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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod
Autoren: Michael Koglin
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braucht eben den Anstoß und wenn der noch so … blöde ist.«
    Vor mir sehe ich in Leder und grobes Leinen gewandete Menschen ihre Rentierherden durch die Milchstraße treiben … Omen, sei vorsichtiger mit deinen Geschichten. Zumindest bei den feinen Leuten. Wenn ich an der Straße stehe, schützt mich ja mein Spinnerbonus, aber hier?
    Die Geschichten von einem Obdachlosen sind hübsch zum Gruseln und man kann sie sich abends in der Werbepause erzählen.
    Aber jetzt hat es jemand auf mich abgesehen. Erst das Messer, dann der Stromschlag. Ich glaube nicht an Zufälle. Damit kannst du auf der Straße nicht überleben. Und außerdem ist der Glaube an Zufälle nicht gut für meine fremdelnde Freundin »So-Fort«.
    Aber so viel Nase hat der Penner noch. Ich bin auf der richtigen Spur. Schließlich sind die Kinder auf dem Fest des Modeschöpfers aufgetaucht. Und auch dieser Polizist treibt sich da sicher nicht herum, weil ihm zu Hause die Caipirinhas ausgegangen sind.
    Seine Kollegen haben immer noch keine Ahnung, wer die Tote aus der Alster sein könnte. Schreiben zumindest die Zeitungen. Man habe Interpol eingeschaltet und die durchstöberten jetzt die Festplatten ihrer Computer.
    »Auf in die Höhle des Schickimicki«, sagt Sheila und tippt einen Code in die Schließanlage.
    In der Tür drückt Sie mir eine Visitenkarte in die Hand.
    »Gratisbehandlung«, sagt sie. »Ein paar Nadeln werden Sie nach dem Stromstoß wieder ausbalancieren. Und auch die Haarwurzeln beruhigen sich wieder. Probieren Sie es aus.«
    Dann gleitet sie mit einem Nicken am Empfang vorbei die Treppe hoch.
    Der Schreibtisch der Empfangschefin steht neben einem gewaltigen Granitblock. Wasser plätschert über den Stein in ein Becken. Könnte auch in der Lagune von Bora Bora nicht grüner leuchten. Hier allerdings hilft ein Strahler auf dem Boden nach.
    »Ja, bitte?«
    »Ich habe einen Termin bei Herrn Gaatz.«
    »Bei Joachim?«, sagt die Empfangsdame.
    Ich darf mich direkt neben den Brunnen setzen.
    Chrom und Leder. Der Tisch aus Glas. Nichts lenkt hier den Blick von der plätschernden Südsee-Oase ab, nichts erinnert an die Wartezimmer von Ärzten, in denen die Patienten ihre Ängste mit Zeitschriftenartikeln zu erschlagen versuchen. Mit Geschichten von Leuten, denen es noch viel schlechter geht. Und all den berühmten Prominenten, denen immer gerade die Kinder weggenommen werden, die Partner weglaufen oder die Steuerstrafen begleichen müssen und es eben auch nicht leicht haben. Nein, hier ist Plätschern, grünes Leuchten und Leere.
    »Schön, dass Sie Zeit erübrigen konnten«, sagt Höhler und reicht mir die Hand.
    »Leider steckt Herr Gaatz gerade in blöden Geschäftsbesprechungen, aber ich werde mal sehen, was sich machen lässt.«
    Er bringt mich in ein Büro, in dem es außer Schreibtisch, drei Stühlen, Notebook und einer gleißend hellen Beleuchtung nichts gibt.
    Höhler lässt die Tür offen und so kann ich ein wenig über den Flur wandern.
    In einer Nische spuckt ein Faxgerät Tabellen aus. Zwei junge Frauen mit Papieren im Arm nicken mir wie einem langjährigen Kollegen zu. In einer verwaisten Teeküche brummt ein Kühlschrank.
    Ein paar Schritte weiter schimmert matt eine Tür aus poliertem Stahl. Darauf ein Aufkleber mit einem gelben Totenkopf und dem mit Buntstiften und in Kinderschrift gemalten Schriftzug: »Todeszelle.«
    Ein elektrischer Stuhl mitten in Hamburg? Oder vielleicht lauter Laborschränkchen mit Giftkanülen? Vorsichtig drücke ich die Klinke herunter. Türen sind mir unheimlich. Vielleicht lebe ich ja deshalb auf der Straße, kommt es mir in den Kopf. Vor einer Tür weißt du nie genau, was dich dahinter erwartet.
    Der Raum hat die Größe einer Abstellkammer. Und mitten drin hat jemand eine gelbe Telefonzelle aufgebaut und einen Hocker hineingestellt.
    »Überrascht?«
    Sheila steht neben mir und lächelt.
    »Ich sehe schon, sie kommen immer gleich zum Wesentlichen.«
    »Abhörsichere Leitung zu Karl Lagerfeld?«
    »Das ist seine Folterzelle.«
    Sie begleitet mich zurück in Höhlers Büro.
    »Wenn Leute auf Kommando kreativ sein müssen, dann brauchen sie Hilfsmittel.«
    Ich seh das ein. Hab einen Heidenrespekt davor. Seh ich ja an meinem Omen-Mantel. Auf so einen Schnitt muss man erstmal kommen. Auch wenn du nur 1,70 bist, sieht das immer noch nicht so aus, als hätte sich ein Zwerg in einem Festzelt verlaufen.
    »Eine kreative Folterkammer?«
    »Für seine Entwürfe und Ideen braucht er die passende
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