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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition)
Autoren: Charlotte Schaefer
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dem ich noch fähig war. Mein Blick fiel auf seine zerkratzten Handg e lenke, danach auf seinen Oberkörper. Sein Hemd verbarg die Wu n den, die Dave ihm zugefügt hatte.
    „Dein Opfer war viel größer als meins“, sagte ich.
    Er folgte meinem Blick, dann begriff er, und seine Lippen verzogen sich vor Missfallen. „Ohne dich wäre ich gestorben“, sagte er. „Ohne dein Blut …“
    Seine Worte hingen bedeutungsvoll in der Luft. Er sah mich mit e i ner Mischung aus Zorn und Reue an.
    „Ich bin froh, dass es so gekommen ist“, sagte ich. „Ohne dich …“ Ich vollendete den Satz nicht. „Das mit dem Anruf tut mir leid“, sagte ich schließlich. „Ich wünschte, ich hätte es nicht tun müssen. Aber so habe ich nicht nur mein, sondern auch dein Leben aufs Spiel gesetzt. Ich hätte es nie getan, wenn Dave …“
    „Ich weiß, dass Dave dich dazu gezwungen hat. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“
    „Aber …“
    „Hazel.“ Corvus legte mir einen seiner schlanken Finger auf die Lippen. „Jeder Mensch hätte das Gleiche getan. Dein Vater hat mir erzählt, dass Dave ihn bedroht und dich damit erpresst hat. Und er hat mir erzählt, wie du dich für ihn aufgeopfert hast. Das war sehr tapfer.“
    „Es war nicht tapfer, dich in diese Sache mit reinzuziehen.“
    „Ich bin froh, dass du es getan hast. Wenn du gestorben wärst, w ä re mein Schicksal besiegelt gewesen.“
    Ich musste nicht nachfragen, um zu begreifen, was er meinte. Eine Weile schwiegen wir. Corvus sprach als Erster wieder.
    „Dave ist tot“, sagte er. „Damon hat ihn mit dem Silbermesser e r ledigt, kurz nach deiner Bewusstlosigkeit.“
    „Was ist mit Raphael?“
    Corvus presste die Lippen zu einem Strich zusammen und musterte mich mit finsterem Blick. „Er konnte entkommen“, sagte er. „Wir hätten besser aufpassen sollen, aber Baltazars Tod hat uns unau f merksam gemacht. Raphael kam wieder zu sich, kurz nach Daves Tod. Er ist einfach verschwunden, hat keine Spuren hinterlassen.“
    Ich nickte langsam. Irgendwie war ich sogar froh, dass R a phael sich aus dem Staub hatte machen können. Vielleicht hatte er seinen Fehler ja eingesehen. Ich glaubte nicht daran, aber der Gedanke ließ seinen Verrat weniger erschreckend wirken.
    „Wieso hat er das getan?“, flüsterte ich. „Wieso?“ Ich fand ei n fach keine Antwort auf diese Frage.
    „Ich denke, er war nie richtig zufrieden mit dem Leben, das wir g e führt haben“, sagte Corvus. „Ich hätte seinen Verrat kommen sehen müssen. Selbst damals, als er noch ein Mensch war, wurde er von seinen Mitmenschen wie ein Auße n seiter behandelt. Er stammte aus einer sehr armen Familie, musste von Kindesbeinen an arbeiten und konnte nicht zur Schule gehen. Ich glaube, er wollte Vergeltung für das, was ihm früher angetan wurde. Wäre es doch anders geko m men. Ich wünschte, er hätte nur einen Augenblick nachgedacht, ehe er sich Svarog anschloss. Aber du weißt ja selbst, wie leicht es Svarog fällt, andere für seine Zwecke zu gewinnen. Außerdem war Svarog es, der Raphael erschuf – ja, es ist tatsächlich so. Möglicherweise fühlte R a phael sich ihm in irgendeiner Weise verpflichtet.“ Er hielt kurz inne. „Erinnerst du dich an den Abend, an dem Svarog zum ersten Mal ve r sucht hat, dich zu beißen?“
    „Natürlich.“
    „Erst jetzt habe ich begriffen, dass Raphael mich damals nur zu diesem Haus am Stadtrand gelockt hat, um es Svarog möglich zu machen, dich anzugreifen. Es war alles sehr ausgeklügelt. Schon damals hat er also getan, was Svarog von ihm verlangt hat, und vorgestern war er es, der seinen Plan überhaupt erst möglich machte. Raphael hatte mir doch versprochen, dich im Auge zu behalten, aber das hat er nicht getan. Stattdessen hat er dafür gesorgt, dass Svarog ungestört in euer Haus eindringen und seine Pläne in die Tat umsetzen konnte.“
    Ich schwieg. Obwohl Raphaels Verrat düster über uns hing, konnte ich ihn doch nicht hassen; ich verstand seine Beweggründe, und ich verstand auch, dass er vielleicht gar keine andere Wahl gehabt hatte, als sich Svarog anzuschließen.
    Ich versuchte mich an die anderen Dinge zu erinnern, zu d e nen ich Corvus hatte befragen wollen. Mit einem Mal erschien das Bild der Schlange mit abgerissenem Kopf vor meinem inneren Auge. Ich zuckte zusammen.
    „Baltazar“, flüsterte ich.
    Corvus’ Miene verhärtete sich noch weiter. „Sein Opfer war das Größte. Wir werden es nicht vergessen.“
    Ich wusste nicht, was ich
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