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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde
Autoren: John Brunner
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starb: auf einem Science Fiction-Kongreß in Glasgow.
    Um so spürbarer und nachhaltiger muß der Verlust empfunden werden, als es Brunner während seiner durchaus wechselhaften Laufbahn immer wieder gelungen ist, neue Maßstäbe zu setzen und nachweisbaren Einfluß auf andere Autoren des Genres auszuüben. Zumal bei allen besseren deutschen SF-Autoren, von Armer bis Hahn, von Iwoleit bis Ziegler, läßt sich Brunners Vorbild unverkennbar ersehen.
    Vom Verfasser anspruchsloser Unterhaltungsliteratur entwickelte Brunner sich in den 60er und 70er Jahren, begünstigt durch sein zunehmendes Engagement, besonders die Aktivitäten in der britischen Friedensbewegung, zum weltweit anerkannten Autor literarisch qualitativer, politisch relevanter Romane dystopischen Inhalts. Aufgrund seiner kritischen Haltung zur gesellschaftlichen und politischen Realität der 50er und 60er Jahre griff er immer häufiger kontroverse Themen auf und prangerte auf intelligent-einfallsreiche Art und sarkastische Weise vor allem in Werken wie Stand On Zanzibar (1968, dt. »Morgenwelt«, 1980), The Jagged Orbit (1969, dt. »Ein irrer Orbit«, 1993), The Sheep Look Up (1972, dt. »Schafe blicken auf«, 1978), The Shockwave-Rider (1975, dt. »Der Schockwellenreiter«, 1979) sowie Children of the Thunder (1988, dt. »Kinder des Donners«, 1990) menschenverachtende Politik, Umweltzerstörung, Regierungskriminalität und Militarismus an. Beim Kritisieren gesellschaftlicher und sozialer Mißstände orientierte er sich am Beispiel des US-amerikanischen Autors Upton Sinclair (1878-1968) und mit dem gelegentlich benutzten Montagestil stilistisch an dem US-Amerikaner John Dos Passos (1896-1970). Mit seinem Wirken agierte er als einer der Protagonisten der New Wave, der in den 60ern und 70ern stattgefundenen Erneuerungs- und Literarisierungsphase der englischsprachigen Science Fiction. Innerhalb zweier Jahrzehnte schrieb Brunner sich zu einem der Großen des Genres empor. Er erhielt eine Anzahl von Literaturpreisen aus mehreren Ländern. Auch in Deutschland erregte er in den 70ern erstmals Aufmerksamkeit und erlangte verdiente Anerkennung, die leider im großen und ganzen jedoch auf Kollegen- und Fachkreise beschränkt blieb. (Eine genauere Beschreibung seines Werdegangs und eine gründliche Einschätzung der deutschen Rezeptionsgeschichte der Brunnerschen Werke findet sich in dem Artikel »Kassandra im Abseits«, einem Nachwort zu dem Roman »Ein irrer Orbit«, Heyne SF-Taschenbuch 4672.)
    John Brunners unvermutetes Abtreten aus dem Leben ist als um so tragischer zu bewerten, weil es in einer eher glücklosen Periode seines Daseins geschah. Seit Anfang der 90er Jahre hatte er als Autor nur geringen Erfolg und geriet schließlich sogar in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Obwohl er nie einen Hehl daraus machte, ab und zu aus Rücksicht auf sein Konto etwas schreiben zu müssen, dürften dabei private Umstände eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. In den 80er Jahren Witwer geworden, ermangelte es ihm – ganz ähnlich wie dem ebenfalls im August 1995 verstorbenen Michael Ende – für längere Zeit an der Kreativität und Schaffenskraft, um bedeutendere Texte schreiben zu können. Gleichzeitig allerdings war er anscheinend durch seine harsche Thatcherismus-Kritik »Kinder des Donners« – einem unübersehbaren Ausrutscher auf dem Parkett der neokonservativem Geisteslandschaft, in einer »geschlossenen Gesellschaft« wie der britischen ein unverzeihlicher faux pas – in Großbritannien zu einer Unperson geworden, und die Verkaufszahlen seiner Bücher waren im Verlauf der Jahre erheblich zurückgegangen. Nur so kann sich die dramatische Situation erklären, daß Brunner sich nach langem erfolgreichen Wirken zuletzt doch in einer monetär vollkommen desolaten Lage befand.
    Unter diesen Verhältnissen und bei angegriffener Gesundheit hatte Brunner seit Beginn der Dekade lediglich zwei mehr oder weniger konventionelle Romane produziert. 1991 erschien A Maze of Stars (dt. »Labyrinth der Sterne«, 1992, Heyne SF-Taschenbuch 4909), ein Episodenroman über die Erschließung der Galaxis durch menschliche Siedler; trotz einer gewissen Originalität der Gedanken und Gewissenhaftigkeit in der Ausführung stieß das Buch kaum auf Beachtung: es mangelte am Fesselnden und Mitreißenden, und man war von Brunner längst bemerkenswertere, vor allem extravagantere Texte gewöhnt. Das zweite neuere und letzte fertiggestellte Buch Brunners ist der vorliegende Roman
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