Cato 10 - Die Legion
aus dem Mast löste. Danach brach der Mann in den Armen der Marineinfanteristen zusammen.
»Legt ihn hin.« Cato winkte den Marinesoldaten, der ihm am nächsten stand, heran. »Gib mir deine Wasserflasche. Du und die anderen, sucht das Schiff nach weiteren Überlebenden ab.«
Er zog den Stöpsel aus der Feldflasche und beugte sich über den Mann. Der Anblick der aufgesprungenen, blutigen Lippen ließ ihn zusammenzucken. Cato stützte den Kopf des Mannes mit der Hand, hob ihn an und goss ihm ein wenig Wasser übers Gesicht. Die Lippen öffneten sich, als sie die Feuchtigkeit spürten, das kühle Nass rann in den ausgedörrten Mund, und der Mann stieß ein erleichtertes Stöhnen aus. Cato gab ihm noch ein paar Schlucke zu trinken, hörte aber damit auf, als der Mann sich verschluckte und Wasser spuckend das Gesicht zur Seite drehte.
»Danke«, krächzte der Mann schwach.
»Was ist hier passiert?«, fragte Cato. »Wer hat euch angegriffen?«
Der Mann leckte sich mit der geschwollenen Zunge über die aufgesprungenen Lippen und zuckte schmerzlich zusammen, bevor er antwortete. »Römer … «
Cato wechselte einen Blick mit Diodorus. »Römer? Bist du dir sicher?«
Ein Schatten streifte das Deck, und Cato erblickte den Mast der Ibis , die sich längsseits näherte. Gleich darauf war ein dumpfer Schlag zu spüren, und die Schiffe stießen zusammen. Dann hörte man, wie Männer in Stiefeln an Deck sprangen. Cato blickte auf und entdeckte seinen Freund. »Hierher, Macro!«
Macro kam herbei und sah sich dabei an Deck um. »Sieht so aus, als hätte hier ein ganz schöner Kampf getobt.«
»Mir kommt es eher wie ein Massaker vor. Aber den hier haben wir lebend gefunden.« Cato zeigte auf die Wunden in den Händen des Mannes. »Er wurde an den Mast genagelt.«
Macro stieß einen leisen Pfiff aus. »Widerlich. Warum haben sie das getan?«
»Meine Vermutung ist, dass sie einen Zeugen zurücklassen wollten. Jemanden, der lange genug am Leben bleibt, um zu berichten, was vorgefallen ist.«
Der Wundarzt von Catos Schiff eilte mit seinem Tornister voller Verbände und Salben herbei. Er kniete sich neben den Überlebenden, untersuchte ihn rasch und fühlte seinen Puls. »Er ist in einer schlimmen Verfassung, Herr. Ich bezweifle, dass ich viel für ihn tun kann.«
»Nun gut. Dann muss ich so viel wie möglich von ihm erfahren, bevor es zu spät ist.« Cato beugte sich vor und sprach dem Mann sanft ins Ohr.
»Sag mir deinen Namen, Seemann.«
»Mene … Menelaus«, kam ein heiseres Flüstern zurück.
»Hör mir zu, Menelaus. Du bist in einer sehr schlechten Verfassung. Möglicherweise wirst du sterben. In diesem Fall willst du bestimmt, dass jemand deinen Tod rächt. Berichte mir also, wer das hier gemacht hat. Römer, sagtest du. Was hast du damit gemeint? Römische Piraten?«
»Nein … «, flüsterte der Mann. Dann murmelte er noch etwas, ein Wort, das Cato nicht richtig verstand.
»Was sagst du?«
»Es klang wie Krixis«, meinte Macro.
Cato überlief es eiskalt, als er begriff, was der Seemann zu sagen versuchte. »Kriegsschiff, das meinst du, nicht wahr? Ihr wurdet von einem Kriegsschiff überfallen?«
Der Seemann nickte und befeuchtete sich die Lippen. »Befahlen uns beizudrehen … Sagten, sie müssten die Fracht überprüfen … töteten uns … ohne Gnade.« Die Stirn des Mannes furchte sich bei der Erinnerung. »Mich hat er am Leben gelassen … Sagte, ich solle mir seinen Namen merken … Dann stellten sie mich gegen den Mast und rissen meine Hände nach oben.« Eine Träne glänzte im linken Augenwinkel des Mannes auf, rollte nach unten und tropfte vom Ohr herab.
»Sein Name?«, drängte Cato ihn sanft. »Wie heißt er?«
Der Seemann schwieg einen Moment, bevor seine Lippen sich wieder bewegten. »Cent … Centurio Macro.«
Cato setzte sich auf und blickte seinen Freund an. Macro schüttelte erstaunt den Kopf. »Was redet er da, bei den Göttern?«
Cato konnte nur mit den Schultern zucken, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Seemann zu. »Bist du dir sicher? Bist du dir sicher, dass er gesagt hat, sein Name sei Macro?«
Der Seemann nickte. »Macro … So hieß der Drecksack … Ich musste es sicherheitshalber wiederholen … Centurio Macro«, murmelte er. Sein Gesicht verzog sich vor Qual.
»Herr«, mischte der Wundarzt sich ein. »Ich muss ihn aus der Sonne schaffen. Ins Unterdeck der Sobek. Dort kann ich seine Verletzungen versorgen.«
»Gut. Tu für ihn, was du kannst.« Cato ließ den
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