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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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konnte sich nicht sattsehen an ihrem blassen Gesicht und ihren dunklen Haaren. Eines Abends nahm sie ihr Cello mit in die Dünen. Sie hatte für ihn ein Lied komponiert und spielte es ihm vor. Seit dieser Premiere waren Florence und Gerd ein Traumpaar.
    Um kurz vor eins erreichten wir Harlesiel.
    »Oh, là là«, staunte Florence. »’ier ’at sisch aber einiges verändert.«
    Wir versuchten uns zu orientieren, und mit Hilfe eines Hafenarbeiters fanden wir einen freien Parkplatz in der Nähe des Anlegers.
    Florence kletterte aus dem Wagen und warf die Arme in die Luft.
    »Wangerooge ma belle, wir kommen! Und Edith retten wir auch, isch spüre es.«
    Ich war da nicht so sicher und schaute mich um. Als ich die Fähre im Hafenbecken dümpeln sah, sprach ich ein leises »Danke« in den blauen Himmel.
    Der Wind war kühl, und meine Haare wehten durcheinander. Es roch nach Salz und Brackwasser. In der Ferne konnte ich die Umrisse der Insel erkennen. Alles wirkte so friedlich.
    Nachdem wir die Fahrkarten gekauft und unsere Reisetaschen aufgegeben hatten, gingen wir an Bord. In diesem Moment zog ein ohrenbetäubendes Dröhnen über uns hinweg.
    »Ma chère. Das ist ein Inselflieger«, gab Florence zum Besten. »Wenn wir die Fähre verpasst ’ätten, wäre uns immer noch die Möglischkeit geblieben, ein Flugzeug zu nehmen. Wie gern würde isch mal wieder fliegen.«
    Florence blickte sehnsüchtig nach oben.
    Die kleine Propellermaschine knatterte von Windböen hin- und hergeschaukelt in den Himmel Richtung Insel.
    »Nicht mit mir«, gab ich prompt zurück. Ich war froh, dass wir von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machen mussten.
    Auf der Überfahrt machten wir es uns gemütlich. Ich blickte aufs glitzernde Wattenmeer und hatte einen Anflug von Urlaubsgefühl. Kurz nachdem das Schiff ablegte, klingelte mein Handy, und ich riss es aus meiner Tasche.
    »Trixi?«
    Es war der schlaue Simon.
    »Hör mal, mein Schatz. Kurze Mitteilung aus der Nachrichtenzentrale.«
    Mister Wichtig meldete sich bei mir? Was gab es denn jetzt schon wieder? Nicht einmal mein stürmischer Abgang hatte ihn abgewimmelt.
    »Es geht um deine Kollegin Yvonne –«
    »Ex-Kollegin. Ich arbeite nicht mehr für Bellersen und Konsorten«, unterbrach ich Simon. Er sollte gleich wissen, dass ich als Informantin ausgedient hatte.
    Simon blieb einen Moment still, dann fuhr er fort.
    »Na egal. Frau Strowe hat sich für heute Abend zu einem Exklusivinterview in meine Sendung eingeladen. Ich schätze, sie will etwas loswerden, das die Öffentlichkeit interessiert.«
    »Ich bin gerade nicht im Sendegebiet. Das Interview werde ich wohl verpassen«, maulte ich ihn an. Während ich das sagte, verselbständigten sich meine Gedanken. Wollte Yvonne etwas zu Paul Wiltmanns Tod sagen? Oder zu den zigfachen mysteriösen Abgängen ihrer Mitarbeiter? Ich hatte keine Ahnung und tat so, als interessiere es mich nicht.
    »Dann viel Spaß heute Abend – und richte Yvonne doch bitte herzliche Grüße aus, auch von Edith, falls sie noch lebt!«
    Diesen bedeutungsschwangeren Giftgruß von der Nordsee konnte ich mir nicht verkneifen und legte auf.
    Trotzdem beschäftigte mich Simons Anruf, und ich schickte Rahel eine SMS mit der Bitte, am Abend Simons Radiosendung zu hören. Natürlich wollte ich wissen, was Miss Piggy zu sagen hatte.
    Kurz bevor wir die Insel erreichten, fiel mir auf, dass wir weder eine Rückfahrt noch eine Übernachtung gebucht hatten. In der Hektik hatte ich überhaupt nicht daran gedacht.
    »Mensch Florence, wahrscheinlich müssen wir auf der Insel übernachten. Meinst du, wir finden noch ein billiges Zimmer?«
    Florence sah mich mit ihren großen, dunklen Kulleraugen an und lächelte.
    »Pas de problème. Isch ’abe auf Wangerooge nischt nur Gerd kennengelernt, sondern auch Ingetraut.«
    Soso, Ingetraut. Dieser Name war mir unbekannt, aber ich ahnte, dass Florence bereits etwas organisiert hatte.
    »Sie ist eine gute Freundin und betreibt mit ihrem Mann Onno eine kleine Pension. Isch ’abe Gerd gebeten, sie anzurufen und uns eine Zimmer zu reservieren.«
    Noch ein Stein fiel von meinem bleischweren Herzen. Nur Alans Verschwinden drückte noch mit voller Zorneskraft darauf.
    Bei strahlendem Sonnenschein verließen wir das Schiff und rollten mit einer klapprigen, zugigen Bahn in den Ort. Die kleine Insel wirkte so friedlich. Fast wie im Dornröschenschlaf. Warum musste Edith ihren schwermütigen Plan ausgerechnet hier in die Tat umsetzen?
    »Moin,
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