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Chindi

Chindi

Titel: Chindi
Autoren: Jack McDevitt
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Tor.
     
    Sie hatten den Bremsvorgang gerade zum dritten Mal unterbrochen, um neuen Treibstoff aufzunehmen, als eine Transmission für Mogambo eintraf. Es war eine Kopie an Hutch enthalten, zu ihrer Information, und Brownstein leitete sie weiter. Die Nachricht stammte von Virgil. »Ich habe eine Überraschung für Sie, Maurice«, berichtete jene. »Sie werden sich erinnern, dass wir im Erdenorbit Tarnkappensatelliten entdeckt haben. Offensichtlich sind sie älter, als wir erwartet hatten.«
    Sie legte eine Pause ein, um ihnen Zeit zu geben, über die Bedeutung ihrer Worte nachzusinnen. »Sie arbeiten nicht mehr. Wir haben sie genau untersucht. Sie sind so aufgebaut, dass sie sich selbst abschalten, wenn ihr Zielobjekt einen Entwicklungsstand erreicht, der zu ihrer Entdeckung führen könnte. Aber sie werden reaktiviert, wenn keine elektronische Aktivität mehr feststellbar ist. Mit anderen Worten, wenn der beobachteten Zivilisation etwas zustößt.
    Nichtsdestotrotz gehören sie zu dem Netzwerk, das Sie gesehen haben. Das übrigens größer und komplexer ist, als wir vermutet hatten. Wir haben noch nicht einmal damit angefangen, es zu erfassen. Der Chindi muss mindestens eine Viertelmillion Jahre alt sein.
    In dem angehängten Datenpaket finden Sie ein Segment der Transmission, von dem wir annehmen, dass es Sie interessieren wird. Wir haben es im Mendel’schen System aufgefangen, elfhundert Lichtjahre von der Erde entfernt, aber beinahe dreitausend Lichtjahre innerhalb des Netzwerks unterwegs.«
    »Hat Mogambo das schon gesehen?«, fragte Hutch Brownstein.
    »Vor ein paar Minuten. Er wartet in der Holokabine auf uns.«
    Alles drängte sich hinein. Tor kaute an einem Sandwich, und einer von Mogambos Leuten hielt einen Mint Driver in der Hand. Der große Mann selbst war so aufgeregt, dass er kaum bequem sitzen konnte. Als sie schließlich alle bereit waren, wies Brownstein Jennifer an, das Programm abzuspielen.
    Das Licht wurde gedämpft. Eine Wüste unter einer sengenden Mittagssonne erschien. Der Sand dehnte sich endlos. Hutch blinzelte und schirmte die Augen vor der plötzlichen Helligkeit ab.
    Dann änderte sich der Blickwinkel. Die Wüste raste unter ihnen dahin, und Hutch krümmte sich bei dem Gedanken an ihren verzweifelten Flug über die Oberfläche des Chindi. Hügel erhoben sich, zogen vorüber und verschwanden. Zur Rechten erkannte sie eine Bewegung.
    Eine kamelartige Kreatur.
    Nein, ein Kamel!
    Sie schwebten vorüber und sahen andere Tiere. Und dann, in der Ferne, weiß-graue Flecken, die rasch zu Pferden mit weiß gekleideten Reitern heranwuchsen. Und Männer zu Fuß in geschlossenen Reihen. Bogenschützen. Es schienen Tausende zu sein.
    »Sieht aus wie die Armee des Pharao«, sagte einer von Mogambos Leuten nicht nur scherzhaft.
    Den Reitern entgegen stand eine zweite Streitmacht, noch größer, mit Streitwagen, noch mehr Reitern und Horden von Infanteristen. Die Kavallerie trug Purpur und Weiß, nicht ganz die Farben, die Byron irgendwo angeführt hatte.
    »Das ist dieErde, so viel steht fest«, sagte Mogambo. »Wissen Sie, was das bedeutet? Das ist ein Live-Mittschnitt.«
    »Können wir das datieren?«, fragte Tor.
    Brownstein gab die Frage an Jennifer weiter.
    »Der Transkription zufolge das frühe zwölfte Jahrhundert v. Chr.«
    »Der biblische Entscheidungskampf?«, fragte Claymoor.
    Hutch zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Irgendeine von Tausenden von Schlachten, schätze ich.«
    Die gegnerischen Streitkräfte nahmen Aufstellung und machten sich bereit, gegeneinander in den Kampf zu ziehen.
    »Wir können diesen Abschnitt überspringen, falls Sie es vorziehen, auf das Blutvergießen zu verzichten.«
    »Nein!« Mogambo winkte Brownstein zu. »Lassen Sie es laufen. Sagen Sie ihr das.«
    Aus einem Blickwinkel hinter dem kleineren Heer verfolgten sie das Geschehen. Jennifer korrigierte die Perspektive, so dass sie etwa 40 Meter über dem Erdboden schwebten. Beide Seiten finteten und stachen aufeinander ein, Infanterieeinheiten krachten zusammen und schließlich donnerte der linke Flügel des größeren Heeres voran. Widerstrebend folgte Hutch den Vorgängen, beobachtete Streitwagen und Pfeilhagel, Kämpfe zwischen Schwadronen von Speerträgern. Blut und Staub und sich windende Leiber waren überall zu sehen, doch so sehr es ihr widerstrebte, weiter zuzusehen, sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Sie war nicht sicher, wie lange es dauerte – das Gemetzel schien Ewigkeiten anzuhalten –, aber
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