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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Autoren: Gillian Philip
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als ich. Er hatte das gleiche dunkelblonde Haar wie seine Mutter, kurz geschoren, aber widerspenstig, und dazu die hellgrauen Augen von Griogair, die beim Lachen wild tanzten. Und auch sonst hatte er alles von unserem Vater, nicht zuletzt seine Liebe und sein Vertrauen. Das Einzige, was ich von Griogair hatte, war sein schwarzes Haar, das Haar eines Schurken, in den mich zu verwandeln mir vorherbestimmt war. In dieser Sekunde entschied ich, mir die Haare lang wachsen zu lassen.
    Conal trug sein Schwert auf dem Rücken, das silberbeschlagene Schwert, das Griogair für ihn hatte anfertigen lassen. Ich fragte mich, ob er wohl hergekommen war, um mich zu töten. Würde es mir so viel ausmachen?, überlegte ich und beantwortete meine Frage mit Ja. Ich umklammerte den Stein fester. Ich würde schon dafür sorgen, dass ich den ersten Treffer landete.
    „Geh weg“, keifte ich.
    Conal zuckte mit den Schultern. „Der Felsen gehört dir aber nicht. Und ich finde es schön hier.“
    „Starr mich nicht so an“, knurrte ich und hielt den Stein ein Stück höher.
    Seufzend drehte Conal sich weg, sodass er mir nun den Rücken zuwandte. „Besser?“
    Nein. Schlechter. Mit starrem Blick schoss ich ihm meinen finsteren Hass ins Genick. Das Schwert war wunderschön, unfassbar schön. Ich hatte Conal gesehen, wie er damit übte, ich hatte das Schwert durch die Luft sirren gehört, leicht und schnell wie ein Gedanke, perfekt ausbalanciert und seinem Herrn gehorchend, als sei es sein Arm. So etwas, das wusste ich, würde mein Vater mir niemals schenken. Egal wie sehr ich es auch versuchte, ich würde nie sein Sohn sein. Nicht wirklich.
    „Aber du bist mein Bruder“, murmelte Conal.
    „Und das heißt, dass du über mich bestimmen darfst, oder wie?“
    „Nein.“ Er sah über die Schulter zurück, aber an mir vorbei. „Es heißt, dass ich dich gern kennenlernen würde. Und dass das, was ich möchte, nich t … nicht das ist, was Griogair möchte.“
    „Er würde mich am liebsten wegschicken.“
    Meine Worte ließen Conal verstummen. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, mir zu widersprechen, weil er wusste, dass es stimmte.
    „Ich aber nicht“, sagte er schließlich.
    Heiße Tränen schossen aus meinen Augen und diese Demütigung brachte mich dazu, ihn noch mehr zu hassen. „Sei still!“
    „Set h …“
    „Nenn mich nie wieder so!“ Zwischen den Tränen gerieten mir die Worte ganz durcheinander.
    „Ist es denn nicht dein Name?“
    Ich schluchzte. Am liebsten hätte ich ihm den Stein an den Kopf geschleudert. Auf ihn eingedroschen, wie ich auf den Fisch eingedroschen hatte, bis kein Leben mehr in ihm war. Damit er erfuhr, wie sich das anfühlte. Tränen und Rotz liefen mir übers Gesicht wie bei einem Kind und dazwischen klebten die Streifen getrockneten Blutes aus meiner Nase.
    „Mach schon“, sagte Conal.
    Ich starrte auf seinen Hinterkopf.
    „Mit dem Stein lieber nicht“, fügte er hinzu. „Aber ansonsten, bitte, schlag mich.“
    Ich weiß nicht, warum ich den Stein fallen ließ. Ich hätte ihn benutzen können, aber stattdessen ließ ich ihn fallen. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, rannte ich auf Conal zu und schlug ihm fest ins Gesicht. Dann lief ich wie ein Feigling weg und verschanzte mich hinter einem Felsen, bereit, mein Leben bis zum Ende zu verteidigen.
    Langsam und verwundert betastete Conal sein Gesicht. Ich wusste, dass ich ihn schwer erwischt hatte, und wenn er so tun würde, als sei das nicht so, würde ich ihn noch mehr hassen. Aber er schüttelte nur leicht den Kopf und verzog kurz den Mund, als er seinen Wangenknochen berührte.
    „Stark“, murmelte er. „Du bist stark.“
    „Ich hasse dich“, sagte ich.
    „Ich weiß. Kann ich mich jetzt wieder umdrehen?“
    „Nein!“ Ich wollte nicht, dass er die frischen Tränen sah, die in meinen Augen brannten.
    „Fühlst du dich jetzt besser?“
    „Ja“, log ich.
    „Gut.“
    Und ich spürte, dass er das ernst meinte. Er hatte nicht vorgehabt, mir irgendeine blödsinnige Lektion über die Nutzlosigkeit von Gewalt zu erteilen. Er wollte nur, dass ich mich besser fühlte.
    „Deine Mutter hat meine Mutter ins Exil verbannen lassen“, keifte ich, weniger um ihm als um mir selbst diese Geschichte ins Gedächtnis zu rufen.
    Conal zuckte fast unmerklich mit den Schultern und drehte sich ein Stückchen um. „Nun ja“, sagte er und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „schließlich hat deine Mutter versucht, meine Mutter zu
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