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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia
Autoren: A. E. van Vogt
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kleines Individuum namens Joaquin, hinter seinem Gewehr lag und auf die Buschböcke zielte, ignorierte er das Ziel und beobachtete aus den Augenwinkeln seine Jagdgenossen.
    Ausgestattet mit dem sensiblen Spürsinn des Diamantiers, machte er Augenblicke im voraus aus, daß die Finger seiner Kollegen sich dem Druckpunkt näherten.
    Er feuerte zuerst. Und fehlte, weil er das Ziel nicht ansah.
    Alle Anwesenden waren als Unterhändler für die Friedensverhandlungen ausgewählt worden, weil sie neben ihren anderen Qualifikationen todsichere Schützen waren. Aber leider waren sie alle Diamantier. Als sie den ersten Schuß hörten, brandete männliche Eitelkeit durch zehn Herzen. Es war eine hinreichende Ablenkung. Die Gewehrläufe wichen eine Winzigkeit von der genauen Ausrichtung ab und feuerten über die weite Distanz ins Leere.
    An diesem Punkt feuerte das Individuum, das das Debakel verursacht hatte, hastig ein zweites Mal.
    Daß auch dieser Schuß fehlging, lag nicht daran, daß er ein Diamantier war. Es gibt andere Kräfte in der Welt, und jetzt dominierte eine von diesen.
    Weil die Gyuma-Schlucht kein Teil der Frontlinie zwischen Diamantiern und Irsk war, störte das Knattern von Gewehrfeuer einige zehntausend Ohren, die bis dahin nie ein solches Geräusch gehört hatten. Es war ein hartes Stakkato, dessen Echo von den Steilwänden wieder und wieder zurückschlug, bis es in der Ferne rollend verhallte. Seine Wirkung war unterschiedlich.
    Die zwei Panther, mehr als einen Kilometer vom Schauplatz des Geschehens entfernt, zuckten zusammen und wandten die Köpfe. Dann blinzelten sie und setzten ihren Weg fort, ohne ihre Gangart zu ändern.
    Verschiedene Wildkatzen, zwei schuppige Ameisenfresser, ein paar Fischottern, ein Biber, hundert Eichhörnchen, einige Sippen Gibbons, Tausende von Vögeln und eine unbekannte Zahl anderer Lebewesen verhielten in ihren Beschäftigungen, als das unnatürliche Geräusch an ihre Ohren schlug. Verhielten angespannt und gingen dann wieder ihren Angelegenheiten nach.
    Die zwei Buschböcke reagierten als einzige Wildtiere der dschungelerfüllten Schlucht heftig. Das Krachen der Schüsse bedeutete ihnen nichts. Aber das Pfeifen und Schwirren der Kugeln und Querschläger um sie her alarmierte jeden Nerv in ihren Körpern. Sie warfen sich herum und stoben durch den Busch davon, zwei bräunlichrote Striche. Nach zwei Sekunden waren sie außer Sicht. Der Diamantier namens Joaquin verfehlte seinen Nachschuß, weil sein Ziel in diesem Moment bereits in Bewegung war.
    Mehrere der anderen errieten sofort, was geschehen war. Sie waren entrüstet. Die übrigen waren bloß frustriert.
    Unglücklicherweise hatten die Unterhändler der Irsk ihr Lager in einer Grasmulde hinter einem Buschdickicht aufgeschlagen, kaum zwanzig Meter von der Stelle entfernt, wo die Buschböcke am Rand der Schlucht verhofft hatten. Weil die Irsk keine Jäger waren und alle Tiere in Ruhe ließen, hatte ihre Gegenwart die scheuen Buschböcke nicht gestört.
    Aber der Kugelhagel der Diamantier störte die Irsk.
    Eine ebenso typische wie unsinnige und tödliche Kettenreaktion nahm ihren Anfang. Die Zornigen unter den Diamantiern wandten sich gegeneinander und suchten den Schuldigen mit lauten, leidenschaftlichen Anklagen. Die übrigen begriffen nun auch, warum ihnen die sichere Beute entgangen war, und mischten sich in die Auseinandersetzung ein. Sie vergaßen völlig, wo sie waren, und ihre durcheinanderschreienden Stimmen machten einen Lärm, der ihre Zahl weit größer erscheinen ließ als sie war. Dann erkannte ein Diamantier die Gefahr und machte sich an die schwierige Aufgabe, seine erregten Jagdgenossen zu besänftigen. Er kam zu spät. Der Lärm so vieler Stimmen überzeugte die momentan zögernden Irsk. In vermeintlicher Notwehr katapultierten sie eine kokosnußgroße Version der Dualdwaffe zur anderen Seite der Schlucht hinüber. Sie fiel genau in die Mitte der diamantischen Friedensdelegation.
    Die Energieentladung sprühte in alle Richtungen. Es war eine Energie mit einem Aufschlagpotential, als ob Zehntausende von Metallstückchen explosionsartig hinausgeschleudert würden.
    Bis auf den Urheber des Mißverständnisses wurden alle von der Entladung erfaßt und augenblicklich getötet. Joaquin hatte sich aus irgendeinem Grund, den nur er wußte, hinter einem Felsblock gebückt, als die Entladung kam.
    Als er die freigesetzte Energie hörte, bückte er sich noch tiefer und wartete, bis das Zischen verstummte. Dann machte
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