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Chefsache

Chefsache

Titel: Chefsache
Autoren: Sandra Gernt
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jung und ohne
Familienanhang. Ideal für alle Beteiligten, nicht wahr?“
    Wütend
schloss Benjamin auf und drückte Timo die Trainingshose in die Hand, bevor der
den Mund aufmachen konnte. „Ich kann’s ja verstehen, warum du Karopulli-Paul
behalten willst und mich in die Wüste schickst. Ehrlich, es ist logisch, auch
wenn ich es nicht mag. Trotzdem hättest du etwas sagen müssen, statt mich zu
verführen.“
    Eigentlich
wollte Benjamin vorwurfsvoll klingen, am liebsten hätte er sogar laut
geschrien. Aber Timo wirkte seltsam anrührend, wie er nackt und mit gesenktem
Kopf vor ihm stand, die schwarze Stoffhose an sich gedrückt, als wolle er sich
daran wärmen.
    Schon wieder Schauspielerei. Warum fall
ich jedes Mal darauf rein? Wirklich jedes Mal? Warum verliebe ich mich immer in
solche Schweine, die mich mit einem Lächeln und ein paar netten Worten um den
Finger wickeln?
    „Meine
Sachen kannst du mir mit der Post schicken, dann spare ich allen die
Peinlichkeit, im Büro aufzukreuzen und mich zu verabschieden. Für eine Feier
war ich sowieso nicht lange genug dabei … Grüß die Mannschaft, falls jemand
auffällt, dass ich fehle.“ Er versuchte sich an Timo vorbeizudrängen, bevor er
die Beherrschung verlor, doch der fasste ihn rasch am Arm und hielt ihn auf.
    „Bitte
Benny, du verstehst das alles falsch. Lass es mich dir in Ruhe erklären. Ich
bin froh, dass …“
    „Danke,
das reicht. Ich will nicht hören, worüber Sie froh sind, Herr Heinke.“
    Mit
diesen Worten stürmte Benjamin zur Wohnungstür, solange er noch einen Rest
Würde und Selbstbeherrschung besaß. Unvorstellbar, in dieser Situation
loszuflennen!
    Ja,
der verdammte Penner hatte ihn gründlich verarscht. Vermutlich hatte er das
wahre Gesicht von Timo Heinke noch gar nicht erblicken dürfen.
    Der
nette, professionell distanzierte Vorgesetzte; der verbitterte Mann, betrogen
von seinem Partner; der zärtliche Liebhaber; der schuldbewusst-zerknirschte
Chef – alles Schauspiel, Lug und Trug.
    Wobei
es sich echt angefühlt hatte, als Timo ihm auf dem Parkplatz hochgeholfen und
sich besorgt um ihn gekümmert hatte. Es hatte sich immer echt angefühlt,
gleichgültig, wie Timo sich ihm präsentierte …
    Ingos Liebesbeteuerungen haben sich auch
echt angefühlt. Irgendwann sollte ich mal schlau werden und ein bisschen
Menschenkenntnis gewinnen!
    Benjamin
rannte trotz seiner Prellungen kochend vor Wut und Enttäuschung durch den Park,
durch den er heute hatte joggen wollen. Hoffentlich war es kein Problem, dass
Timo derart nah wohnte.
    Nein,
das war Unfug. Der Mann hatte ihn ficken wollen. Der Fick war gut gewesen,
wirklich gut. Das Essen auch.
    Ich sollte das alles nicht so persönlich
nehmen. Sex geht wunderbar ohne Liebe und anschließende Beziehung. Machen die
meisten Menschen und keinem geht es deswegen schlecht. Warum bin ich solch ein
dämlicher Romantiker?
    Und
warum war er noch immer rettungslos in Timo verliebt?
    Benjamin
wurde langsamer und atmete tief durch. Timo hatte ihm nichts versprochen und
bezüglich der Bettnummer nicht einem Augenblick lang versucht, seine Absichten
zu verschleiern. Es war nie die Rede davon gewesen, dass er mehr von ihm wollte
als diesen One - Night -Stand.
Kein Wunder, dass der arme Kerl so schockiert ausgesehen hatte, als Benjamin
ihn derart heftig anfuhr. Natürlich hätte er das mit der Kündigung schon vorher
sagen sollen. Während dieses einen Moments im Lager hatte er das vermutlich
sogar tun wollen und dann den Mut verloren. Was danach gekommen war, darauf hatte
niemand Einfluss gehabt, es war alles zufällig abgelaufen.
    Ich hätte den Rest der Nacht bei ihm
bleiben sollen statt bösartig zu werden. Vielleicht hätten wir noch eine nette
Nummer unter der Dusche schieben und gemeinsam frühstücken können, bevor er
mich nach Hause gefahren hätte. Tja. Ich hab’s uns beiden versaut.
    Mittlerweile
hatte er seine kleine Wohnung erreicht und war nur noch auf sich selbst wütend.
Außerdem schmerzten seine Knie und die Hand, die Timo ihm fachmännisch
verbunden hatte, brannte entsetzlich. An Schlaf war nach der all der Aufregung
nicht zu denken, darum machte er sich einen Kaffee, fuhr sein Laptop hoch und
begann die Stellenanzeigen zu studieren. Mit etwas Glück konnte er einen neuen
Job finden, bevor er seiner Familie beichten musste, dass der irre nette Chef, von dem er begeistert
erzählt hatte, ihn aus dem Traumjob gekündigt hatte.
     
    ~*~
     
    Benjamin fuhr zusammen, als es
klingelte. Zwei Uhr
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