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Chefsache

Chefsache

Titel: Chefsache
Autoren: Sandra Gernt
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komisch behandelt?“, fragte er leise.
    „Hm?
Kannst du die Zwiebeln schnibbeln ? Ich übernehme die
Chilischoten.“ Timo klang nicht hektisch. Nicht, als wollte er das Thema
abwürgen. Trotzdem wusste Benjamin, dass da etwas im Argen lag. Ihm fehlte im
Moment die Kraft und Konzentration, sich darum zu sorgen, darum beschloss er,
es zunächst nicht weiter zu verfolgen. Dann war er eben verloren! Immerhin
würde er diesen Abend nicht allein verbringen. Das erste Mal, seit er Ingo verlassen
hatte.
     
    ~*~
     
    Während
das Chili con Carne langsam vor sich hinköchelte ,
nahmen sie im Wohnzimmer am Esstisch Platz. Timo hatte eine Flasche Rotwein
geöffnet, an dem Benjamin vorsichtig nippte. Es war ein leichter Wein, trotzdem
wollte er nicht am Ende mit besoffenem Kopf Dinge ausplaudern, die seinen Chef
nichts angingen. Etwa, wie heiß er ihn fand und wie gerne er sich von ihm
berühren lassen würde …
     
    Benny
wirkte nervös. Timo ermahnte sich zum wiederholten Male, es langsam angehen zu
lassen. Ihn nicht zu bedrängen, auf seine Signale zu achten, möglichst
ungefährliche Gesprächsthemen zu wählen. Es war ein Fehler gewesen, ihn
hierherzubringen, zumal Benny sich gesträubt hatte. Aber er hatte diese
Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen können!
    Bennys
hübsches Gesicht war stur zu Boden gerichtet, was Timo sehr bedauerte – der
Kleine war eine Augenweide. Überhaupt, Augen: Timo gehörte nicht zu jenen
Männern, die diesen Aspekt als erstes bemerkten, doch Bennys schokobraune
Iriden fielen als Kontrast zu den hellen Haaren schon extrem auf. Zudem
verfolgten diese Augen seit Wochen jede von Timos Regungen, es war viel zu
offensichtlich, wie heftig Benny in ihn verknallt war – dem Kleinen war das
bestimmt nicht bewusst. Glücklicherweise hatten die anderen noch nichts gesagt,
vielleicht hatten sie nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Paul zum Beispiel
hatte es als Unsicherheit interpretiert und Timo gebeten, den Jungen nicht so
streng ranzunehmen.
    „Deine
Wohnung ist toll“, sagte Benny nach einigen Schweigeminuten, während seine
Finger mit dem Weinglas spielten. „Für einen allein vielleicht etwas groß,
oder?“
    „Als
ich hier eingezogen bin, war ich nicht allein“, erwiderte Timo zögerlich,
unsicher, ob er sich auf dieses gefährliche Terrain begeben sollte. Wobei
schonungslose Offenheit vermutlich der beste Weg war, mit Benny umzugehen.
    „Hm
– das tut mir leid. Warst du mit ihr verheiratet?“
    Timo
lächelte sanft über die Wehmut, die in Bennys Stimme mitschwang.
    „Ich
hätte nichts dagegen gehabt“, erwiderte er. „Peter stand leider nicht auf
solche Gefühlsduseleien. Oder vielleicht sollte ich sagen, zum Glück?“
    Bennys
Kopf fuhr hoch, sein Ausdruck schwankte zwischen Verwirrung und Hoffnung. Doch
er hatte sich genug im Griff, um die Steilvorlage nicht zu nutzen. Peter …
    „Ich
hatte mit Peter die Firma gegründet. Wir waren jung, verliebt und
enthusiastisch. Dann stellte sich völlig unvermutet Erfolg ein. Nach zwei
Jahren hatten wir alle Kredite zurückgezahlt und verdienten trotzdem mehr als
wir brauchten. Damals sind wir in diese Wohnung eingezogen, es war ein
Geheimtipp von einem Freund. Ein Architekt hatte hier vorher gewohnt, alles
umgestaltet und aus einer Baukatastrophe diesen Traum mit phantastischer
Aussicht geschaffen.
    Kurz
danach ging es mit unserer Beziehung bergab. Peter wollte auf Partys gehen, ich
wollte arbeiten, um die Firma am Laufen zu halten. Also ist er häufig allein
weggegangen. Dass er dabei nicht allein geblieben ist, war recht schnell klar.
Wir hatten uns schließlich in einem Darkroom kennen
gelernt, ich kannte seine Vorlieben.“ Timo wurde sich der Verbitterung bewusst,
die er längst überwunden geglaubt hatte. Fast drei Jahre waren vergangen, seit
er Peters ewige Beteuerungen, nur ihn zu lieben, satt gehabt hatte. „Eines
Nachts kam er volltrunken nach Hause. Mit mir hatte er da seit Monaten nicht
mehr geschlafen, ich hatte auch keinerlei Bedürfnis danach gehabt, da ich nicht
wusste, mit wem er rummacht. Eigentlich hatte ich bloß wegen der Firma nicht
längst Schluss gemacht – na gut, und weil der Dreckskerl jedes Mal, wenn ich
damit drohte, auf den Knien lag und Besserung schwor.
    An
diesem Abend kam er früh. Er war, wie gesagt, total besoffen, vielleicht hatte
er auch Drogen genommen, ich weiß es nicht. Jedenfalls stand er plötzlich neben
dem Bett, zerrte mich hoch und verlangte, dass ich ihm sofort einen
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