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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Polizei wiederkommen.«
    »Frau?« Humboldt runzelte die Stirn. »Was für eine Frau?«
    Lena blickte argwöhnisch in Charlottes Richtung. »Sie behauptete, deine Mutter zu sein. Sie war echt schrecklich.«
    »Meine Mutter?« Charlotte wurde kreideweiß. »Hat sie gesagt, was sie wollte?«
    Ein Kopfschütteln war die Antwort. »Nein«, sagte Lena. »Aber sie sagte, sie wolle wiederkommen. Heute Nachmittag um Punkt vier. Und dass sie diesmal einen Gendarmen mitbringen werde.«
    Oskar sah verwundert auf Charlotte. Ihre Lippen hatten jegliche Farbe verloren. Sie schaute auf ihre Uhr, dann sagte sie: »Vier Uhr. Dann habe ich noch drei Stunden. Müsste reichen, wenn ich mich beeile.« Sie reckte ihr Kinn in die Höhe. »Macht es dir etwas aus, Onkel, wenn ich mich nicht am Ausräumen der Koffer beteilige?«
    »Was hast du denn vor?«
    »Ich muss noch einmal zurück in die Stadt. Der Kutscher wird mich fahren.«
    »Um was zu tun?«
    »Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Aber es ist wichtig, glaub mir. Bitte, sag nicht Nein.«
    Der Forscher zuckte mit den Schultern. »Na schön, wenn es denn sein muss. Wir kommen hier allein klar. Sieh nur zu, dass du rechtzeitig wieder da bist. Du weißt, wie unangenehm deine Mutter werden kann, wenn sie warten muss.«
    »Eben deswegen muss ich mich beeilen.« Mit diesen Worten stieg Charlotte wieder in die Kutsche. Oskar legte seine Hand auf die Karosserie. »Brauchst du Gesellschaft? Ich könnte dich begleiten.«
    Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Nein, lass nur. Es gibt Dinge, die eine Frau allein tun muss. Aber vielleicht komme ich nachher mit einer guten Botschaft zurück. Drückt mir alle die Daumen.«
    Mit einem Schnalzen der Peitsche setzten sich die zwei Pferde wieder in Bewegung.
    Humboldt blickte ihr hinterher. »Und ich dachte, jetzt würde es ruhiger werden. Sei’s drum. Lena, hol deine Freunde. Wir müssen das Gepäck reinbringen, die Fensterläden öffnen, lüften und alles für einen Fünfuhrtee vorbereiten. Zack, zack, es gibt viel zu tun!«
     

     
    Punkt vier war auf der Hofeinfahrt das Trappeln von Hufen und das Knirschen von Kies zu hören. Ein prächtig herausgeputzter Landauer war vorgefahren, der mit seinen vier Pferden und der offenen Karosse einiges hermachte. Der Tag war herrlich, sodass man bequem offen fahren konnte. Im Inneren saßen ein dicklicher Mann mit breitem Backenbart und Zylinder sowie eine fein herausgeputzte Dame mit violettem Kleid und einem breitkrempigen Hut, auf dem eine Pfauenfeder wippte. Begleitet wurden sie von einem Gendarmen zu Pferd, auf dessen blauer Uniform makellose Messingknöpfe schimmerten.
    Humboldt spähte mit zusammengezogenen Brauen durch das Fenster und beobachtete grimmig, wie die Neuankömmlinge anhielten und ihr Fahrzeug verließen. Als es an der Tür klopfte, richtete er sich bolzengerade auf.
    »Die Zeit ist gekommen. Auf ins Gefecht!«
    Oskar begleitete ihn. Die schwere Pforte schwang auf, und dort stand sie: Maria Riethmüller, Charlottes Mutter. Groß, rotwangig und von beeindruckenden Proportionen. Eine gewaltige Frau. Oskar hatte von ihr bisher nur aus Erzählungen erfahren. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass diese Person über eine so schwache Lunge verfügen sollte, dass sie das ganze letzte Jahr im Sanatorium in Heiligendamm verbringen musste. Sein Verdacht verhärtete sich, als die Frau zu sprechen begann.
    »Wo ist meine Tochter?«
    Kein Hallo, keine Begrüßung, nicht mal eine Vorstellung ihres Begleiters, des Herrn mit dem Zylinder.
    »Ich grüße dich auch, Maria«, sagte Humboldt mit einem kühlen Lächeln. »Wie schön zu sehen, dass es dir schon wieder besser geht. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Anreise.«
    »Spar dir die Floskeln, Carl Friedrich«, sagte Maria. »Ich bin hier, um Charlotte zu holen. Wenn es sein muss, mit Gewalt.« Sie deutete auf den Wachmann, der betreten auf seine Stiefelspitzen schaute. Ihm schien die ganze Sache sehr unangenehm zu sein.
    »Dies ist jetzt das sechste Mal, dass ich hier antanzen muss, und ich werde nicht eher gehen, als bis ich meine Tochter bei mir habe.«
    »Charlotte ist unterwegs«, sagte Humboldt. »Sie hat noch etwas in der Stadt zu erledigen, aber sie hat mir versprochen, dass sie bald zurück sein wird. Wir sind heute erst von einer langen Reise zurückgekehrt. Aber bitte, tretet doch ein. Eliza hat Tee und etwas Gebäck bereitgestellt. Die Einladung gilt natürlich für alle.« Er ging zur Seite und ließ den Besuch das Wohnzimmer
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