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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter
Autoren: Earl Derr Biggers
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beiseite, hüllte sich in einen Umhang und ging an Deck.
    Der Stille Ozean tobte wütend und heftig und strafte seinen Namen Lügen. Das Mädchen trat an die Reling und starrte in den Nebel.
    Plötzlich war Kennaway an ihrer Seite. »Hallo! Mr. Chan hat meine Botschaft überbracht, wie ich sehe.«
    »Oh, ich hatte einfach keine Lust, in meine Kabine zu gehen. Solange dieses Nebelhorn da heult, könnte ich niemals schlafen.«
    Sie warteten das Ende eines besonders eindringlichen Tutens ab.
    »Ein herrliches altes Horn«, bemerkte Kennaway. »Die Welt ist wirklich schön.«
    »Woher die plötzliche Heiterkeit?« fragte das Mädchen.
    »Oh, es gibt viele Gründe. Ich habe mir den ganzen Abend Sorgen wegen etwas gemacht und soeben herausgefunden, daß alles in Ordnung ist. Und wenn ich morgen an Land gehe, wird Mr. Taits Sohn uns erwarten, und danach bin ich frei. Ich sage Ihnen, ich…«
    Das Horn tutete erneut.
    »Was wollten Sie sagen?« fragte das Mädchen.
    »Was ich… O ja! Ab morgen brauche ich mich nur noch um mich selbst zu kümmern.«
    »Das wird ein wunderbares Gefühl sein.«
    »In der Tat. Falls ich Sie morgen früh nicht sehen sollte…«
    »Oh, Sie werden mich sehen.«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß es Spaß gemacht hat, Sie kennenzulernen. Sie sind schrecklich nett.
    Charmant. Weiß nicht, was ich ohne Sie auf dieser Tour gemacht hätte. Ich werde viel an Sie denken – aber keine Briefe…«
    Das Nebelhorn schrillte abermals. Kennaway fuhr fort, unverständliche Worte zu schreien. Das Mädchen blickte zu ihm auf. Sie wirkte plötzlich sehr lieblich und anziehend. Er nahm sie in die Arme und küßte sie.
    »Gut«, sagte sie, »wenn du drauf bestehst…«
    »Was ist gut?« fragte er zurück.
    »Ich heirate dich, wenn du es möchtest. Das hast du doch gefragt, nicht wahr?«
    »Nicht direkt.«
    »Ich konnte nicht sehr gut verstehen, aber ich glaubte, das Wort ›heiraten‹ aufgeschnappt zu haben.«
    »Ich habe gesagt, ich hoffte, daß du einen netten Jungen heiratest und sehr glücklich wirst.«
    »Oh! Entschuldige, bitte!«
    »Sag mal – würdest du mich tatsächlich heiraten?«
    »Lassen wir das. Du hast mich schließlich nicht gefragt.«
    »Aber ich werde – ich frage dich.«
    Wieder das Horn! Kennaway verlor keine Zeit mit Worten und ließ sie erst wieder frei, als das Heulen vorüber war.
    »Dann magst du mich wirklich?« fragte sie.
    »Ich bin verrückt nach dir, aber ich war sicher, du würdest mir einen Korb geben.«
    »Was für eine lächerliche Idee!«
    »Eine wundervolle Nacht!« schwärmte der junge Mann. »Ich weiß, wo ein paar Stühle stehen – in einer dunklen Ecke des Achterdecks.«
    »Sie stehen dort seit Hongkong.«
    Während sie durch den triefenden Nebel gingen, heulte draußen das Horn wieder.
    »Der Bursche, der es bedient, wird morgen eine große Überraschung erleben«, sagte Kennaway. »Ich hab’ vor, ihm das Trinkgeld seines Lebens zu geben.« Unterdessen lag Charlie Chan in der Kabine des Kapitäns hellwach. Er überlegte, ob alle alten Seebären so laut schnarchten wie dieser. Am nächsten Morgen weckte ihn ein Klopfen an der Tür. Er sprang auf und stellte fest, daß sein Kajütgenosse bereits angezogen war. Der Kapitän nahm von einem ziemlich aufgeregten Schiffsjungen ein Funktelegramm entgegen und gab es Chan.
    »Von Captain Flannery, von der Polizei von San Francisco«, erklärte Charlie, nachdem er es gelesen hatte.
    »Er und Sergeant Wales von Scotland Yard werden an Bord der Immigrations-Barkasse sein.«
    »Je früher sie kommen, um so besser«, meinte der Kapitän. »Übrigens – Inspector, sollten wir unseren Freund bis dahin nicht lieber in Gewahrsam nehmen?« Chan schüttelte den Kopf. »Danke, nicht notwendig. Ziehe es vor, daß er bis zum Schluß ahnungslos bleibt. Mr. Tait wird zweifellos morgen in der Kabine verbringen. Ich werde heimlich herumerzählen lassen, daß er unser Mann ist. Schuldiger wird daraufhin besonders unachtsam sein, glauben Sie mir.«
    »Wie Sie meinen. Ich bin nicht scharf drauf, persönlich in Aktion zu treten. Aber nach allem, was Sie mir gestern nacht erzählt haben, wette ich mein Jahresgehalt drauf, daß Sie recht haben. Ich werde dem ersten Offizier auftragen, Ihren Mann ja nicht aus den Augen zu verlieren. Gab schon viele, die sich verstohlen von Schiffen geschlichen haben.«
    »Ein weiser Vorschlag. Bin dankbar für Ihre Hilfe.« Während der Unterhaltung hatte er sich rasch angezogen und steuerte jetzt mit seinem Koffer
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