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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling
Autoren: Michael Boccacino
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zündete es an und warf sie auf das Ungeheuer in der zerstörten Hütte. Aber er warf zu kurz, und sie landete am Fuß der Mauer. Erst dachte ich, der Wurf wäre ihm misslungen, aber dann brach der Boden mit einem berstendenGeräusch auf und begann einzustürzen. Ein Abgrund tat sich auf, wo Sekunden zuvor noch keiner gewesen war. Die Kreatur suchte verzweifelt Halt am Rand der Öffnung, aber sie war bereits zu schwer geworden und stürzte in die Dunkelheit hinab. Die Zuschauermenge jubelte einen Moment lang, doch dann begann sich das Loch zu verbreitern. Häuser und ganze Straßen brachen ein, als die nachgebenden Ränder sie in die Tiefe rissen.
    Henry und ich folgten der Menge in den Wald am Rande der Stadt und suchten dort unseren eigenen Weg, bis das Chaos hinter uns war. Als wir uns weit genug von den Stadtbewohnern entfernt hatten, um keine Aufmerksamkeit mehr zu erregen, sanken wir erschöpft gegeneinander.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Er hat mich gerettet«, sagte ich ungläubig.
    »Wer?«
    »Der Priester. Weshalb hat er das getan? Er kannte mich doch kaum.«
    Henry nahm meine Hand in seine. »Wir müssen weiter.«
    »Wohin?«
    Er deutete auf eine breite Straße hinter mir. Sie war einst ganz gepflastert gewesen, denn ihre Ränder waren übersät mit rötlichem Schutt, aber die Mitte war von der häufigen Benutzung zu Staub zusammengefahren worden. Es war die größte Straße, die ich je gesehen hatte. Sie verlief geradeaus, soweit mein Blick reichte, und sie war breit genug für zwanzig Kutschen nebeneinander.
    Henry half mir auf die Füße. Wir machten uns sofort auf den Weg hügelabwärts auf das breite Band der Straße zu. Doch bevor wir den Wald verlassen konnten, trat uns jemand in den Weg. Sein Gesicht war wie eine klaffende Wunde und sein Körper schlangenähnlich, abgesehen von dicken, muskulösen Gliedmaßen, die aus beiden Seiten seines Leibes wuchsen.
    »Hallo, meine Freunde!«, rief er uns entgegen.
    Wir starrten ihn wortlos an.
    »Mein Begleiter und ich müssen einer unerledigten Pflicht nachkommen. Wir sind Reisende wie ihr, müsst ihr wissen.« Eine zweite Person erschien hinter ihm. Er war größer als jeder Mensch, mit sehr langen dürren Armen und Beinen, einem halben Mund ohne Kinn, aber vielen langen, scharfen Zähnen. »Wir haben unseren dritten Gefährten verloren.«
    »Ich wollte, wir könnten euch helfen, aber wir müssen weiter«, erwiderte ich.
    »Aber ihr könnt uns helfen«, sagte der Mann, der fast, aber nicht ganz eine Schlange war, »unser Freund war bei euch; der große Mann in der Hütte. Ihr hattet es so eilig, aus seiner Reichweite zu kommen.« Die beiden Wegelagerer grinsten anzüglich. Ich versuchte zu rennen, aber der kinnlose Mann packte mich und stieß mich zu Boden.
    »Wollt ihr uns auch so schnell verlassen?«, fragte die Schlange. »Wir müssten uns beleidigt fühlen. Ihr habt Glück, dass euch Mr. Ashby lebend haben will.«
    »Da habt ihr allerdings Glück.« Wiederholte der kinnlose Mann keuchend.
    »Aber natürlich wäre er verdammt wütend mit uns, wenn wir ihm die falsche Person brächten. Besser, wir überzeugen uns, dass ihr Menschen seid. Blut lügt nicht, wie man sagt.« Er zog ein langes, schmales Messer aus seiner Jacke und schnitt meinen Mantel auf. Er wollte fortfahren, mir auch die anderen Kleider vom Leib zu schneiden, da sprang Henry auf seinen Rücken und begann, ihn mit seinen Armen zu würgen. Der Schlangenmann schrie auf und ließ sein Messer fallen, während der andere Henry durch die Luft in den Wald schleuderte.
    Die Banditen gratulierten sich gegenseitig und blickten grinsend auf ihre Beute herab, wobei ihnen entging, dass sich hinterihnen ein Schatten bewegte. Schwarz und gefährlich und höchst lebendig glitt er über den Boden. Als er über den kinnlosen Mann strich, zerfielen dessen dürre Glieder in Tausende blutloser kleiner Fetzen, und sein Hinterkopf schlüpfte aus seinem Mund heraus.
    Der Schlangenmann schrie beim Anblick seines niedergestreckten Gefährten auf und versuchte, sich aus dem Staub zu machen. Aber der Mond stand hoch am Himmel, und der Schatten streckte sich hinter ihm her. Er umhüllte ihn so fest, dass er sich nicht mehr rühren konnte und zu Boden fiel. Mit einer raschen Bewegung wurde ihm seine Haut abgezogen. Sein Fleisch folgte mit einem nassen, reißenden Geräusch. Aber da dies die Endwelt war, konnte keiner der Banditen sterben, auch wenn sie es wünschen mochten. Der kinnlose Mann lag zitternd in
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