Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
kaiserlichen Familie war.
    Auf der Terrasse befand sich nur ein einziger weiterer Mann, und der saß mit dem Rücken zu Cato auf einer Bank.
    »Du bist da, Herr.« Der Optio blieb stehen und zeigte auf den Sitzenden. »Ich sehe dich dann später am Tor, Herr. Um dich hinauszulassen.« Der Optio salutierte, drehte sich um und marschierte Richtung Villa davon. Cato ging quer über die Terrasse weiter. Narcissus’ magere Gestalt war in einen schlichten, roten Umhang gehüllt, und sein dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Er wandte sich um, als er Catos Schritte hörte, und schenkte ihm ein Lächeln, dem jede echte Herzlichkeit fehlte.
    »Cato, es ist gut, dich wiederzusehen, meine Junge. Setz dich.« Er zeigte auf eine weitere Bank, die über Eck zu der stand, auf der er selbst saß. Vor den Bänken befand sich ein kleiner Tisch, und aus einem Kelch mit heißem Wein stieg ein dünner Dampffaden auf. Auf dem Tisch stand nur ein einziger Kelch, wie Cato auffiel. Das war typisch für Narcissus, dachte er. Ein kleiner Trick, um ihn an seinen Status als Untergebener zu erinnern, damit er nur ja nicht anmaßend wurde.
    Cato setzte sich wie gebeten, und Narcissus betrachtete ihn kurz. Dann sagte er: »Du bist vor Kurzem verwundet worden. Das ist ja eine ziemliche Narbe.«
    Cato zuckte mit den Schultern.
    »Es ist eine Weile her, seit wir uns zum letzten Mal unterhalten haben«, fuhr Narcissus fort.
    »Mehr als zwei Jahre. Damals hast du Macro und mich als Spione zum Statthalter von Syrien gesandt.«
    »Und ihr habt eure Sache dort gut gemacht und auch eine entscheidende Rolle bei der Rettung Palmyras vor den Parthern gespielt. Seit damals habt ihr hervorragende Arbeit auf Kreta geleistet, und Sempronius hat mich informiert, dass er euch losgeschickt hat, um den aufständischen Sklaven Ajax zu finden.« Narcissus griff in seinen Umhang und zog eine Schriftrolle heraus. »Jetzt berichtet der Statthalter von Ägypten, unser guter Freund Petronius, dass ihr diese Aufgabe gelöst habt. Gut gemacht. Er wirft dir allerdings vor, dass du den nubischen Prinzen hast entkommen lassen.« Narcissus beobachtete Cato genau. »Würdest du vielleicht erklären, warum dem so ist?«
    »Ich war der Überzeugung, dass der Gladiator mit Blick auf das große Ganze die bedeutendere Gefahr darstellte«, erklärte Cato fest.
    »Mit Blick auf das große Ganze.« Narcissus lächelte schwach. »Anscheinend habe ich mich nicht in dir getäuscht. Du bist klug genug, bei deinen Entscheidungen die strategische Situation einzubeziehen.« Er warf den Bericht geringschätzig auf den Tisch. »Petronius ist ein Dummkopf. Dein Urteil war richtig, junger Mann. Allerdings hast du dir Petronius zum Feind gemacht, und es wird in Rom viele Leute geben, die die Feinheiten deines Dilemmas nicht recht zu würdigen wissen werden. Doch wie dem auch sei: Sei versichert, dass ich das, was du getan hast, als die angemessene Handlungsweise akzeptiere. Ich werde das allerdings nicht in der Öffentlichkeit sagen, und deine Leistung bei der Jagd auf diesen gefährlichen Gladiator wird nicht offiziell anerkannt werden.« Narcissus lächelte entschuldigend und fuhr fort: »Dann ist da noch die problematische Entscheidung von Senator Sempronius, dich in den Rang eines Präfekten zu befördern. Er hat dies im Namen des Kaisers getan, wie man mir sagte. Doch er hat seine Befugnisse überschritten. Natürlich war eine gewisse Notlage gegeben, und sowohl der Kaiser als auch ich billigen Sempronius’ Maßnahmen, mit denen er den Sklavenaufstand auf Kreta beendete. Ebenso billigen wir seine Entscheidung, dich und Macro loszuschicken, um die Rädelsführer zur Strecke zu bringen.« Narcissus zeigte auf den Bericht. »Jetzt ist die Krise bewältigt und die Gefahr gebannt. Du hast meinen Dank. Du und dein Kamerad Macro.«
    Cato quittierte diese Worte mit einem leisen Neigen des Kopfes.
    »Ein solcher rascher Aufstieg«, fuhr Narcissus fort, »muss jedoch zwangsläufig einiges an Erstaunen und Unwillen erregen, nicht wahr? Kaiser Claudius ist sich immer der Notwendigkeit bewusst, die führenden Militärs nicht zu verärgern, denn einige von ihnen sind nicht so loyal, wie sie es sein sollten. Die Ermordung seines Vorgängers legt beredtes Zeugnis darüber ab. Und das heißt, dass du ihn in keine ganz einfache Lage bringst.«
    »Was meinst du damit?«
    Narcissus sah ihn kurz an und lächelte dann. »Du bist ein intelligenter junger Mann, Cato. Ich weiß, dass ich meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher