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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
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der Grobe.
    »Ein Maurermeister, der nicht weiß, ob oder ob man nicht aus einer Mauer eine Tür herausschlagen kann, sollte besser den Beruf wechseln!« rief Don Camillo.
    »Es handelt sich um eine Mauer, die alt ist, weiß der Kuckuck, wie alt«, erklärte der Grobe, »und alte Mauern spielen einem oft üble Streiche. Wenn ihr mich nicht vorher ein wenig vom Verputz herunternehmen und eine Probe machen laßt, kann ich Euch weder ja noch nein sagen.«
    Don Camillo sagte dem Groben, daß er ruhig eine Probe machen könnte. »Erinnere dich daran, daß du in einer Sakristei bist«, ermahnte er ihn. »Sieh zu, daß du anständig arbeitest und so wenig Dreck wie möglich machst.«
    Der Grobe nahm Hammer und Meißel aus der Arbeitstasche und begann, den Mörtel auszukratzen.
    »Schlechte Nachricht, Hochwürden«, brummte er nach zwei, drei Hammerschlägen. »Der Verputz ist aus gutem Mörtel, aber die Mauer besteht aus Steinen und Sand. Wäre sie aus Ziegeln gemacht, hätte es genügt, ein Loch für den Balken aus Eisenzement zu schlagen und dann den Rahmen herauszuschneiden und so die Tür herauszubrechen. So aber ist es ein ziemlicher Schlamassel.«
    Don Camillo ließ sich den Hammer geben und löste den Verputz an einer anderen Stelle, aber auch dort stieß er sogleich auf Steine, die von schlammigem Mörtel zusammengehalten wurden.
    »Merkwürdig!« rief er. »Außen sind die Mauern der Kirche alle aus Ziegeln. Ist es möglich, daß sie da innen mit Steinen gearbeitet haben?«
    Der Grobe breitete die Arme aus.
    »Die könnten die Stützpfeiler und eine äußere Schicht aus Ziegeln gemacht und dann alles mit Steinen aufgefüllt haben«, sagte er. »Versuchen wir jedenfalls in aller Ruhe, ein Probeloch zu machen.«
    Mit einem großen Nagel begann er, die Erde um den Stein herum zu lösen, den er freigelegt hatte, und sehr bald konnte er ihn herausziehen. Er kratzte die Erde aus dem Loch, das der Stein hinterlassen hatte, und es kam ein weiterer Stein zum Vorschein. Der Grobe grub um den Stein herum, der dann plötzlich verschwand.
    »Hinter der Steinmauer ist es hohl«, erklärte der Grobe. »Das verstehe ich nicht. Die Steine müßten zumindest an die Ziegelmauer angelehnt sein.«
    Der Grobe betrachtete die Decke der Sakristei, die kein Gewölbe war, sondern von kräftigen Eichenholzbalken gestützt wurde. Und die drei riesigen Dachbalken lagen an einer Seite auf der Steinmauer. Der Grobe schüttelte den Kopf, zog den Maßstab aus der Tasche und maß die Entfernung zwischen der Steinmauer und der Mauer auf der gegenüberliegenden Seite ab. Dann stieg er mit einer Sprossenleiter auf den Dachboden über der Sakristei, zu dem man durch eine Luke gelangte. Don Camillo folgte ihm. Als er oben angekommen war, nahm der Grobe die Maße des Fußbodens zwischen den beiden gegenüberliegenden Mauern und erhielt so einen Meter zwanzig mehr als im unteren Stock. Daraufhin ging er zur Außenmauer, zu der Stelle, wo die Dachschräge fast den Boden berührte und holte ein paar Ziegelsteine aus dem Fußboden. Er zündete ein Streichholz an und schaute durchs Loch.
    »Selbstverständlich, es mußte ja so sein«, brummte er und zog sich zurück, um Don Camillo Platz zu machen. »Die stützende Mauer ist aus Ziegelsteinen, und daraufliegen die Dachbalken. Die Steinmauer wurde nachher errichtet, um etwas zu verbergen.«
    Don Camillo vergrößerte das Loch im Fußboden: Tatsächlich war die Steinmauer errichtet worden, um einen riesigen Schrank zu verbergen. Kein Wunder, daß der Pfarrer auf einmal Fieber bekam. Als er wieder in die Sakristei hinuntergestiegen war, sagte er zum Groben: »Danke. Im Augenblick brauche ich dich nicht mehr.«
    »Ich glaube aber doch, daß Ihr mich braucht«, erwiderte der Grobe gelassen: »Eine Mauer, die fünf Meter lang, drei Meter hoch und fünfzig Zentimeter dick ist, das heißt siebeneinhalb Kubikmeter Steine und Mörtel. Und man muß sie ganz abreißen, wenn man die Türen des Schranks öffnen will.«
    »Und wer sagt dir denn, daß ich die Mauer niederreißen will?« rief Don Camillo. »Ich bin doch nicht verrückt.«
    »Schlimmer: Ihr seid Don Camillo«, antwortete der Grobe.
    Don Camillo dachte an die siebeneinhalb Kubikmeter Steine und Mörtel und gestand sich ein, daß das auch für ihn zuviel war.
    »Also einverstanden«, sagte er. »Bring mir die Männer hierher, die es braucht, um die Mauer abzureißen, und die Handlanger, die Schritt für Schritt den Schutt hinausbringen sollen. Aber damit das
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