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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia
Autoren: A. E. van Vogt
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nötig gewesen sein mochte, um durch die undurchsichtig gemachten Scheiben ins Wageninnere zu spähen. Aber er sagte nichts.
    »Tatsächlich überwachen wir den ganzen Stadtbereich«, fuhr Marriott fort, »aber unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den Fahrzeugen, die in einem Radius von zweihundert Metern um dieses Gebäude abgestellt werden. Zu ihrer Untersuchung verwenden wir spezielle Geräte. Natürlich halten wir in erster Linie nach Abhöranlagen, versteckten Bomben und ähnlichen Dingen Ausschau, die unserem kleinen Posten hier gefährlich werden könnten.«
    Das klang nicht unvernünftig.
    »Wir holten den Mann aus ihrem Wagen und brachten ihn in ein Krankenhaus«, sagte Marriott.
    »Wer«, fragte Bray, »öffnete die Tür des Wagens?«
    Marriotts dunkelgraue Augen glühten direkt in Brays unschuldig-blauäugigen Blick. Nach kurzem Zögern sagte er gepreßt: »Ich selbst, Leutnant.«
    »Dann wird es nötig sein, Sie zu demagnetisieren, Sir.«
    »Was meinen Sie?« fragte Marriott verwirrt. »Ich verstehe den Begriff nicht.«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Es ist ein Fachausdruck in unserem Metier. Er bezieht sich auf eine hypnotische Beeinflussung, die sich als Ausrichtung auf eine andere Person äußert.« Bray gab vor, sein Gegenüber aufmerksam zu mustern, als sähe er gewisse Einzelheiten in diesem Moment zum erstenmal.
    »Sie zeigen Anzeichen des inneren Kampfes, Sir«, sagte er dann. »Sie müssen eine schlechte Nacht gehabt haben.«
    Marriotts Augen starrten ihn finster und gequält an. Er wartete mit mühsam unterdrückter Unruhe auf Brays Erklärung.
    Bray erläuterte die Natur des hypnotischen Prozesses und schloß: »Im Augenblick der Beeinflussung entsteht ein Gefühl von Konfusion, und dann gewinnt die andere Identität zunehmend die Oberhand.«
    Marriott nickte langsam und mit einer Miene äußersten Unbehagens. »Also ist es das«, sagte er. »Dann ist derselbe Hypnosemechanismus nötig, um die Konditionierung zu löschen.«
    Bray stand auf. »Während Sie mir den Namen des Krankenhauses aufschreiben, in das Sie den Bewußtlosen gebracht haben«, sagte er, »werde ich gehen und die Vorrichtung aus meinem Wagen holen. Dann können wir Sie befreien.«
    Ein wenig später schrieb Marriott einen Namen auf eine Karte. Sie trennten sich mit geheuchelter Freundschaftlichkeit, und Bray sagte: »Ich würde gern hören, was bei diesen Verhandlungen herauskommt. Ich kann nicht glauben, daß private Gruppen wie diese das Problem lösen werden, aber ich wünsche den Leuten Glück. Auf Wiedersehen, und Dank für die Beherbergung.«
    Er ging in den hellen, sonnigen Tag hinaus, stieg in seinen Wagen und fuhr mit dem Vorsatz los, Morton zu retten. Wie das zu bewerkstelligen wäre, blieb ihm einstweilen unklar und wurde noch problematischer, als er entdeckte, daß Morton nicht in dem Krankenhaus war, dessen Namen Marriott auf die Karte geschrieben hatte.

 
4.
     
    Niemand lebte in der entlegenen Wildnis, wo die Unterhändler der Diamantier mit den Irsk zusammentreffen wollten. Es war ein Gebiet in der feuchtheißen tropischen Zone, das sogar von den wärmebedürftigen Irsk gemieden wurde, und so konnte nach menschlichem Ermessen kaum etwas schiefgehen. Die zwei Gruppen würden ungestört ihre Besprechungen führen können, und es bestand gute Aussicht, zu einem Übereinkommen zu gelangen. Alle Teilnehmer hofften, ihre beiderseitigen Probleme lösen zu können, ohne die Vermittlerdienste der Verhandlungsdelegation in Anspruch zu nehmen, die kürzlich von der Erde eingetroffen war und deren Wirken ein Patriot nur mit Mißtrauen betrachten konnte.
    Die Hauptkampflinie hörte ungefähr zweihundert Kilometer weiter nördlich in den kühleren Bergen auf, wo die Diamantier in kluger und vorausschauender Strategie für ständige Provokationen gesorgt hatten; so würden die Kämpfe sich dort oben abspielen, und es stand nicht zu befürchten, daß Kampfeinheiten der Irsk unerwartet in dieser abgeschiedenen Wildnis auftauchen würden. Die Irsk waren nie imstande, Listen dieser Art zu durchschauen.
    Die Gyuma-Schlucht lag unter drückender Nachmittagshitze. Die Sonne sank allmählich zu den waldigen Hügelkuppen im Westen, weit jenseits des tief eingeschnittenen Flußtals. Für die Gruppe der Diamantier, die sich vorsichtig dem Rand der Talschlucht näherte, hatte es den Anschein, als ob die Welt mit jedem Augenblick stiller und lebloser würde. Als ob der Dschungel seine Kraft verbraucht hätte und eine lange Nacht
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