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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter
Autoren: Earl Derr Biggers
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sein.«
    »Pst!« machte Flannery.
    Draußen auf dem Gang hörten sie das harte Klopfen eines Spazierstocks. Gleich darauf ging die Tür auf, und Ross trat über die Schwelle. Er sah sich fragend um, dann blickte er zurück. In der Tür stand jetzt Charlie Chan, der die Öffnung sozusagen ausfüllte.
    »Mr. Ross«, sagte Charlie, »bitte höflichst, Captain Flannery von der Polizei von San Francisco die Hand zu geben.«
    Der Captain ergriff Ross’ schlaffe Hand. Chan nahm eine hastige Durchsuchung vor.
    »Stelle fest, daß Waffenvorrat, den Sie während der Reise so viele Male aufgestockt haben, letztlich doch erschöpft ist«, bemerkte Charlie.
    »Was – was soll das heißen?« stammelte Ross.
    »Tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Captain Flannery hat Haftbefehl für Sie.«
    »Haftbefehl?«
    »Er ist von Scotland Yard gebeten worden, Sie für Mord an Hugh Morris Drake am Morgen des 7. Februar im ›Broome’s-Hotel‹ in London festzunehmen.«
    Ross sah sich trotzig um.
    »Andere Streitgegenstände bleiben ungeklärt«, fuhr Chan fort. »So werden Sie niemals zur Verantwortung gezogen für Mord an Honywood in Nizza oder Mord an Sybil Conway in San Remo oder Mord an Sergeant Welby in Yokohama. Auch nicht für brutalen Überfall auf Inspector Duff in Honolulu. Mord rund um die Welt, Mr. Ross.«
    »Das stimmt nicht!« protestierte Ross heiser.
    »Wir werden sehen. Kashimo!« Charlie erhob die Stimme. »Sie können jetzt aus Versteck herauskommen.«
    Eine staubige kleine Gestalt rollte sich geschwind unter einem der Betten hervor. Chan half ihr auf die Füße.
    »Tut mir leid, daß ich Sie nicht früher herausholen konnte, Kashimo«, sagte Charlie. »Captain Flannery, die Invasion aus dem Orient wird ernst. Das ist Officer Kashimo von der Polizei von Honolulu.« Er wandte sich wieder dem Jungen zu. »Ist es zu vermessen, zu hoffen, daß Sie jetzt Aufenthaltsort von kostbarem Schlüssel präsentieren?«
    Der Japaner ließ sich auf die Knie fallen und zog aus der Stulpe von Ross’ rechtem Hosenbein den Schlüssel heraus. Er hielt ihn triumphierend hoch.
    Charlie nahm ihn entgegen. »Sieht mir nach sehr gutem Beweis aus, Sergeant Wales. Ist Schlüssel zu Schließfach mit Nummer 3260 in irgendeiner Bank.
    Mr. Ross, Sie hätten ihn wegwerfen sollen. Aber verstehe. Wahrscheinlich haben Sie gefürchtet, sich ohne ihn nicht mehr Wertsachen nähern zu können.«
    Er übergab den Schlüssel Wales.
    »Das sind genau die richtigen Beweise für die Geschworenen«, bemerkte der Engländer zufrieden.
    »Den Schlüssel hat jemand da hingeschmuggelt!« schrie Ross. »Ich leugne alles.«
    »Alles?« Charlies Augen wurden schmal. »Gestern abend haben wir gemeinsam Mr. Benbows Bilder angesehen. Flimmernder Film hat Sie gezeigt, wie Sie aus der Tür eines Ladens in Nizza treten. Haben Sie geglaubt, Aufnahme würde mir entgehen? Vielleicht hätte ich es übersehen – aber schon seit Tagen weiß ich, daß Sie schuldig sind…«
    »Was?« Ross war unfähig, seine Überraschung zu verbergen.
    »Werde es gleich erklären. Jimmy Breen, der Schneider – erinnert sich an graue Jacke mit abgerissener rechter Tasche.«
    Ross wollte etwas sagen, aber der Inspector hob eine Hand.
    »Karten waren gegen Sie«, fuhr er fort. »Sie sind cleverer Mann und haben hohe Meinung von sich. Es ist schwierig für Sie, zu glauben, daß Sie versagt haben. Clever – o ja. Zum Beispiel, als Sie den Schlüssel an Mr. Kennaways Koffer versteckten – clever, als Sie Gummikappe von Stockspitze entfernten und Stock in falscher Hand trugen, in der Hoffnung, irgendein wachsames Auge würde es bemerken. So viele Personen standen unter Verdacht. Sie glaubten, zu profitieren, wenn Sie sich selbst in Verdacht bringen und dann auf überzeugende Weise – das muß ich zugeben – wieder herauswinden. Auch gestern abend waren Sie clever, als Sie ungezielten Schuß auf mich abgaben und rauchenden Revolver neben armen Mr. Tait fallen ließen. War grausame Tat – aber Sie sind grausamer Mann. Habe es seit einigen Tagen schon gewußt.«
    »Aber Sie haben nichts angedeutet. Woher wußten Sie es?« fragte Ross.
    »Ich wußte es, weil es einen Moment gab, an dem Sie nicht so clever waren, Mr. Ross. Bei Mr. Minchins Dinnerparty hielten Sie eine kleine Rede – und diese kleine Rede enthielt ein unbedachtes Wort. Dieses Wort hat Sie überführt.«
    »Was für ein Wort war das denn?« spottete er.
    Charlie holte eine Karte heraus, schrieb etwas drauf und gab sie Ross.
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