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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover
Autoren: Gabriella Engelmann
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dem letzten Samstag war die Stimmung zwischen uns komisch, ohne dass ich genau sagen konnte, an wem von uns beiden es lag. War er doof zu mir, weil ich doof zu ihm war, oder andersrum?
    However, ich versuchte jedenfalls, meinem Vater aus dem Weg zu gehen. Ich meine, hey, der Mann war erst Sonntagmorgen um fünf nach Hause gekommen! Seitdem hatte er andauernd diese roten Flecken am Hals, war noch zerstreuter als sonst und blockierte ständig das Telefon.
    Wollte ich mit Paule oder einer anderen Freundin sprechen, blieb mir meist nichts anderes übrig, als wertvolle Freiminuten meines Handyvertrags zu verballern.
    Oder zu chatten, was an sich nicht so mein Ding war.
    Er (wie aus dem Nichts): »Cynni-Maus, ich muss mit dir reden!«
    Ich: »Bitte nicht jetzt, ich komm sonst zu spät zur Schule.«
    Er (mit Blick auf die Uhr): »Ich fahr dich, dann können wir im Auto reden.«
    Ich: »Oh nee, ich hab da jetzt echt keine Lust drauf. Kann das nicht bis heute Abend warten?«
    Er (ungewohnt energisch): »Nein!«
    Also saßen wir eine Viertelstunde später nebeneinander im Wagen und ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten, weil ich sowieso schon wusste, was jetzt gleich kommen würde.
    Er: »Ich möchte dir am Samstag gern Stephanie vorstellen.«
    In mir brach ein Orkan los.
    ICH WILL DIESE FRAU NICHT KENNENLERNEN, NUR ÜBER MEINE LEICHE!
    Wie konnte er das Mama und mir nur antun?
    Zwei Tage später war es so weit. Paps war im absoluten Ausnahmezustand und scheuchte mich schon seit Stunden durch die Wohnung und erteilte Kommandos.
    »Diese Frau wird schon nicht unter die Heizkörper kriechen, um nachzusehen, ob wir dahinter geputzt haben«, meckerte ich herum, während ich mit dem Staubwedel herumlief und noch schnell über die Fensterbank wischte. »Diese Frau hat einen Namen. Sie heißt Stephanie«, entgegnete Paps hektisch und hatte schon wieder diesen Puterhals. »Und ihre Kinder heißen Kristen und Felicia!«
    Dass diese Frau auch noch Mutter von zwei fast erwachsenen Töchtern war, hatte ich erst nach und nach herausgefunden.
    Zuerst gab es nur Stephanie. (Die Paps natürlich schon erheblich länger kannte, wie sich auf Nachfrage herausstellte, nämlich seit zwei Monaten, noch Fragen?)
    Freitag erfuhr ich dann von Kristen, sechzehn. (O-Ton Paps: »Ist das nicht toll, ihr seid beide gleich alt und du wolltest doch immer Geschwister!)
    Heute Morgen von Felicia, beinahe achtzehn.
    Und das auch nur, weil ich wissen wollte, weshalb Paps beim Japaner Sushi für fünf Personen bestellt hatte.
    Seltsam, so unehrlich (oder feige?) kannte ich meinen Vater sonst gar nicht, kein schöner Auftakt für die ganze Geschichte.
    In einer Stunde war es dann also so weit: Ich würde meine »neue Familie« kennenlernen, wie Paps freudestrahlend verkündet hatte, was bei mir allerdings schlagartig Übelkeit verursacht hatte.
    »Versuch’s locker zu nehmen«, hatte mir Paule heute Mittag versucht, Mut zu machen. »Die sind bestimmt nett. Meinst du, dein Dad hätte sich in eine Frau verliebt, die total bescheuert ist? Der Mann hat doch Geschmack!«
    Genau da war ich mir aber nicht mehr so sicher. Als Mama noch lebte, hätte er sich nie im Leben ein hellrosa Hemd angezogen. HELLROSA!
    Wie unmännlich war das denn bitte?
    Zehn vor sieben klingelte es an der Tür.
    Ich sah auf die Uhr und wurde schlagartig nervös.
    War das der Sushi-Mann oder schon meine neue Familie?
    Wie auch immer, derjenige musste jedenfalls noch einen Moment auf meine Gesellschaft verzichten. Im Gegensatz zu Paps war ich nämlich noch nicht umgezogen, sondern hatte noch mein Putz-Outfit an: eine löchrige Jeans und ein verwaschenes T-Shirt, das einmal türkis gewesen war und nun eher die Farbe von Taubendreck angenommen hatte.
    »Kannst du mal bitte aufmachen?«, rief Paps aus dem Bad.
    Dieselte der Mann sich da etwa gerade ein?
    Ein herber, ziemlich strenger Duft stieg in meine Nase und ich betete, dass der Lieferant von Japanese-Dreams vor der Tür stand.
    Da das Leben aber nun mal kein Wunschkonzert ist, stand ich zwei Sekunden später drei mir komplett fremden Menschen gegenüber. Alle drei hatten ein Zahnpastalächeln aufgesetzt und eine (vermutlich Stephanie) war halb hinter einem überdimensional großen Blumenstrauß versteckt. »Du musst Cynthia sein«, flötete sie fröhlich durch die Stengel, und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon das Straußmonster im Arm.
    »Also ich fürchte, wir haben gar keine so… große Vase…«, hörte ich mich stammeln,
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