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Chindi

Chindi

Titel: Chindi
Autoren: Jack McDevitt
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Haftungsproblem. Er ist nicht sicher, ob er uns überhaupt auf den Chindi lassen will.«
    »Oh.« Ihr Verstand war umnebelt. »Ich dachte, dieser Punkt wäre längst geklärt.«
    »Er sagt, er hätte zugestimmt, uns an Bord zu nehmen, nicht, uns auf dem Chindi landen zu lassen.«
    »Ich verstehe.«
    »Er sagt, ohne Ihre Zustimmung wird er es nicht tun.«
    »Na ja«, bestätigte Hutch mit unbewegter Miene, »ich kann seine Abneigung verstehen.«
    »Es ist nicht gefährlich.«
    »Das klingt so vertraut.«
    Er wich etwas zurück und senkte die Stimme. »Wie geht es ihrem Arm?«
    »Meiner Schulter«, korrigierte sie. »Es geht.«
    »Gut. Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht.«
    »Professor, Sie haben gesehen, was wir gerade durchmachen mussten.«
    »Natürlich.«
    »Dann werden Sie verstehen, dass ich nur ungern das Risiko eingehen möchte, noch einmal in so eine Situation zu geraten.«
    Tor tauchte auf Krücken hinter Mogambo auf. »Wie geht es der Patientin?«, fragte er.
    »Mir geht es gut, danke.«
    »Und wie geht es Ihnen, Doktor? Ich hörte, Sie wollen auf dem Chindi landen.«
    »Wir arbeiten noch daran«, entgegnete Mogambo, ohne Hutch aus den Augen zu lassen.
    Tor verzog das Gesicht und sah aus, als wollte er noch mehr sagen, schwieg aber dann doch.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte sie.
    Mogambo nickte, als täte sie das einzig Vernünftige. »Danke, Priscilla«, sagte er. »Ich schulde Ihnen etwas.«
     
    Am Abend gab sie Claymoor das versprochene Interview. Zu ihrem Entsetzen hatte er mit Hilfe der visuellen Sensoren Bilder von ihrem unbeholfenen Flug über den Chindi und von ihrer wenig eleganten Bruchlandung eingefangen. Rumms. Bumm. Krach.
    »Die werden Sie doch wohl hoffentlich nicht benutzen«, protestierte sie.
    »Hutch, das sind schöne Bilder. Von einer schönen Frau.«
    »Ich sehe aus wie ein verwundeter Pelikan.«
    »Sie sehen unglaublich aus. Wissen Sie, was passieren wird, wenn die Leute diese Bilder sehen? Sie werden eine unglaublich tapfere junge Frau sehen. Eine Frau ohne jede Furcht.«
    »Eine Frau ohne gesunden Menschenverstand«, grummelte sie.
    »Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Sie werden der Liebling der Massen sein.« Er deutete auf das Mikrophon an seinem Revers. »Können wir anfangen?«
    Sie nickte.
    Sie waren in einem VR-Studio, das aussah wie die Kreuzung zwischen Erster Straße und Hauptstraße auf dem Chindi. Auf gepolsterten Stühlen saßen sie am Rand der Grube, sodass das Publikum hinter ihnen die dunklen Gänge erkennen konnte, die sich in alle Richtungen zogen. »Ich sitze hier mit Priscilla Hutchins«, sagte Claymoor, »an einem Ort, der uns einen recht guten Eindruck vom Inneren des außerirdischen Schiffs vermittelt. Ich sollte darauf hinweisen, dass das, was Sie sehen, nur ein äußerst kleiner Teil des Schiffs ist, aber dazu kommen wir später.« Er beugte sich vor und legte die Stirn in Falten. »Priscilla, man nennt Sie Hutch, richtig?«
    »So ist es, Henry.«
    Er lächelte in das Objektiv. »Hutch hat heute eine unglaubliche Heldentat vollbracht, um einen ihrer Passagiere zu retten.«
    Trotz ihrer Vorbehalte lief das Interview tatsächlich gut. Claymoor stellte ihr die üblichen Fragen. Hatte sie Angst gehabt? War es sehr schlimm?
    Hatte sie irgendwann geglaubt, sie würde es nicht schaffen? Das Ganze war immerhin von Anfang an ein gewagtes Unternehmen gewesen.
    War sie selbst im Inneren des Chindi gewesen?
    Und was war der Chindi überhaupt?
    Er ließ die visuelle Aufzeichnung ablaufen, und Hutch stürzte aus dem Himmel herab. Die Bilder wirkten furchtbar plump. Eine verrückte Frau, die mit den Füßen voran über einen Steinbrocken flog. Sie versuchte zu erklären, dass die physikalische Seite der Geschichte es nicht gestattet hatte, mit ausgestreckten Armen vorwärts über den Himmel zu gleiten, so wie man sich die Situation unter ästhetischen Aspekten vorstellen mochte. Aber Claymoor lächelte nur freundlich und spielte die Sequenz ein weiteres Mal ab, dieses Mal in Zeitlupe.
    Wie geplant tauchte auch Tor auf und tat, als wäre er nur zufällig vorbeigekommen, ehe er erzählte, wie er auf dem Chindi hatte stranden können. »Haben Sie geglaubt, dass Sie gerettet werden?«
    »Ich wusste, man würde alles tun, was möglich ist, solange Hutch dabei war.«
    Eine Stunde, nachdem sie ihr Interview beendet hatten, hatte die Jacht das Shuttle eingeholt. Brownstein fing es ein, informierte Hutch, dass es unbeschädigt war, füllte Treibstoff nach
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