Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
wandte sich ab, um seine Befehle zu erteilen.
    Die Sobek näherte sich dem Handelsschiff, und an Deck wimmelte es von Bewaffneten, die ihre Position einnahmen. Als alles bereit war, standen sie reglos da und warteten auf den Befehl zum Losschlagen. Der Trierarch des Kriegsschiffs ließ den Takt der Ruderschläge verringern und steuerte sein Fahrzeug vorsichtig am Heck des führungslosen Schiffs vorbei. Als sie nach seiner Einschätzung gerade noch genug Fahrt machten, um längsseits des Handelsschiffs zum Liegen zu kommen, rief er den Befehl, die Ruder einzuziehen.
    Cato hatte seine Rüstung angelegt und stieg in den Gefechtsturm auf dem Vordeck, um bei dem Manöver das andere Schiff in Augenschein nehmen zu können. Dunkle Streifen liefen von den Speigatten herunter und lösten sich im Wasser auf. Blut, begriff Cato. Gleich darauf erblickte er die erste Leiche, einen Mann, der über der Reling zusammengebrochen war. Auf dem Achterschiff verstreut sah er weitere Leichen liegen.
    »Macht den Corvus bereit!«, brüllte Diodorus. Mit einem lauten Knarren schwenkte die Enterbrücke aufs Meer hinaus und verharrte dann über dem Deck des Handelsschiffs.
    »Herunterlassen!«
    Die Enterbrücke sauste nach unten, immer schneller, und der Eisendorn an ihrem Ende bohrte sich krachend in die Planken.
    »Vorwärts zum Entern!«, schrie Diodorus. Das Schwert hoch erhoben, sprang er auf die Enterbrücke und stürmte zum anderen Schiff hinüber. Seine Männer rannten hinter ihm her, und die Planken der Brücke erbebten unter den Ledersohlen ihrer schweren Stiefel. Kurz darauf verteilten sich die Marineinfanteristen wachsam auf dem Deck des Handelsschiffs.
    Cato stieg vom Gefechtsturm herunter und rief Proculus zu: »Warte hier mit deinen Männern. Falls ich euch rufe, kommt ihr sofort.«
    »Jawohl, Herr.«
    Es waren keine Kampfgeräusche zu hören. Keine Schreie oder Schreckensrufe drangen von dem Handelsschiff herüber, und Cato ließ sein Schwert in der Scheide, als er die Enterbrücke betrat. Er warf einen kurzen Blick auf die Wellen, die zwischen den beiden Schiffsrümpfen hindurchschossen. Obwohl er nun schon fast zwei Monate an Bord war, fürchtete und hasste er das Meer; ein weiterer guter Grund zu hoffen, dass er seinen derzeitigen Auftrag so bald wie möglich erfolgreich abschließen konnte. Als er die andere Seite der Enterbrücke erreichte, sprang Cato hinunter und blickte sich aufmerksam um. Leichen in getrockneten Blutlachen übersäten das Deck. Die Frachtluken waren aufgerissen worden, und im Laderaum herrschte ein einziges Chaos: zerbrochene Amphoren, liegen gelassene Stoffballen und aufgeschlitzte Reis- und Gewürzsäcke. Diodorus hockte neben einer der Leichen, und Cato trat zu ihm.
    »Die Verwesung hat gerade erst eingesetzt.« Der Decurio rümpfte die Nase und führte dann die Finger zu der Blutlache, in der die Leiche lag. »Es ist noch klebrig. Der Tod dieser Männer liegt nur einen Tag, mit Sicherheit aber nicht mehr als zwei Tage zurück.«
    »Wenn das Ajax’ Werk ist, sind wir ihm näher, als ich dachte«, sagte Cato und stand auf.
    »Möglich, Herr. Aber es könnten auch Piraten gewesen sein.«
    »Wirklich? Warum haben sie dann so wenig aus dem Frachtraum mitgenommen, falls überhaupt? Da unten liegt ein kleines Vermögen an Gewürzen. Das wäre höchst ungewöhlich, wenn das Schiff tatsächlich von Piraten gekapert wurde.«
    »Herr!«, ertönte eine Stimme. »Der hier lebt noch!«
    Cato und Diodorus eilten zu einem Marinesoldaten, der beim Mast stand. Der trat zur Seite und gab den Blick auf eine magere, sonnenverbrannte Gestalt frei, die bis auf ein schmutziges Lendentuch nackt war. Zuerst dachte Cato, der Mann hätte seine Arme hochgeworfen, aber dann entdeckte er den breiten schwarzen Kopf des Eisennagels, der durch seine Handflächen getrieben und ins Holz gehauen worden war. Der Nagel steckte so hoch oben im Mast, dass der Mann nicht richtig auf dem Deck stehen konnte und gezwungen war, sein Gewicht mit den Zehen und den Zehenballen zu tragen. Ein leises Stöhnen entrang sich seinem Mund, und sein Atem ging flach und gequält.
    »Nehmt ihn ab!«, befahl Cato. Er drehte sich zur Sobek um und rief: »Schickt den Wundarzt herüber!«
    Während zwei Marineinfanteristen den Mann anhoben, hebelte ein dritter den Nagel heraus. Der Mann keuchte und schrie auf. Die Lider über seinen blutunterlaufenen, verdrehten Augen zuckten nach oben und öffneten sich. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich der Nagel

Weitere Kostenlose Bücher