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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City
Autoren: Alastair Reynolds
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selbstverständlich, dass er Dieterling und mich beschattet hatte. »Ich gehe mal davon aus, dass du deinen Mann nicht aus den. Augen gelassen hast.«
    »He, immer mit der Ruhe, Mirabel. Der Kerl kann nicht einmal pinkeln gehen, ohne dass ich’s mitkriege.«
    »Er ist immer noch dabei, seine Finanzen zu regeln?«
    »Richtig. Du weißt doch, wie reiche Leute so sind. Die Geschäfte gehen vor, Mann. Ich wäre an seiner Stelle längst wie ein geölter Blitz die Brücke hoch gerast.« Er deutete mit der Zigarette auf Dieterling. »Und du bist der Schlangenjäger, wie?«
    Dieterling zuckte die Achseln. »Wenn du meinst.«
    »Schlangen jagen find ich echt cool, Mann.« Er tat so, als würde er mit der Zigarette zielen und schießen. Sicher hatte er eine imaginäre Hamadryade im Visier. »Könntest du mich vielleicht mal mitnehmen, wenn du das nächste Mal losziehst?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Dieterling. »Wir verwenden eigentlich keine Lebendköder. Aber ich kann ja mit dem Boss reden. Mal sehen, was sich machen lässt.«
    Rothand Vasquez fletschte seine spitzen Zähne. »Humor hast du. Du gefällst mir, Schlange. Wie könnte es auch anders sein, schließlich arbeitest du für Cahuella. Wie geht’s Cahuella überhaupt? Wie ich höre, hat’s ihn genauso schlimm erwischt wie dich, Mirabel. Böse Zungen behaupten sogar, er hätt’s nicht überlebt.« Wir hatten an sich nicht vorgehabt, aller Welt von Cahuellas Tod zu erzählen, bevor wir uns genauer überlegt hatten, was sich daraus für Konsequenzen ergaben – aber die Nachricht hatte Nueva Valparaiso offenbar noch vor uns erreicht.
    »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte ich.
    Vasquez nickte so langsam und bedeutungsvoll, als hätte sich soeben eine seiner tiefsten Überzeugungen bewahrheitet.
    »Ja, das hab’ ich auch gehört.« Er legte mir die linke Hand auf die Schulter, achtete aber darauf, dass die Glut der Zigarette den perlweißen Stoff nicht berührte. »Es heißt, du bist um den halben Planeten gefahren, obwohl dir ein Bein fehlte, nur um Cahuella und seine Schlampe nach Hause zu bringen. Ziemliche Heldenoper, Mann, selbst für’n Weißauge. Aber das kannst du mir alles bei ‘nem Pisco Sour erzählen. Dann kann Schlange mich auch gleich für die nächste Exkursion vormerken. OK, Schlange?«
    Wir gingen weiter in Richtung Brücke. »Ich glaube nicht, dass wir dafür genügend Zeit haben«, sagte ich. »Für die Drinks, meine ich.«
    »Wie gesagt, immer mit der Ruhe.« Vasquez schlenderte vor uns her. Die rechte Hand hatte er immer noch in der Tasche. »Ihr seid mir ohnehin ein Rätsel. Ein Wort von euch, und Reivich wäre kein Problem mehr, sondern nur ein Fleck auf dem Fußboden. Noch steht das Angebot, Mirabel.«
    »Ich muss ihn selbst erledigen, Vasquez.«
    »Ja. Auch das hab’ ich gehört. Du musst Blutrache üben oder so. Hattest du nicht mit Cahuellas Schlampe was laufen?« »Taktgefühl ist wohl nicht gerade deine Stärke, Red?« Ich sah, wie Dieterling zusammenzuckte. Wir gingen schweigend ein paar Schritte weiter, dann blieb Vasquez stehen und drehte sich nach mir um.
    »Was hast du eben gesagt?«
    »Ich hab’ gehört, dass man dich hinter deinem Rücken Vasquez die Rothand nennt.« »Und was, verdammt noch mal, geht dich das an?« Ich zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Andererseits, was geht es dich an, ob zwischen mir und Gitta was war?« »Na schön, Mirabel.« Er zog länger als sonst an seiner Zigarette. »Ich denke, wir haben uns verstanden. Es gibt Dinge, nach denen möchte ich nicht gefragt werden, und es gibt Dinge, nach denen möchtest du nicht gefragt werden. Vielleicht hast du Gitta gevögelt, vielleicht auch nicht, Mann.« Er beobachtete ungerührt, wie ich auffuhr. »Aber wie gesagt, es geht mich nichts an. Ich werde dich nicht wieder danach fragen. Ich werde nicht mal mehr dran denken. Aber tu mir ‘nen Gefallen, ja? Nenn mich nicht Rothand. Ich weiß, dass Reivich dir da draußen im Dschungel ziemlich übel mitgespielt hat. War wohl kein reines Vergnügen, du wärst fast dabei draufgegangen. Aber eins sollte dir klar sein. Ihr beiden seid hier in der Minderheit. Ihr werdet die ganze Zeit von meinen Leuten beobachtet. Das heißt, du solltest mich lieber nicht verärgern. Und wenn du es doch tust, dann kannst du was erleben, dass dir die Sache mit Reivich daneben vorkommt wie ein Kindergeburtstag.«
    »Ich finde«, griff Dieterling ein, »wir sollten dem Herrn einfach glauben, was er sagt. Einverstanden, Tanner?«
    Langes,
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