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Chancen, Risiken, Folgen 2

Chancen, Risiken, Folgen 2

Titel: Chancen, Risiken, Folgen 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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später hat Joshua eine dick umwickelte Hand und wird langsam lockerer.
    „Schon besser“, murmelt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    „Und du bist dir sicher, dass ich nicht einen Arzt…“, frage ich und streiche ihm, ohne nachzudenken, eine verirrte Strähne von der Stirn.
    „Mein Gott, ist nur ein Finger“, meint Joshua und grinst schief. „Ich brauch jetzt nur ständig deine Hilfe.“
     
    Logbuch Tag 10:
    Seit mein Freund behindert ist, sind wir näher zusammengerückt. Es gibt fast nichts, bei dem er nicht meine Hilfe braucht. Gestern habe ich ihm sogar die langen Haare gekämmt, da er mit links sehr ungeschickt ist. Wir machen alles gemeinsam und irgendwie – es gefällt mir schon, aber es ist so anders. Manchmal berühren wir uns, flüchtig nur, aber es ist mir so – bewusst! Früher haben wir uns mal auf die Schulter geschlagen oder uns zur Begrüßung umarmt, doch das war ganz anders. Besonders nachts ist es komisch, neben Joshua zu liegen. Gelegentlich wünsche ich mir schon etwas mehr Privatsphäre, vor allem dann, wenn es juckt, doch das erledige ich jetzt tagsüber hinter einem Busch. Wie wohl Joshua den Druck loswird? Wie komme ich eigentlich auf solche Gedanken?
     
    Ich lass das Buch sinken und gucke versonnen hinüber zu Joshua, der, nur in Shorts, vergnügt an der Feuerstelle herumhantiert. Die Haare habe ich ihm zu einem ordentlichen Zopf geflochten, hat echt Spaß gemacht. War irgendwie so – sinnlich. Sie sind so weich. Dabei habe ich – unabsichtlich natürlich – immer wieder seine Haut gestreift und dabei die Gänsehaut, die ihn jedes Mal überzog, geflissentlich ignoriert.
    Was passiert hier mit uns? Ist es der Ort oder schlummert schon länger etwas latent in uns? Geredet haben wir bisher nur belangloses Zeug. Erinnerungen an vergangene Aktivitäten aufgefrischt, Geschichten erzählt.
    „Hilfst du mir?“, ruft Joshua und schaut zu mir rüber.
    Ich seufze und lege das Buch weg.
    „Komme schon, Liebling“, flöte ich und springe auf.
     
    Heute sitzen wir, wie jeden Abend nach dem Essen, noch eine Weile am Feuer und gucken in den Sternenhimmel. Joshua liegt auf dem Rücken und kaut auf einem Grashalm, ich hocke ungefähr einen Meter entfernt. Alles ist still, nur das Rauschen des Meeres dringt leise zu uns.
    „Sag mal“, murmelte er, „was macht eigentlich deine Freundin – Eva, oder wie hieß sie noch?“
    „Kann mich nicht erinnern.“ Ich lache kurz auf. „Ist schon ewig her. Das war doch nur eine kurze Sache. Und selbst? Diese – Anna? – Ist sie noch …“
    „Quatsch, die letzte hieß Sonja und das ist bestimmt ein Jahr her“, sagt Joshua, wirft den Grashalm weg und pflückt einen neuen, um diesen zwischen seine Lippen zu schieben.
    Tja, wir sind zwar befreundet, aber irgendwie wissen wir nicht viel voneinander. Wenn wir uns bisher getroffen haben, haben wir über Sport geredet oder – Männersachen eben. Da kann ein neuer Rasenmäher wichtiger sein als die aktuelle Affäre, denn über das hinaus hat es keiner von uns bisher gebracht. Okay, Daniel schon. Apropos …
    „Ich denke manchmal an Daniel und seinen Stecher“, murmelt Joshua, dreht sich auf die Seite und schaut zu mir rüber. „Ob die beiden – na, du weißt schon.“
    „Du meinst, ob der Daniel seinen Schwanz dem Tomaso in den Popo schiebt?“ Meine Stimme hat einen leicht ätzenden Tonfall angenommen, da ich mit schwulenfeindlichen Äußerungen rechne.
    „Ja, darüber denke ich nach“, flüstert mein Freund. „Du nicht?“
    „Sag mal, hast du Samenstau, oder wie kommst du auf solche Gedanken?“ Mein Blick gleitet von der verbundenen Hand zu Joshuas Shorts.
    Stille. Gedämpftes Meeresrauschen. Ein leiser Seufzer
    „Ja, hab ich“, wispert Joshua nach einer Weile.
    So, hab ich es mir doch gedacht. Mit links kann ich auch nicht, daher lag die Vermutung nahe.
    „Hab’s gestern an einer Palme probiert und mir glatt einen Splitter …“
    Ich sauge scharf die Luft ein und mein gutes Stück krümmt sich allein bei der Vorstellung. Auf diese Idee wäre ich wirklich nicht verfallen, doch wo kann man sich sonst reiben? Ich denke ernsthaft darüber nach. Ein glatter Stein wäre doch ganz brauchbar, oder…
    „Ehrlich gesagt, steh ich total unter Strom und es fühlt sich an, als bräuchte ich nur gegenschnippen, und dann … Leider ist das aber nicht so, hab’s schon probiert“, fährt Joshua fort.
    Dieses Gerede über Sex und steife Schwänze hat bei mir mittlerweile eine Lawine
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