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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod
Autoren: Michael Koglin
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sehen.«
    Die beiden starren gebannt auf den Bildschirm. Eigentlich ganz spannend. Ich bin ja auch so etwas wie ein Straßen-Samurai. Fehlt natürlich die Rüstung und das Samurai-Schwert, aber dafür kämpf ich mit meinem Klöterbecher. Moderne Zeiten, da musst du dich anpassen. Am Computerplatz neben mir hat ein Mann in einem ausgebeulten Anzug sein Aktenköfferchen geöffnet und tippt Zahlenreihen ab. Sein Gesicht verheißt nicht gerade Freude über einen neuen Verkaufsrekord, den er da seiner Firma mailen könnte.
    Der Tee hier im Internetcafé im Dammtorbahnhof ist ausgesprochen gut. Und auch die Betreuerin hat Mitleid mit einem digitalen Halbidioten, wie ich einer bin.
    »Sie schieben ihre CD da unten in den Schacht und gehen dann auf >Ausführen<. Und wenn sie Symbole sehen, dann klicken Sie einfach drauf. Irgendwas passiert immer«, sagt sie und lacht. Ja, so ein Computer ist wie das Leben. Irgendwas passiert immer.
    Die junge Frau drückt eine rote Haarsträhne hinter das rechte Ohr und sieht mich aufmunternd an.
    Die CD-Maschine spült die Daten durch, ein paar Mal klicken und dann erscheinen sie auch schon. Nein, keine Ritter oder Hobbits oder Elben, keine Aliens oder glubschäugigen Monster, auf dem Bildschirm vor mir nehmen meine kleinen Asiaten Formen an. Dazu ein Mann, der sein Gesicht hinter einer Sonnenbrille verbirgt.
    Alle drei sind nackt. Ein großes Bett, geblümte Kopfkissen. Der Mann lässt sich von den beiden Kindern masturbieren. Das Mädchen ist geschminkt und lächelt den Jungen an. Ihre linke Hand hat sich in seine Hand geschoben. Sie halten einander fest.
    Auf den anderen Bildern werden verschiedene Varianten durchgespielt. Auf dem letzten der Fotos beteiligt sich eine Frau. Und auf den meisten Bildern halten sich die Kinder ganz fest bei der Hand. Das Ganze spielt sich in einer Art Wohnzimmer ab, doch irgendetwas stimmt nicht. Im Schrank steht kein Geschirr und auf dem Bett liegen keine Kopfkissen. Und auch die Pflanze sieht aus, als sei sie in einer Plastikgießerei groß geworden.
    »Würden Sie uns bitte begleiten?«
    Hinter mir stehen zwei uniformierte Polizeibeamte. Der eine blickt auf dem Computerschirm und dann auf mich. Die junge Frau, die mir vorhin noch so nett den Computer erklärt hat, sortiert mit starrem Blick ein paar Zeitschriften. Ach Mädchen, dabei bin ich wirklich stolz auf dich. Oder hast du vielleicht gar nicht die Polizei gerufen? Hat man mir die CD zugesteckt, um mich loszuwerden? Die beiden Studenten sehen nur kurz hoch und verteidigen dann tapfer ihre Burg im digitalen Nottingham-Forrest gegen den unsichtbaren Samurai aus Japan.
     
    *
     
    »Pädophilie passt eigentlich nicht zu ihnen«, sagt Kommissar Crohn.
    »Nur keine voreiligen Schlüsse.«
    »Stimmt, ansehen kann man es den Leuten nicht. Kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Als ich noch bei der Sitte war, hatte ich sogar mal einen Staatsanwalt vor mir auf dem Stuhl. Hat das Ganze dann mit beruflichen Nachforschungen erklärt.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »5000 Bilder haben wir bei ihm gefunden. Stand auf Kindersex in der freien Natur. Pfadfinderspiele und so.«
    Crohn mustert die CD.
    »So was findet man nicht einfach in einem Papierkorb«, sagte er.
    »Sie glauben ja nicht, was die Leute alles wegwerfen. Letztens erst liegt da in einem Pappbecher ein Ehering. Nur ein wenig feucht und überhaupt nicht verschrammt. Die Leute haben’s nicht mal bis zum ersten Hochzeitstag geschafft. Das Ding hat allerdings weniger gebracht, als das Zahngold, dass ich in einem Hamburger gefunden hab.«
    »Sie durchwühlen Papierkörbe?«
    »Ist so eine Art Teilzeitbeschäftigung. Sag mir, was du wegwirfst und ich sage dir, wer du bist. Rein berufliches Interesse.«
    Crohn wirkt nicht sonderlich überzeugt.
    »Bevor Sie sich hier als Eheberater zu erkennen geben, was haben Sie eigentlich auf der Agenturfeier gemacht?«
    Natürlich kann ich ihm nicht mit der Modelscoutgeschichte kommen. Der Mann ruft glatt bei RTL an und schon bin ich aufgeschmissen.
    »Die Schaufensterpuppe«, sage ich.
    Crohn schaltet das Tonband aus.
    »Die aus der Alster?«
    Er kneift die Augen zusammen und sieht mich an, als hätte ich ihm gerade ein unsittliches Angebot gemacht. Dabei wollte ich erstmal eine vertrauensvolle Basis schaffen. Schließlich war der Mann aus dem gleichen Grund auf dieser schönen Feier.
    Ich erzähle ihm, dass ich die Tote einen Tag vorher im Dammtorbahnhof mit den beiden Kindern gesehen hätte. Und von dem Geld und dem
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