Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
Vom Netzwerk:
Taufe gehandelt hatte.
    »Hör auf zu weinen und rede«, schüchterte Don Camillo den Jungen ein. »Was ist geschehen?«
    »Vorige Woche«, stotterte der Junge mit gesenktem Kopf, »habe ich die Aufnahmeprüfung für die Mittelschule in der Stadt abgelegt… Heute morgen habe ich mir das Ergebnis angesehen…«
    Der Unglückliche brach in Schluchzen aus. Ful schaute zu Don Camillo auf, knurrte und zeigte die Zähne. Don Camillo fuhr hoch:
    »Du«, brüllte er Ful an, »hättest, anstatt jetzt eine solche Szene zu machen, deine Pflicht tun und ihn daran hindern sollen, in den Holzschuppen hineinzugehen.«
    »Ich bin ein Hund, aber nicht ein Hundsfott, der einen Freund verjagt, der ihn in einem schwierigen Augenblick um Hilfe bittet«, erwiderte auf seine Weise Ful. »Man kann einem Kind nicht die Tür vor der Nase zuschlagen.«
    »Das ist kein Kind!« entgegnete Don Camillo. »Das ist der Sohn des Bürgermeisters, und ich will mit dem Unglücksraben keine Scherereien haben!«
    »Wenn du ihn in die Kirche aufgenommen hast bei der Taufe, dann wirst du ihn jetzt, da er getauft ist, auch in dein Haus aufnehmen können«, stellte Ful in strikter hündischer Logik fest.
    Der Junge hatte sich ein wenig beruhigt, und Don Camillo setzte sein Verhör fort:
    »Du hast dir also die Ergebnisse der Prüfung angesehen. Du bist heute morgen mit dem Bus gefahren, und warum bist du nicht mittags zurückgekehrt?«
    »Ich bin zu Fuß zurückgegangen«, seufzte das Kind. »Vor einer halben Stunde bin ich angekommen, und dann bin ich hierher gekommen.«
    »Und warum gerade hierher und nicht woandershin?«
    »Ich wollte in die Kirche, aber die war zu… «
    »Das versteht sich!« brüllte Don Camillo. »Die Kirche ist kein Gasthof. Aber wäre es nicht einfacher gewesen, zu dir nach Hause zu gehen, statt hierher zu kommen?«
    »Das konnte ich nicht«, antwortete der Junge und fing wiederum verzweifelt an zu schluchzen. »Ich bin in Italienisch und in Geschichte durchgefallen… «
    Ful blickte Don Camillo fragend an:
    »Ist das schlimm?« brummte er.
    »Was heißt da schlimm!« meinte Don Camillo ungeduldig: »Er muß ganz einfach nur zwei Fächer im Oktober wiederholen.«
    Auf alle Fälle mußte der Junge schrecklichen Hunger haben, wenn er um sieben Uhr von zu Hause weggegangen war. Don Camillo stöberte im Speiseschrank herum und holte Brot, Käse und ein Stück Salami hervor und legte es vor den Unglücksraben hin:
    »Iß jetzt und denk an nichts«, sagte er.
    Die großzügige Geste Don Camillos gefiel Ful sehr, er begann fröhlich zu lärmen und stand dann dem Freund moralisch bei, indem er ihm half, sich der Haut der Salami und der Käserinde zu entledigen. Der Junge bekam auch ein halbes Glas Wein, und das brachte ihn wieder auf Touren.
    »Ich verstehe nicht, was die Jungs heutzutage in ihren Schädeln haben«, rief Don Camillo, als der Unglückliche wieder seine natürliche Gesichtsfarbe zurückgewonnen hatte. »Sie machen eine sehr schwierige Prüfung wie jene beim Übertritt von der Volks- in die Mittelschule, sie schaffen es hervorragend mit zwei dummen Prüfungen im Oktober, und anstatt Freudensprünge zu machen, tun sie, als wäre alles eine Tragödie. Hör jetzt auf, den Wirrkopf zu spielen. Kehr nach Hause zurück, und Schluß damit!«
    »Ich kann nicht!« schrie der Junge voller Angst.
    »Und warum?«
    »Mein Papa… «
    »Dein Vater wird, auch wenn er Bürgermeister und Chef der Kommunisten ist, doch irgend etwas in seinem Hirn haben!«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Mein Papa hat immer gesagt, daß der Sohn des ersten Bürgers auch der erste Schüler sein muß. Ich aber…«
    »Das ist eben ein Mißverständnis!« brüllte Don Camillo. »Du bist nicht der Sohn des ersten Bürgers, sondern des ersten Trottels der Gemeinde, und das erklärt alles… Auf alle Fälle: beruhige dich. Geh jetzt zu Bett. Im kleinen Zimmer links ist alles hergerichtet. Morgen früh werde ich mit deinem Vater reden.«
    Der Junge ging, und Ful folgte ihm. Als er an der Schwelle zum Flur war, blieb der Hund stehen und drehte sich um.
    »Schon gut«, brummte Don Camillo. »Ich habe verstanden. Angesichts der außergewöhnlichen Situation darfst auch du hinaufgehen.«
    Es war schon elf Uhr nachts, und Don Camillo beschloß, schlafen zu gehen. Vorher wollte er die Reste der Mahlzeit verschwinden lassen und das Wohnzimmer in Ordnung bringen. Aber das gelang ihm nicht, denn jemand klopfte an die Tür. Natürlich war es Peppone.
    Peppone war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher