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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall
Autoren: Jason Dark
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sie jetzt keine Frage mehr stellte. Das konnte nur schlimm enden.
    Fernando Diaz verließ seinen Platz hinter der Bar. Er fürchtete sich, er ging geduckt, blieb stehen und wartete auf die Person, die langsam vom Hocker rutschte und wieder mit diesen sehr elegant und lasziv wirkenden Schritten vorging, bis sie Diaz erreicht hatte, der nickte. »Bleiben Sie an meiner Seite.«
    »Das werde ich.«
    Im Hintergrund der Bar gab es eine Tür. Sie lag etwas erhöht und nicht weit von der Plattform entfernt, wo die Mitglieder der kleinen Band saßen, die jetzt wieder zu ihren Instrumenten griffen.
    Die Tür war nicht verschlossen, und der Keeper drückte sie auf. »Nach Ihnen«, sagte die Frau.
    Diaz ging vor. Augenblicklich war der plüschige Charme der Bar verschwunden. Betonwände, über die eine helle Kalkschicht gestrichen worden war, flankierten den Gang. Nur einige Türen unterbrachen die Glätte, und das wenige Licht gab den Eintretenden weiche Schatten, die ihre Körper begleiteten.
    Ziemlich weit hinten stand ein Mann.
    Er rührte sich nicht, und er gehörte zu Rawlins wie das Salz zum Ei, denn Ronco war der Leibwächter des Barbesitzers. Er stammte aus Sizilien, galt als Schlächter und sah auch so aus. Der Anzug stand ihm nicht. Aus dem weißen Kragen wuchs ein Hals mit rötlicher Haut hervor, und diese Röte setzte sich auch in seinem Gesicht fort. Die schwarzen Haare lagen wie angeklebt auf seinem Kopf. Um den Mund herum und auch auf den Wangen wuchs ein dichter Bart wie dunkles Gestrüpp.
    Diaz schielte auf die Frau. Sie mußte den Mann gesehen haben, doch sie zeigte keine Angst. Gelassen ging sie weiter, bis Ronco den rechten Arm vorstreckte, wobei er seine Hand zur Faust geballt hatte. Er sagte nur ein Wort.
    »Stopp!«
    Beide blieben stehen. Ronco wandte sich an Diaz. »Ist das die Person?«
    »Klar.«
    »Du kannst gehen. Ich werde sie zurückbringen!« erklärte er.
    Diaz fiel ein Stein vom Herzen. Er war froh, aus dieser Klemme heraus zu sein. Rückwärts ging er die ersten Schritte. Danach drehte er sich um und rannte aus dem Gang.
    Als die Tür zugefallen war, räusperte sich Ronco, bevor er redete. Er wunderte sich sowieso, daß Diaz wegen dieser Frau den Alarmknopf gedrückt hatte. Sie war eine lächerliche Figur, mit ihr würde er immer fertig werden.
    »Hör zu, Süße, wer immer du auch sein magst, aber Frank ist für dich nicht zu sprechen.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann hau ab.«
    »Pardon.« Sie blieb bei ihrer freundlichen Kälte. »Ich habe auch keinen Grund gesehen, mit Frank zu sprechen. Das will ich gar nicht, wenn Sie verstehen.«
    »Dann frage ich mich, weshalb du gekommen bist. Willst du hier arbeiten?«
    »Das hatte ich auf keinen Fall vor. Ich möchte auch nicht zu Frank Rawlins, sondern zu Logan Costello, und ich weiß, daß er hier ist. Ich habe meine Informationen. Jetzt machen Sie Platz, ich will rein, Mister.«
    Bei Ronco trat das ein, was er so gut wie noch nie erlebt hatte. Er war sprachlos geworden. Die Selbstsicherheit dieser Person irritierte ihn.
    Was die sich einbildete, war ungeheuer, das war nicht zu fassen, das war einfach unglaublich. Sie nahm den Namen Costello in den Mund, als wäre er ein mieser Pinscher und nicht der Herrscher über die Londoner Unterwelt.
    Da Ronco durch Worte weniger überzeugen konnte als durch Taten, griff er auch direkt zu. Die Frau rührte sich nicht. Sie ließ es geschehen, daß er seine rechte Hand schraubstockartig hart um ihren rechten Arm klammerte, sie dann zur Seite zerrte und anschließend nach vorn drückte. »Ich werde dich persönlich aus diesem Haus schaffen, du kleine Nutte. Ich werde dich sogar fertigmachen und…«
    Sie ging nicht mehr weiter.
    Sie blieb stehen!
    Ronco war so überrascht, daß er zunächst keine Worte mehr fand. Er drehte den Kopf und schaute auf seine Hand. Tatsächlich, sie umklammerte noch immer den Arm der Frau.
    »Versuche es nicht«, sagte sie.
    »Verdammt, du miese…« Er holte nicht nur aus, er schlug auch zu. In den breiten Händen steckte eine immense Kraft, er wollte ihr das Gesicht zerschmettern, doch die Frau hob blitzschnell ihren linken Arm und hielt dagegen.
    Kaltblütig wehrte sie den Schlag ab. Ronco aber schrie auf, weil er den Eindruck hatte, gegen Metall geschlagen zu haben, so hart war dieser Arm gewesen.
    Seine andere Hand rutschte ab. Er sackte etwas in die Knie, er holte auch pfeifend Luft, und in seine Augen trat ein sehr böses und grausames Funkeln.
    Wieder war die Frau schneller.
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