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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover
Autoren: Gabriella Engelmann
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gesehen.«
    »Bald zweimal«, jammerte ich, weil Paps sich für Samstagabend mit ihr verabredet hatte.
    Die beiden wollten erst in ein neues, angesagtes Restaurant gehen und anschließend in eine Bar.
    Ich meine Hallo!, das sah ganz und gar nicht nach ein bisschen harmlosem Small Talk unter Schmuckliebhabern aus, wie er mir versucht hatte weiszumachen.
    Paule schwieg einen Moment. Im Gegensatz zu mir überlegte sie immer erst mal. Außerdem war sie viel disziplinierter als ich, weshalb sie auch eine tolle Ballerina geworden war und ich mehr der Typ Freestyle .
    »Nun warte doch erst mal ab und gönn deinem Vater auch mal eine kleine Abwechslung. Seit Katharinas Tod ist er noch kein einziges Mal abends weggegangen.«
    Als Paule das sagte, bekam ich schlagartig ein megaschlechtes Gewissen. Manchmal vergaß ich völlig, dass auch Paps jemanden verloren hatte: die Frau, mit der er alt werden wollte.
    Die Liebe seines Lebens.
    »Du hast ja recht«, gab ich kleinlaut zu und rollte mich auf dem Bett zusammen. Dabei fiel mein Blick auf die Staffelei und das Bild, an dem ich seit zwei Wochen malte. Es war der Engel vom Grab meiner Mutter.
    Während Paule und ich Pläne für die Zeit schmiedeten, in der Paps verreist sein würde, betrachtete ich den Engel. Seine Schwingen hatte ich waldseegrün gemalt und einen Strahlenkranz aus Gold darumgelegt. Ohne mich selbst loben zu wollen – er war wirklich wunderschön. Diese neuen Ölfarben waren wirklich super und trockneten viel schneller als die alten.
    Morgen würde ich mir neue Leinwände und einen weiteren Skizzenblock kaufen. Bis zur nächsten Bildpräsentation an der Kunsthochschule Lerchenfeld blieb nicht mehr viel Zeit, also musste ich mich ranhalten, wenn ich dort eine gute Figur machen wollte.
    »Bist du noch da?«, wollte Paule wissen.
    Ups! Ich hatte Paule gar nicht mehr zugehört. »Sorry, war gerade in Gedanken woanders. Was hast du gesagt?«
    »Ich wollte nur wissen, ob du am Wochenende auf die Grillparty bei Enrico mitkommst. Bitte, bitte sag Ja und lass mich nicht im Stich, ich brauch dich da unbedingt!«
    Ach ja, Enrico.
    Der irrsinnig begabte Neuzugang in Paules Ballett-Kompanie.
    Irrsinnig begabt und irrsinnig gut aussehend…
    »Na klar komme ich mit, was denkst du denn? Meinst du, ich hocke hier zu Hause, wenn sogar mein eigener Vater um die Häuser zieht?«
    »Super«, freute Paule sich. »Das wird bestimmt toll! Wir werden uns dermaßen aufstylen, dass Enrico die Augen aus dem Kopf fallen!«

2.
    »Bienvenido, amigos«, begrüßte Enrico uns Samstagabend und hauchte Paule und mir ein Küsschen auf die Wange.
    Un beso, wie es in seiner Heimatstadt Barcelona hieß.
    Nachdem Paule ihn gleich noch mal links und rechts geküsst hatte, hielt sie ihm eine riesige Glasschüssel unter die Nase und sagte gut gelaunt: »Hier, der versprochene Kartoffelsalat.« Den ganzen Nachmittag hatte sie daran herumgewerkelt. Ich konnte wirklich nicht begreifen, wie man für so etwas Simples so lange brauchen konnte. Ich selbst hatte es mir einfacher gemacht und überreichte zwei Flaschen Sekt.
    Enrico hatte sich in der Erdgeschosswohnung zusammen mit zwei Freunden eine WG eingerichtet. Neugierig folgten wir dem gut aussehenden Spanier durch die Küche in den verwilderten Garten. In den Haselnussbüschen, die die Grenze zum Nachbargrundstück bildeten, hingen bunte Lampions und in den Bäumen baumelten Girlanden.
    Ungefähr dreißig Gäste waren schon da. Ein paar bedienten sich am Grill und standen am Buffet, das daneben aufgebaut war. Auf dem Rasen wiegten sich einige Pärchen im Takt der Musik und weiter hinten im Garten spielten welche Tischtennis an einer ziemlich verwittert aussehenden Platte.
    »Echt coole Leute«, wisperte ich Paule zu, nachdem ich die Freunde von Enrico mit einem schnellen Blick durch den Garten abgecheckt hatte. Bis auf einige der Ballettschülerinnen kannten wir beide niemanden.
    »Und cooles Essen! Super Idee, Grillen mit Tex-Mex-Küche zu kombinieren«, wisperte Paule zurück und sah aus, als würde sie sich gleich mit großem Geheul aufs Buffet stürzen.
    »Schade nur, dass du das alles nicht essen darfst«, grinste ich mit Blick auf Guacamole, Bohnenmus, Mais, geriebenen Käse und Crême fraiche, die zum Füllen der Tortillas und Burritos gedacht waren. »Ich sag nur: böses, böses Weißmehl!«, fügte ich hinzu und schnappte mir dabei eine Handvoll würzig duftender Nachos. »Aber so ist das nun mal, wenn man ins Showbusiness will, man muss Opfer
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