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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition)
Autoren: Charlotte Schaefer
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spürbar, schmerzhaft.
    Der Wolf knurrte, Geifer tropfte aus seinem Maul. Er schlich mit geschmeidigen Bewegungen neben Corvus, Raphael und mir auf und ab. Als er erneut zum Sprung ansetzte, zielten seine Zähne auf Damons Kehle, doch Damon wich dem Wolf aus, wirbelte herum und rang ihn nieder.
    Ich hörte Corvus keuchen und sah, dass sein Körper sich vor Schmerzen krümmte, dass seine Augen leer und tot waren wie zwei Steine.
    Raphael schaute zu ihm hinunter und krallte seine Finger so fest in Corvus’ Nacken, dass er erneut aufkeuchte.
    „Du bist noch früh genug an der Reihe“, sagte Raphael, und die s mal klang seine Stimme eiskalt. „Genau wie deine menschliche Freundin.“
    Da er seine Aufmerksamkeit auf Corvus gerichtet hatte, ve r suchte ich, meine Finger langsam und möglichst leise über den kalten Stei n boden gleiten zu lassen und nach meinem Ring zu tasten. Ich hatte Angst davor, mich zu verraten, wenn ich nach unten schaute. Nach einer endlos langen Zeitspanne stießen meine Finger schließlich auf den kleinen, silbernen Gegenstand. Ich nahm ihn und schloss fest meine Faust darum.
    So langsam und unauffällig wie möglich rutschte ich näher an Corvus heran, die Augen auf seinen Nacken und Raphaels Hand, die ihn umklammert hielt, gerichtet. Der Silberring lag kalt in meiner Hand. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, ließ ich meine Hand vo r schnellen und presste den Ring auf Raphaels Handrücken.
    Das Zischen, das erklang, kam mir allzu bekannt vor, und als der Geruch von verbranntem Fleisch an meine Nase drang, ließ mich das würgen. Doch den wütenden Schrei war es wert. R a phael zog seine Hand ruckartig zurück und starrte mich aus geweiteten Augen an. Mit zusammengebissenen Zähnen ve r suchte er, meine Kehle zu packen, doch er kam nicht mehr dazu. Corvus sprang auf und stürzte sich grollend auf ihn. Wie ein Raubtier schnappte er nach seiner Kehle, so schnell, dass ich es überhaupt nicht mitbekommen hätte, hätte ich seine Zähne nicht aufblitzen sehen.
    Der Kampf war schnell vorbei. Raphael war ein geschickter Strat e ge, aber gegen die rohe Kraft des durstigen Corvus kon n te er nicht viel ausrichten. Nach weniger als einer Minute lag Raphael bewusstlos am Boden. Seine Brust hob und senkte sich langsam, so dass es fast so aussah, als würde er nur schlafen.
    Ich rappelte mich ungeschickt auf und ließ den Silberring in meine Hosentasche gleiten.
    Mit hungrigem Glanz in den Augen wandte Corvus sich wi e der mir zu. Ich blieb stehen, zu allem bereit.
    „Hazel!“, hörte ich Damons Stimme rufen. „Verschwinde von hier!“
    Doch mein Körper war erstarrt, meine Nervenba h nen vereist.
    Corvus machte einen Schritt auf mich zu, dann noch einen. Ich schaute in seine Augen und glaubte, für einen Augenblick so etwas wie Erkennen darin aufblitzen zu sehen. Er öffnete die Lippen und beugte sich zu mir herunter.
    Obwohl sein Körper kalt war, wurde mir wärmer. Die schorfige Haut seiner Unterarme streifte meine. Er drängte mich rückwärts, bis ich die Wand im Rücken hatte. Ich schloss die Augen. Ich war bereit.
    Seine rauen Lippen berührten meine Kehle, und dann spürte ich seine kühlen, harten Zähne auf meiner Haut. Heißer Schmerz ballte sich in meinem Hals zusammen und breitete sich langsam weiter aus.
    Im Hintergrund hörte ich dumpf den Kampf zwischen D a mon und dem Wolf, als wäre ich unter Wasser. In meinem Kopf mischten sich ihr Knurren und Zischen mit den Stimmen aus meiner Erinnerung. Um mich herum war nichts als Du n kelheit, und ich wusste, dass mein Blut Corvus retten würde. Dass meine Anstrengungen nicht umsonst gewesen waren. Ich würde jeden Moment das Bewusstsein verlieren, aber Corvus würde seine Geistesgegenwart wiedererlangen.
    Doch plötzlich veränderte sich das Gefühl an meinem Hals. Die Stelle, an der Corvus mich gebissen hatte, brannte immer noch wie Feuer, aber etwas war anders. Seine Zähne waren nicht mehr in me i ner Haut.
    „Hazel …“, flüsterte er verzweifelt, panisch.
    Ich wünschte mir nichts mehr, als ihm zu antworten, aber mein Mund war verschwunden, ich konnte ihn nicht spüren. Ich blieb unter der Oberfläche, kämpfte gegen den Schmerz, die Dunkelheit und Bewusstlosigkeit an, die sich um mich drängten und darauf wa r teten, dass ich nachgab. Ich wollte Corvus sagen, dass es mir gut ging, dass ich ihm gerne geholfen hatte. Seine Stimme zu hören, zu spüren, dass er wieder bei sich war, war wundervoll.
    „Was hab ich getan?“,
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