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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Autoren: Emma Bieling
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rief sie Tommy zu sich. Mittlerweile war es vierzehn Uhr, und sie hatte nicht vor, bis zum Abend zu bleiben. Aber statt ihres Sohnes kam ein junger Mann schimpfend angelaufen.
    »So eine Sauerei!«
    Cinderella blickte ihn fragend an. »Was meinen Sie?«
    »Na Ihren Sohn dort unten. Das ist doch Ihr Sohn oder?«
    Er zeigte auf Tommy, der neben seiner Matschburg im Wasser hockte.
    »Ja«, erwiderte sie zögerlich.
    »Einfach an den Strand zu kacken. Unglaublich!«
    »Was? Er hat …«
    »Ja, hat er! Und meine Tochter ist hineingetreten – verdammt«, fluchte der Mann.
    »Oh …, das tut mir leid. Ich, ich …«
    »Ach was! Sorgen Sie lieber dafür, dass nicht noch mehr Kinder in die Ausscheidungen Ihres Sohnes treten.«
    Dabei schrie er so laut, dass Cinderella am liebsten im Erdboden versunken wäre.
    Was denkt er sich? Dass ich Tommy den Befehl zum Kacken gegeben habe?
    Sie blickte nach rechts und links.
    Großartig! Die Leute starren mich an und warten darauf, dass ich meinen ungehorsamen Sohn über das Kacken am Strand aufkläre.
    Cinderella ging auf Tommy zu, über dessen Wangen dicke Tränen kullerten. Seine Hose hatte er ausgezogen und als Fahne eingesetzt. Sie steckte im oberen Drittel seiner Matschburg und wehte lustig im Wind hin und her. Cinderella musste schmunzeln.
    Wenigstens hatte er dafür nicht die Unterhose verwendet.
    Er tat ihr leid, wie er da so hockte und sich für etwas schämte, dass nun wirklich keine Schande war. Nicht bei einem Fünfjährigem. Sie hockte sich zu ihm und küsste seine Stirn.
    »Komm schon, du kleiner Matschpirat.«
    Dann zog sie die rebellische Flagge heraus. Die Leute umher stierten immer noch. Einige verzogen kopfschüttelnd ihre Gesichter, andere grinsten vor sich hin. Hand in Hand ging Cinderella mit Tommy zurück zum Strandkorb. Sollten doch alle glotzen! Sie störte es nicht. Viel wichtiger war es, ein günstiges Restaurant zu finden. Ihr Magen knurrte so laut, dass er das Getuschel der empörten Urlauber übertönte.
    Exkremente schienen auf Sylt eine schlimmere Umweltsünde zu sein als ein gesunkener Öltanker.
    Enttäuscht darüber, entsorgte sie die Hinterlassenschaft der Empörung im nahe gelegenen Strandtoilettenhäuschen, legte Tommy trockene Sachen heraus und half ihm beim Anziehen.
    »Mama, darf ich Lumpi das Meer zeigen?«
    Diesen Wunsch konnte sie ihm unmöglich abschlagen. Sie kramte in einer ihrer Taschen herum und beförderte das Kuschelhäschen ans Tageslicht. Dabei fiel der Brief des Portiers zu Boden.
    Die Nachricht! Die hatte ich ganz vergessen.
    Cinderella setzte sich zurück in den blaugestreiften Korb und öffnete das Kuvert. »Liebe Frau Preußer, ich habe gerade erfahren, dass in unserem Hotel ein Zimmermädchen ausgefallen ist und diese Stelle dringend zur Besetzung steht. Falls Sie Interesse daran haben, dann melden Sie sich umgehend im Personalbüro. Viel Glück, Johannes von Habich.« Mit soviel Anteilnahme hatte sie nicht gerechnet. Der Portier schien sein Herz am rechten Fleck zu haben.
    Tommy blickte sie mit großen Augen an und drückte Lumpi fest an seine Brust. »Ein böser Brief?«
    »Nein! Ganz und gar nicht. – Komm, wir müssen noch einmal zur großen Sandburg.«

Auf zum Personalbüro!
    Wenig später stand Cinderella erneut vor dem eigenartig großen Tor, das ins Innere des Hotels führte. Und wie in der Nacht zuvor war sie fasziniert davon.
    Ihr Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen, dass auch dieses Vorstellungsgespräch im Nichts verlaufen könnte. Aber vielleicht war die Nachricht des Portiers auch ein Zeichen, dass sie nicht so schnell aufgeben sollte. Warum sollte es nicht funktionieren? Schließlich war sie jung, lernfähig und gut erzogen. Ideal für eine Anstellung als Zimmermädchen. Sie atmete tief durch und ging mit Tommy hinein.
    Am Empfang stand ein junger Mann mit Brille. An seinen Fingern trug er jede Menge Ringe, in denen sich das Sonnenlicht brach. Er wirkte gepflegt und seriös.
    Cinderella stellte ihr Gepäck ab.
    »Können Sie mir sagen, wo sich im Haus das Personalbüro befindet.«
    Er runzelte seine Stirn. »Gleich hier unten links, neben dem Gastraum des Restaurants. Haben Sie denn einen Termin?« Er musterte sie kritisch.
    O je, ich sehe gewiss schrecklich aus.
    »Ja, sozusagen.«
    Cinderella fuhr sich durchs Haar und blieb in einer verfilzten Stelle hängen. Nein, so konnte sie sich unmöglich vorstellen. Sie brauchte dringend einen Spiegel und ein Deodorant.
    Wo es zu den Toiletten ging, wusste
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