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Charmant und unwiderstehlich

Charmant und unwiderstehlich

Titel: Charmant und unwiderstehlich
Autoren: Kate Welsh
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Mahlzeiten und eine Stunde am Abend sehen durfte. Aber selbst das war ihnen noch zu viel. Sie musste dabei sein.“
    „Was soll das heißen, du durftest uns nicht sehen? Ich dachte, dass du einfach keine Zeit für uns hattest.“
    „Ich durfte euch nicht sehen“, wiederholte sie und ließ sich auf das blumengemusterte Sofa sinken. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich… ich habe getrunken.“ Für eine kurze Weile schloss sie die Augen. „Endlich ist es raus.“
    „Du trinkst doch gar nicht so viel.“
    „Mein lieber Junge, ich war damals fast immer betrunken. Jahrelang, auch dann, wenn ihr bei mir gewesen seid. Anders hätte ich die Tage nicht überstanden.“ Er schaute hinüber zur Bar. Ein Glas Wein schimmerte im Sonnenlicht. Eigentlich kannte er die Antwort auf seine Frage, aber er stellte sie trotzdem. „Warum? Was war so schlimm an deinem Leben? Und warum trinkst du jetzt?“
    „Ich war noch sehr jung, als Marcus und ich geheiratet haben. Natürlich habe ich sehr schnell herausgefunden, dass dein Vater mich betrügt. Er hatte eine Affäre mit einer anderen Frau, als Gary geboren wurde. Und er meinte, mit dem Kind wäre ich für andere Männer ohnehin nicht mehr attraktiv. Jeder wusste von seinen Affären, aber ich tat so, als hätte niemand eine Ahnung. Angelique hat mir geraten, es so zu handhaben. So sind die Männer eben, meinte sie. Und es ist die einzige Art, wie wir Frauen damit zurechtkommen können. Ich kam aber nicht damit zurecht. Deshalb habe ich angefangen zu trinken.“
    „Sie hatte Unrecht. Nicht alle Männer sind wie er.“ Pamela schaute ihn irritiert an. „Wie kommst ausgerechnet du dazu, meine Worte anzuzweifeln? Du bist doch ganz der Vater. Unzuverlässig bis ins Mark.“
    „Nein Mutter. Ich bin nicht wie er. Ganz und gar nicht. Ich bin nur vor dem Leben davongelaufen. Ich hatte Angst, eine Frau zu lieben und sie zu verletzen, weil ihr mir ständig eingeredet habt, dass ich bin wie er. Inzwischen habe ich begriffen, dass es keine Lösung ist, immer davonzulaufen. Aber es geht hier nicht um mich, sondern um dich. Du hast angefangen zu trinken. Und dann?“
    „Ich war schwanger mit dir. Dein Vater hatte mal wieder eine Affäre mit einer anderen Frau, und ich fühlte mich vollkommen überflüssig. Gary fing gerade an zu laufen, und ich habe ihn mit zum Pool genommen. Keine Ahnung, wie es passieren konnte, aber ich bin ohnmächtig geworden. Gary ist davongelaufen.
    Der Butler hat in letzter Minute verhindert, dass er in den Pool stürzt. Deswegen haben sie Annie eingestellt und mich in eine Klinik verfrachtet, bis du geboren wurdest. Dann kam ich nach Bellfield.“
    Sie machte eine kleine Pause, bevor sie fortfuhr. „Ich habe zwar nicht mehr getrunken, aber trotzdem durfte ich mit euch nicht allein bleiben. Dann habe ich damit gedroht, mich von Marcus scheiden zu lassen, obwohl es mir das Herz gebrochen hätte. Aber Angelique hat gesagt, dass ich euch beide nie wieder sehen werde, wenn ich die Scheidung einreiche. Also habe ich mich gefugt und die perfekte Ehefrau gespielt.“
    „Und Annie?“ wollte Brad wissen. „Was ist damals passiert? Du hast mir erzählt, dass du sie um ihretwillen weggeschickt hast. Aber jetzt habe ich den Eindruck, dass du einen unbändigen Hass auf sie verspürst. Du hast bemerkt, dass Vater ein Auge auf sie geworfen hat und sie rausgeworfen.“ Pamela schüttelte den Kopf. „Nein. Ich mochte sie nicht, aber ich habe sie nicht gehasst. Sie hat sich wundervoll um euch zwei gekümmert. Wie du schon gesagt hast, ihr zwei seid glücklich gewesen, solange sie sich um euch gekümmert hat.
    Eines Tages kam sie schuldbewusst zu mir und hat mir gestanden, dass sie sich nicht gegen die Küsse eures Vaters gewehrt hatte. Ich habe ihr eine andere Stellung besorgt. Marcus war außer sich vor Wut. Deshalb hat er euch zwei nach Aldon geschickt.“
    „Warum um alles in der Welt hast du nichts dagegen unternommen? Du hattest uns doch sowieso schon verloren.“
    „Genau. Urplötzlich war ich mit der Wahrheit konfrontiert. Ich habe meinen Mann so sehr geliebt, dass ich sogar meine Rolle als Mutter aufgegeben habe, um ihn glücklich zu machen. Aber trotzdem war ich ihm niemals genug. Erst als ich euch beide verloren hatte, merkte ich, dass ich die ganze Zeit über nur die Frau zu sein versucht habe, die er sich zu wünschen schien. Euch hatte ich längst verloren. Ihr habt euch nicht meinetwegen fast die Augen aus dem Kopf geweint, als ihr nach Aldon geschickt wurdet.
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