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Ciara

Ciara

Titel: Ciara
Autoren: Nicole Rensmann
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prächtiges Haar und stoppte so abrupt, dass Fear zurücktaumelte. Ciaras Augen nahmen einen eisigen Ausdruck an. »Solltest du hinter dem Tod meiner Mutter stecken, nimm dich vor der Rache der Götter in Acht, die ich persönlich anführen werde, um dich bei lebendigem Leib zu zerreißen.«
    Sie stutzte, sie hatte diesen Satz schon einmal gehört, nicht in dieser Welt, sondern in einem ihrer Träume.
    »Weißt du, was das Beste an der Sache ist?«, fragte Fear und beantwortete seine Frage prompt selbst: »Du kannst mir drohen, aber mich niemals töten, weder aus Rache, Hass und Wut noch aus Gier.«
    Ciara dämmerte, worauf er hinauswollte.
    »Denn dann verletzt du deinen Ehrenkodex, den du all die Jahre unbewusst erlernt hast.«
     
    Zum Schluss noch acht Worte und da gilts, schadet es keinem, dann tu, was du willst!
     
    Sie schwieg, während sie jede noch so kleine Bewegung Fears registrierte.
    »Stimmt doch, oder?«, lachte er.
    Es begann zu schneien, Wind kam auf, der Ciara die Schneeflocken ins Gesicht blies. Sie blinzelte – zu lang –, sodass sich Fear ihr bis auf eine Armeslänge nähern konnte.
    ›Ich werde dich verletzen und quälen müssen. Dann bist du mir unterlegen. Dann kann ich dich töten.‹ Deutlich hörte Ciara die Worte, die Fear nicht laut ausgesprochen hatte.
    »Meine Gabe ist zu stark für dich«, entgegnete sie, ohne ihre telepathischen Kräfte zu verwenden.
    »Ich weiß, aber ich werde einen Weg finden, sie zu kontrollieren, damit ich noch jemanden töten kann, der mir überlegen ist.«
    »Smith?«
    Fear riss die Kapuze von seinem nackten, deformierten Kopf. Das Geschwür wucherte wie ein flexibles Implantat unter seiner Kopfhaut. Es bewegte sich auf eines seiner Augen zu.
    »Das hat er mit mir gemacht. Willst du noch mehr sehen?«
    Ciara schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Mit deiner Macht kann ich es bekämpfen«, dabei wies er auf seinen Schädel, »ihn töten, zwischen den Welten gehen, mein eigenes Universum entwerfen und meine Träume real werden lassen.«
    Diese Erklärung überraschte Ciara, wollte sie doch nach wie vor ihre Bestimmung und ihre eigenen Fähigkeiten nicht akzeptieren; den kaum nennenswerten Augenblick der Verblüffung nutzte Fear aus, trat mit einer raschen Bewegung Ciaras Beine zur Seite und warf sie zu Boden.
     
    Hastig befreite Mike das quietschende Frettchen aus seiner stickigen Behausung und drückte sich zusammen mit dem Marder vor die verschlossene Tür eines Schaltraumes. Nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten, beabsichtigte er nicht, ausgerechnet jetzt die Flucht zu ergreifen. Er beobachtete die Auseinandersetzung mit klopfendem Herzen und schrie Ciara zu, sie solle ihre Gabe benutzen. Sie schien ihn nicht zu hören. Mike wollte bereits auf die beiden Kämpfenden zulaufen, als das auf seiner Schulter sitzende Frettchen ihn ins Ohrläppchen zwickte – nicht stark, aber doch fühlbar –, um Mikes Aufmerksamkeit auf sich zu richten. Er wandte seinen Kopf zur Seite und schaute es an. Es erwiderte seinen Blick, beide zitterten vor Anspannung. Etwas in den Augen – den roten Albinoaugen des Tiers, die Mike auf eigenartige Weise mit seinem Traum assoziierte – hielt ihn von seinem Vorhaben ab, Ciara zu helfen. Mit wachsender Sorge beobachtete er aus der Entfernung den Kampf.
    Fear drückte Ciara zu Boden, woraufhin sie ihm mit der Faust ins Gesicht schlug, so stark, dass er sie für einen Atemzug freigab. Sie sprang auf, doch Fear umfasste ihre Beine, zog daran und brachte sie erneut zu Fall. Ciara strampelte und traf Fear vor den Brustkorb, in Gesicht, Genitalien und Magen. Er brüllte wie ein verletztes Tier.
    »Ciara, mach ihn fertig. Du kannst das. Manipuliere ihn. Töte ihn!«, schrie Mike ihr abermals zu, fuchtelte mit dem Gips in der Luft herum und war sich der Tatsache bewusst, dass er wie ein verrückt gewordener Pantomime wirken musste.
    »Nein!« Sie hieb Fear einen Fuß gegen seine Brust. »Ich darf ihn nicht töten und ich will ihn auch nicht in mir haben.« Mit einem eleganten Sprung kam sie auf die Füße, ohne Fear aus den Augen zu lassen. Sie umkreisten sich, langsam, Schritt für Schritt, leicht nach vorne gebeugt.
    »Dann mach es so wie bei Smith«, versuchte Mike ihr zu raten.
    »Er ist auch nur ein Opfer.« Mike erinnerte sich an das Frühstück in Ciaras Haus, und wie besessen sie davon gewesen war, ihren Peiniger zu finden.
    »Verdammt!«, brüllte Mike erneut. »Er wird dich töten!«
    »Da hat der Kleine allerdings
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