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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall
Autoren: Jason Dark
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gekommen. Er stieg noch nicht ein, und wir schauten uns über das glänzende Autodach hinweg an. »John, weißt du eigentlich, daß ich schon jetzt ein verdammt ungutes Gefühl habe?«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Mafia, Prag, Geschäfte mit der Angst der Menschen. Fällt dir dazu nicht ein Name ein?«
    »Meinst du Logan Costello?«
    »Genau ihn.«
    »Ich habe daran schon gedacht, und ich denke, daß wir ihm bald auf den Zahn fühlen werden…«
    ***
    Die an der Bar sitzende Frau hielt ihren Hautlappen fest, als wäre er ein Stück Papier. Der Keeper hatte zunächst seine Hand vor die Augen pressen wollen, das gelang ihm nicht. Es kam ihm so vor, als hätte er von einer anderen Stimme den Befehl erhalten, genau hinzuschauen.
    Und nur er sah das Schreckliche, denn die drei Mädchen hatten ihre Plätze hinter der Bar verlassen und sich zu den Gästen gesellt, um ihnen das Geld aus den Taschen zu holen.
    In der Lücke, die aussah wie ein vergrößertes V, sah er das blanke Metall und dahinter – oder dazwischen – eine grünlich schimmernde Verdrahtung. Noch etwas fiel ihm auf. Durch den Druck hatte sich die gesamte Gesichtsfront verschoben. Sie erinnerte ihn an eine Maske, die man abnehmen und wieder aufsetzen konnte.
    Das Lächeln auf dem Gesicht war geblieben. Es wirkte jetzt verzerrt und bösartig. Er hätte sich nicht gewundert, wenn die Frau auch noch ihre Lippen abgerissen hätte.
    Sehr langsam bewegte sie ihre Finger und damit auch das Stück Haut.
    Sie preßte es wieder gegen ihr Gesicht, als würde sie ein Stück Gummi anleimen, das war alles.
    Das Gesicht sah wieder so glatt aus wie zuvor, und der Keeper glaubte, aus einem Alptraum erwacht zu sein. Er zwinkerte, weil ihm salziger Schweiß in die Augen gedrungen war, doch nicht nur deshalb. Er konnte das Erlebte einfach nicht begreifen. Das war der Alptraum schlechthin, und es war nicht einmal ein böser Scherz.
    Die Unbekannte aber saß auf ihrem Hocker, als wäre nichts geschehen.
    Sie hatte die Arme angehoben und sie verschränkt auf den Handlauf der Bar gelegt. Völlig emotionslos schaute sie den Keeper an, der die Welt nicht mehr verstand.
    »Kann ich jetzt mit ihm sprechen?«
    Fernando Diaz holte Luft. »Wen… wen… meinen Sie?«
    »Nicht Frank Rawlins, Costello!«
    »Meine Güte, nicht so laut!« Er schaute sich scheu um. »Diesen Namen zu sagen, ist…«
    »Er ist bei euch!«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Aber ich. Meine Quellen sind gut. Ich will zu ihm. Costello wird nicht durch das Lokal gegangen sein, sondern einen hinteren Eingang benutzt haben. Und ich denke mir, daß er sich in Rawlins’ Büro befindet. Du wirst mich hinführen.«
    Nichts an ihrer Stimme hatte sich verändert. Sie war auch weiterhin kalt und gelassen geblieben. Dieses Weib zeigte keine Emotionen, und für Diaz war sie keine Frau mehr, sondern gehörte schon zu der nächsten Generation von Robotern, vor denen viele Menschen warnten, weil sie Furcht davor hatten, daß derartige Wesen letztendlich die Kontrolle über die Menschen erlangten und selbst nicht mehr kontrollierbar waren.
    »Wenn du gleich nicht gehst, werde ich dich töten. Und zwar hier und vor aller Augen.«
    Diaz erbleichte noch stärker, worüber er sich selbst wunderte. So unwahrscheinlich diese Worte auch klangen, beim Nachdenken darüber glaubte er schon, daß sie stimmten, denn dieser Person traute er einfach alles zu.
    »Ja«, sagte er, »kommen Sie mit.« Wie zufällig rutschte seine Hand dabei unter die Arbeitsplatte. Dort befand sich auch der helle Knopf.
    Wurde er gedrückt, erklang in Rawlins’ Büro ein Alarmsignal. Der Mann wußte also Bescheid und würde schon die entsprechenden Maßnahmen treffen.
    Diaz schnippte mit den Fingern und winkte zugleich. Die Geste wurde von den drei Barmädchen gesehen. Eine von ihnen löste sich aus einer Sesselecke, stellte ihr Glas weg und übernahm den Platz hinter der Bar.
    Breit lächelnd blieb sie vor Diaz stehen. »Dauert es länger?«
    Er warf der Unbekannten einen raschen Blick zu. »Das weiß ich nicht genau.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Zu Frank.«
    »Ach so!« Die Kleine drehte sich. »Mit ihr?« Sie schaute dabei die Frau an der Bar an, wollte noch etwas sagen, aber das erste Wort blieb ihr bereits im Ansatz in der Kehle stecken, denn sie hatte nur die Augen gesehen und Bescheid gewußt. Ein nie gekanntes Frösteln war über ihre nackten Schultern gerieselt, verbunden mit einem pressenden Gefühl der Furcht. Sie wußte, daß es besser war, wenn
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