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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)
Autoren: Michelle Paver
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einmal Torak sämtliche Feinheiten der Wolfssprache verstehen oder sich wie ein richtiger Wolf ausdrücken kann. Er kann die höchsten Jaul- und Winsellaute nicht hören, Wolf schon.
    Wolfs Geruchsinn ist wesentlich empfindlicher als der von Torak. Wie empfindlich, ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, aber aufgrund der Geruchsrezeptoren in seiner länglichen Schnauze schätzt man, dass sein Geruchssinn tausendmal bis eine Million Mal so gut entwickelt ist.

    Wie alle Wölfe verständigt sich Wolf mithilfe der Wolfssprache , einem äußerst komplexen Zusammenspiel von Lauten, Bewegungen und Gerüchen. Torak kennt sich damit besser aus als unsereiner, aber Fachleute, die Wölfe und ihr Verhalten erforschen, bringen immer mehr darüber in Erfahrung.
     
    Wenn Wolf seine Stimme benutzt, dann nicht nur zum Heulen. Er kann viele verschiedene Laute erzeugen, wie Winsel-, Wuff-, Knurr- und Schreilaute.
    Um sich verständlich zu machen, bedient er sich zudem einer Körpersprache , deren Repertoire unmissverständliche Gesten umfasst, wie zum Beispiel, sich mit dem ganzen Körper an sein Gegenüber zu drängen oder die Pfoten zu schütteln, aber auch Andeutungen wie Blinzeln, kaum merkliches Spiel von Schnauze und Ohren, schwaches Wedeln und Fellsträuben.
    Zudem benutzt er seinen Geruch zur Verständigung, indem er seinen Harn verspritzt oder sich an Steinen und Bäumen (oder an Torak) reibt – und das auf vielerlei Arten, die nicht einmal Torak alle einordnen kann.

    Und wenn Wolf sich mitteilen möchte, bedient er sich dazu natürlich nicht nur eines einzigen Mittels, sondern einer Verknüpfung verschiedener Ausdrucksmittel, je nachdem, mit wem er sich verständigt und in welcher Stimmung er gerade ist. Wenn er Torak etwa anlächeln will, senkt er vielleicht den Kopf, legt die Ohren an, zieht die Schnauze kraus und wedelt mit dem Schwanz, während er gleichzeitig leise jault, Torak mit der Schnauze anstupst und ihn spielerisch in Gesicht und Hände zwickt. Und das ist erst die Begrüßung!
     
     
    Michelle Paver, 2006

Nachwort
    TORAKS ZEIT liegt sechstausend Jahre zurück, nach der Eiszeit, aber noch vor der Einführung des Ackerbaus. Damals war ganz Nordwesteuropa ein zusammenhängendes Waldgebiet.
     
    Die Menschen in Toraks Welt sahen schon aus wie du und ich, aber ihre Lebensweise war ganz anders als unsere. Sie konnten weder schreiben noch Metall gewinnen und verarbeiten, und auch das Rad war noch nicht erfunden, aber das brauchten sie alles nicht. Es waren echte Überlebenskünstler. Sie wussten alles über die Tiere, Bäume, Pflanzen und Steine im Wald. Wenn sie etwas benötigten, wussten sie entweder, wo sie danach suchen mussten, oder sie fertigten es an.
     
    Sie streiften in kleinen Sippen, sogenannten Clans, umher. Manche schlugen ihr Lager nur für ein paar Tage auf, wie Torak und der Wolfsclan, andere blieben einen Mond oder Sommer am selben Ort, wie der Raben- und der Weidenclan, wieder andere waren das ganze Jahr über sesshaft, wie der Robbenclan. Wie euch vielleicht anhand der Karte auffällt, sind einige Sippen seit den Ereignissen in Torak – Wanderer zwischen den Welten ein Stück weitergezogen.
     
    Bei den Recherchen zu Seelenesser hielt ich mich eine Zeit lang in einem verschneiten Waldgebiet am Fuß der rumänischen Karpaten auf. Ich hatte das Glück, Wolfsfährten zu entdecken, dazu die Spuren von Wildschweinen, Rehen, Luchsen, Dachsen und vielen anderen Tieren (ich war allerdings froh, dass die Bären noch Winterschlaf hielten). Ich konnte auch beobachten, wie sich Raben über ein Stück Aas hermachten, und lernte von meinem Führer, wie man dergleichen vortäuscht, um diese ausgesprochen klugen Vögel anzulocken.
    Um mich mit dem Thema Hundeschlitten vertraut zu machen, fuhr ich nach Finnland und Grönland und ließ mich von den dortigen Huskies zu etlichen fröhlichen (und bitterkalten) Ausflügen in die Eislandschaft entführen. Um mehr über das Leben der Clans im Hohen Norden zu erfahren, beschäftigte ich mich mit den überlieferten Fertigkeiten der Inuit in Grönland und Nordkanada, mit ihren Jagdmethoden, dem Bau von Iglus und der Herstellung ihrer prächtigen Fellkleidung. In Grönland erfuhr ich am eigenen Leib, was für Kräfte Wind und Eis entwickeln können, und erlebte –, auf einem unvergesslichen Ausflug ohne Begleitung –, wie einem der Schreck in alle Glieder fährt, wenn in der Ferne urplötzlich ein Eisbär auftaucht.
    Um Eisbären aus der Nähe zu beobachten,
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