Arbeitsweisen der Mitarbeiter v on Hilfsorganisationen oder Rettungsdiensten infrage zu stellen. Die allermeisten Kollegen, die ich in meiner mehrjährigen Tätigkeit in diesem Bereich kennenlernen durfte, verdienen Dank und aufrichtige Anerkennung, und arbeiten genau so, wie wir es uns vorstellen und wünschen.
    Und auch um die, auf die das vielleicht nicht vollstä ndig zutrifft (und die es wohl in jedem Bereich des Lebens gibt), geht es hier nicht. Sondern um uns selbst; um die nicht immer nur erfreulichen Eigenschaften, die wir alle in uns tragen, und die sich unerwartet Raum schaffen können, wenn die richtigen – oder falschen – Voraussetzungen gegeben sind.
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