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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter
Autoren: Earl Derr Biggers
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»Behalten Sie sie als Souvenir!«
    Der Mann starrte auf die Karte. Sein Gesicht war ganz bleich, und plötzlich sah er sehr alt aus. Er zerriß die Karte in kleine Schnipsel und warf diese auf den Boden.
    »Vielen Dank«, sagte er bitter, »aber ich sammle keine Souvenirs. Schön – und was passiert nun?«
     

23
     
    Als nächstes klopfte ein Inspektor vom Zoll an die Tür, der das Handgepäck von Vivian und Ross durchsuchte. Ein Steward trug anschließend die Sachen nach unten. Vivian schlüpfte aus dem Zimmer, und auch Kashimo entfernte sich nach ein paar Worten mit Charlie. Captain Flannery holte ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn.
    »Ganz schön heiß geworden hier unten«, sagte er zu Wales. »Lassen Sie uns den Vogel in die Bibliothek raufbringen und mal hören, was er zu sagen hat.«
    »Ich habe nichts zu sagen«, erklärte Ross grimmig.
    »Tatsächlich? Nun, ich habe schon Männer ihre Meinung ändern sehen in Ihrer Situation.«
    Flannery ging voraus, Ross und Wales folgten dicht dahinter, Charlie bildete das Schlußlicht.
    Auf der Treppe kamen sie an Mark Kennaway vorbei. Chan blieb kurz stehen.
    »Wir haben unseren Mann«, teilte er ihm mit.
    »Ross?« rief Kennaway aus. »Du meine Güte!«
    »Schlage vor, Sie verbreiten es unter Mitgliedern der Reisegesellschaft und waschen Namen des armen Mr. Tait rein.«
    Als er an Deck trat, bemerkte Charlie, daß sie wieder Fahrt aufgenommen hatten. Vor Ihnen lag Alcatraz. Um ihn herum schwirrten Passagiere, die sich stürmisch voneinander verabschiedeten.
    Flannery und Wales saßen mit ihrem eingefangenen Wild unterdessen in der verlassenen Bibliothek. Charlie ging zu ihnen und schloß die Tür. Ross warf ihm einen haßerfüllten Blick zu. Der Glanz seiner Augen erinnerte Charlie an ein Lunch mit Duff vor etwa einer Woche, bei dem er seinen Freund darauf aufmerksam gemacht hatte, daß er offensichtlich zwei Männer suchte. Das hier war nicht mehr der sanfte Ross mit den guten Manieren; es war der andere – der harte, gnadenlose, grausame Ross.
    »Sie sollten lieber herausrücken mit Ihrer Geschichte«, sagte Flannery.
    Ross’ einzige Antwort war ein verächtlicher Blick.
    »Der Rat des Captain ist gut«, bemerkte der etwas verbindlichere Wales. »In meiner ganzen Laufbahn ist mir noch nie ein Fall untergekommen, bei dem die Beweise so erdrückend waren – dank Inspector Chan, natürlich. Es ist meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß alles, was Sie sagen, gegen Sie verwandt werden kann. Ich würde vorschlagen, daß Sie auf schuldig plädieren und…«
    »Für etwas, was ich nicht getan habe?« brauste Ross auf.
    »Hören Sie, wir haben nicht nur den Schlüssel, sondern auch noch die Aussage des Schneiders, der…«
    »Und was soll das Motiv sein? Ihre Schlüssel und verdammten Jacketts sind mir scheißegal – Sie können mir keinerlei Motiv nachweisen. Und das ist wichtig. Keinen dieser Menschen, die ich angeblich umgebracht habe, sah ich je zuvor in meinem Leben. Ich habe seit Jahren an der Westküste gelebt…«
    »Sie hatten sogar ein sehr einleuchtendes Motiv, Mr. Ross«, entgegnete Wales höflich. »Oder sollte ich lieber Mr. Everhard sagen? Jim Everhard, glaube ich.« Das Gesicht des Mannes wurde aschgrau, und einen Augenblick sah es so aus, als würde er zusammenbrechen.
    »Ja, Mr. Everhard – oder Ross, wenn Sie wollen«, fuhr Wales seelenruhig fort, »nach einer Information, die vor wenigen Tagen beim Yard einging, scheint Ihr Motiv nur allzu klar. Wir brauchen den Geschworenen nur von Ihren Zeiten in Südafrika erzählen, als Honywood Ihnen Ihr Mädchen gestohlen hat…«
    »Und meine Diamanten!« brüllte Ross. »Meine Diamanten und mein Mädchen. Aber sie war so schlecht wie er.«
    Er hatte sich halb erhoben gehabt; jetzt fiel er auf den Stuhl zurück und war still.
    Wales sah Charlie an. Ihre Blicke trafen sich, aber sie ließen sich ihre freudige Erregung, die diese Worte von Ross bei ihnen auslösten, nicht anmerken.
    »Sie gingen vor etwa fünfzehn Jahren nach Südafrika«, fuhr der Sergeant fort, »als Violinist eines Musical-Orchesters. Sybil Conway war die Hauptdarstellerin der Theatergruppe, und Sie verliebten sich in sie. Aber die Conway war ehrgeizig. Sie wollte ein Star werden, wünschte sich Geld und Erfolg. Zwar machten Sie eine kleine Erbschaft, aber die reichte nicht aus. Sie genügte jedoch, um in ein zwielichtiges Gewerbe einzusteigen – den illegalen Diamantenhandel. Sie haben Ihre Diamanten bei
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