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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition)
Autoren: Charlotte Schaefer
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Versprich mir, dass du nichts Dummes tust. Sieh nach deinem Vater.“
    Eine Träne rollte über meine Wange. „Nein. Ich kann nicht.“
    „Hazel.“ Die Sanftheit seiner Stimme traf mich heftiger als alles a n dere, was ich an diesem Tag erlebt hatte. „Nicht weinen. Das bin ich nicht wert.“
    Meine Kehle schnürte sich immer weiter zu. Mehr Tränen. Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich damit seine Worte und alles and e re ungeschehen machen.
    „Schluss damit!“, zischte Dave mir ins Ohr. „Corvus hat seine Wahl getroffen. Es gibt kein Zurück.“
    „Lass ihn gehen“, würgte ich hervor.
    Daves Hand legte sich auf meine Kehle und drückte zu. „Kein Wort mehr“, sagte er. „Sonst bringe ich euch beide um.“
    „Lass sie frei“, sagte Corvus mit rauer Stimme.
    „Erst musst du deinen Teil unserer Abmachung erfüllen.“ Dave zog mit seiner freien Hand ein schlichtes Fläschchen aus seiner H o sentasche und streckte es Corvus entgegen. „Trink das“, sagte er.
    „Lass sie los, und ich tue es.“ Corvus stand reglos wie eine Statue da und wartete.
    Dave ließ ein gehässiges Schnauben vernehmen. „Ich traue dir nicht. Tu, was ich dir sage, oder sie stirbt auf der Stelle.“
    Corvus zuckte fast unmerklich zusammen, doch ich sah die En t schlossenheit in seinen Augen. Er nahm das mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllte Fläschchen aus Daves Hand, schraubte den D e ckel ab und trank den Inhalt in einem Zug aus.
    Daves Griff um meine Kehle lockerte sich augenblicklich. Er nahm das Messer von meiner Kehle und stieß mich grob von sich, so dass ich Richtung Tür stolperte. Ehe ich jedoch stürzen konnte, hielten behutsame Hände mich fest.
    Seine Berührung hielt weniger als eine Sekunde an, doch ich war mir sicher, für einen kurzen Augenblick seine Lippen auf meiner Stirn zu spüren. Daves schallendes Lachen bestätigte meine Ahnung.
    „Wie dumm ihr doch seid“, rief er. „Opfert euch auf für andere. Begreift ihr denn nicht, dass die Liebe euch schwach macht? Verlet z lich? Jetzt müsst ihr beide sterben.“
    Ich sah, wie Corvus die Lippen zu einem Strich zusamme n presste. Seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz angeno m men, und seine Haut wirkte nun nicht mehr ebenmäßig blass, sondern wachsweiß und ungesund.
    „Lauf, Hazel“, flüsterte er mir zu. „Lauf, ehe es zu spät ist. Kü m mere dich nicht um mich. Der Trank wird mich in weniger als einer Minute vollkommen gelähmt haben.“
    Er baute sich vor mir auf, und wie aus weiter Ferne hörte ich Daves Grollen und Zischen. Die Situation erinnerte mich an unser erstes Treffen auf dem Friedhof, nur war es diesmal Corvus, der mich b e schützte, und nicht Dave.
    Mein Hirn arbeitete fieberhaft, während ich nach irgendeiner Möglichkeit suchte, ihn zu retten. Es musste eine Möglichkeit geben. Wäre doch nur Damon hier.
    Und da begriff ich, dass es nur eine Chance gab. Nur eine Möglic h keit, ihm zu helfen. Ich selbst war zu schwach, aber Damon nicht.
    Ich warf Corvus einen letzten Blick zu, dann drehte ich mich um und rannte, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Mir war, als würde ich meine Seele eigenhändig in Stücke re i ßen, und doch tat ich es. Hinter mir hörte ich Daves Brüllen und Corvus’ Zischen. Mit letzter Kraft tat er alles, um mir die Flucht zu ermöglichen.
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich rannte, vorbei an Gerümpel, das den Keller der Schule ausfüllte und ihn in ein Labyrinth ve r wandelte, durch dunkle Gänge und Treppen hinauf. Das Schu l gebäude war wie ausgestorben, keine Überraschung, denn an Freitagabenden gab es hier niemanden mehr, der arbeitete.
    Der Haupteingang war wie durch ein Wunder nicht abg e schlossen. Das hatte ich mit Sicherheit Corvus’ Weitblick zu verdanken. Ich stürmte nach draußen und die Straße entlang, immer weiter und we i ter. Es war bereits stockdunkel, und noch immer regnete es. Ich bog in die Apple Tree Lane ein und gelangte zu dem Haus, das mir mit t lerweile mehr Zuhause war als mein eigenes Elternhaus.
    „Damon! Baltazar! Raphael!“
    Ich rannte die Treppenstufen zu Corvus’ Wohnung hinauf. Ich konnte nur hoffen, dass die anderen hier waren. Schmerz bohrte sich wie Messerstiche in meine Lungen, doch ich ign o rierte ihn. Wenn ich jetzt versagte, würde ich mir nie wieder in die Augen sehen können. Dann gäbe es keinen Grund mehr, weiterzumachen. Zu kämpfen.
    „Damon“, sagte ich atemlos, als ich den rothaarigen Jungen erblic k te. „Du musst mir
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