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Chancen, Risiken, Folgen 4

Chancen, Risiken, Folgen 4

Titel: Chancen, Risiken, Folgen 4
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Bein, nicht wahr?“
    Matthew verzieht kurz den Mund, fährt sich durchs Haar, zaudert und öffnet schließlich die Augen, um direkt in meine zu sehen.
    „Keine Ahnung, warum ich es dir erzähle. Mein Freund, der hinter mir gesessen hatte, starb am Unfallort. Er hatte nicht so viel Glück wie ich. Das liegt noch schwerer auf meiner Seele als diese verdammte Prothese.“
    Er beugt sich vor, schlägt auf das silberfarbene Ding, seufzt, schluckt, wischt sich übers Gesicht, dann fängt er sich und lehnt sich wieder zurück.
    „Schicksal“, murmelt er.
    Mir fehlen die Worte.
     
    Haben wir eine halbe Stunde geschwiegen, eine ganze oder sogar länger? Ich weiß es nicht, doch das ist auch egal. Mit Matthew könnte ich auch einen ganzen Tag verbringen, ohne zu reden. Obwohl wir uns kaum kennen, fühle ich mich in seiner Nähe wohl. Klar, ich würde schon gern näher rücken, ganz nah. Ihn anfassen, schmecken, riechen, fühlen. Doch es ist auch so in Ordnung, und da ich über seine sexuelle Orientierung genauso im Unklaren schwebe wie er über meine, ist es gut so.
    „Matt? Oh, ist es okay, wenn ich dich so anspreche?“, durchbreche ich die Stille.
    „Klar. Deinen Namen könnte ich wohl kaum abkürzen, bliebe nur ein O, darf ich also bei Ole bleiben?“
    Matt gluckst.
    „Das klingt wirklich dumm. Bleib bitte bei meinem vollen Namen, an dem meine Eltern schon so gespart haben“, bitte ich kichernd.
    „Oookay“, erwidert Matt gedehnt. „Was wolltest du sagen?“
    „Ich – ich bin immer noch so neugierig. Darf ich – zeigst du mir mal dieses Wunderding – entschuldige – wenn du magst?“
    Ich schaue angespannt zu ihm, dabei wandert mein Blick wieder zu diesem funkelnden Teil und die Faszination muss sich in meinen Gesichtszügen spiegeln, denn Matt grinst und winkt mit dem Finger. Neugierig gehe ich zu ihm und auf die Knie, um mir die Prothese aus nächster Nähe anzusehen. Matt erklärt mir die einzelnen Teile und bewegt das Kunstbein, dabei ist er ganz unbefangen, als wäre es ein tolles Spielzeug. Erst, als mein Blick hoch zu dem Beinstumpf gleitet, verkrampft er sich und beendet die Vorführung.
    „Geile Technik“, murmele ich, stehe auf und richte den Blick aufs Meer hinaus. „Warum traust du dich nicht an den Strand? Hast du Sorge, dass dein Bein den Sand nicht verträgt?“
    „Ja“, gibt Matt sofort zu. „Der Hersteller behauptet zwar, dass die Prothese sogar wasserdicht sei, aber was, wenn er unrecht hat? Ich habe zwar Krücken dabei, aber das Risiko ist mir einfach zu groß.“
    Nachdenklich nicke ich, dabei beobachte ich das Treiben unten am Pool. Die Gäste sind mehrheitlich jenseits der Vierzig, daher geht es eher wild zu und Kinder fehlen völlig. Hassan ist umringt von den drei Frauen und wirkt ausgelassen, ein Anblick, der mir gefällt und kein schlechtes Gewissen darüber aufkommen lässt, dass ich die Zeit statt mit ihm mit Matt verbringe. Seufzend wende ich mich meinem Stuhl zu und lass mich auf die Sitzfläche fallen.
     
    Wir vertrödeln die Zeit bis zum Abendessen mit Faulenzen und Reden über dies und das. Matt ist Softwareentwickler, hat Informatik studiert und scheint auf seinem Gebiet wirklich gut zu sein. Da ich selbst nur Abteilungsleiter eines Supermarktes bin, fühle ich mich schon ein wenig minderwertig, was er auch sofort bemerkt und mich mit gezielten Worten wieder aufbaut. Dieser Mann hat wirklich feine Antennen. Ich werde achtgeben müssen, damit er nicht hinter mein Geheimnis kommt.
     
    Den Abend beschließen wir in der hoteleigenen Bar. Matt hält sich an einem Bier fest, während ich ein paar Cocktails ausprobiere, genau wie Hassan und seine Begleiterinnen. Am Ende stützen mein Ex und ich uns gegenseitig auf dem Rückweg zu unserer Hütte. War wohl ein bisschen zu viel des Guten.
     
    Dank des unbarmherzig folgenden Katers verpasse ich am nächsten Morgen Matt, der wahrscheinlich in den frühen Morgenstunden schon schwimmen war. Vielleicht ist das auch gut so, denn inzwischen sind meine Gedanken an ihn mehr als nur unartig. Die halbe Nacht habe ich mich in erotischen Träumen gewälzt, und wenn Hassan bereit gewesen wäre, ich hätte ihn vernascht, so scharf war ich.
    Nach einem Handjob unter der Dusche bin ich entspannt, als ich neben Hassan zum Hotel laufe, um dort das Frühstück einzunehmen.
     
    Matt sitzt bereits an einem Tisch und winkt, als wir die Terrasse betreten. Ein freudiges Lächeln lässt sein Gesicht erstrahlen, fährt mir sofort in den Magen und
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