Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
immer an den Ruderbänken festgeketteten Sklaven. Das Wasser schwappte ihnen schon bis über die Knie, und für sie gab es bei einem Schiffbruch keinerlei Hoffnung auf Entrinnen. Andere mochten vielleicht an Planken geklammert eine Weile überleben, bis die Kälte ihnen den Rest gab, doch den Sklaven drohte das sichere Ertrinken, und der Kapitän verstand ihre Hysterie nur zu gut.
    Der Regen ging in Schneeregen und dann in Schnee über. Dicke weiße Flocken stoben durch die Luft und sammelten sich auf der Tunika des Kapitäns. Seine Hände waren inzwischen vollkommen taub, und er sah ein, dass er zum Deck hinuntersteigen musste, solange er sich noch an der Takelage festhalten konnte. Doch gerade, als er die erste Bewegung machte, erblickte er plötzlich den drohenden Umriss einer felsigen Landzunge. Kaum eine halbe Meile voraus brach sich weiße Gischt an zerklüfteten Klippen.
    Der Kapitän schwang sich hastig aufs Deck hinunter und eilte nach achtern zum Steuermann.
    »Felsen voraus! Hart nach Backbord!«
    Der Kapitän warf sich gegen die Ruderpinne und kämpfte gemeinsam mit dem Steuermann gegen die Wellen an, die auf das große Seitenruder drückten. Ganz langsam reagierte das Schiff, und der Bug schwenkte allmählich vom Festland weg. Im grellen Licht eines Blitzes erkannten sie die dunkel glitzernden Zähne der Felsen, die aus dem brodelnden Wasser aufstiegen. Das Tosen der Brandung übertönte sogar noch den heulenden Sturm. Einen Moment lang verweigerte das Schiff ein weiteres Abdrehen zum offenen Meer, und das Herz des Kapitäns füllte sich mit einer dunklen, kalten Verzweiflung. Dann aber trug ein günstiger Windstoß den Bug herum, weg von den Klippen, die nun kaum noch dreißig Meter vom Schiff entfernt lagen.
    »Das war’s! Jetzt halt die Richtung!«, schrie er dem Steuermann zu.
    Unter der Wucht des Sturms, der die winzige Segelfläche zu zerreißen drohte, schoss die Trireme über das aufgewühlte Meer hinweg. Jenseits der Landzunge öffneten sich die Klippen auf einen Kiesstrand, hinter dem das mit vereinzelten Krüppelbäumchen bewachsene Festland allmählich anstieg. Die Wogen donnerten weiße Gischt versprühend gegen den Strand.
    »Dort!« Der Kapitän zeigte auf den Strand. »Dort werden wir landen.«
    »Bei dieser Brandung?«, rief der Steuermann. »Das ist Wahnsinn!«
    »Es ist unsere einzige Möglichkeit! Und jetzt gemeinsam, ans Steuer!«
    Mit aller Macht drückten sie das Ruder in Gegenrichtung und brachten die Trireme dazu, zum Ufer zu schwenken. Zum ersten Mal in dieser Nacht gestattete der Kapitän sich die Hoffnung, dass sie dem Unwetter doch noch lebend entkommen würden. Bei dem Gedanken, dass sie dem schlimmsten Zorn widerstanden hatten, den der mächtige Neptun denen entgegenschleudern konnte, die sich in sein Reich wagten, lachte er triumphierend auf. Doch als sie fast in Reichweite des sicheren Ufers waren, bekam das Meer doch noch seinen Willen. Ein großer Brecher wogte aus den dunklen Tiefen des Meers heran und trug die Trireme hoch und immer höher, bis der Kapitän von oben auf den Strand hinunterblickte. Dann glitt die Woge unter ihnen davon, und das Schiff fiel wie ein Stein. So heftig, dass alle an Bord zu Boden stürzten, krachte das Schiff mit einem lauten Knirschen in einiger Entfernung von der Landzunge auf ein zerklüftetes Felsstück nieder, das den Bug durchbohrte. Der Kapitän sprang rasch wieder auf, doch daran, wie ruhig das Deck unter seinen Füßen lag, erkannte er, dass sie nicht mehr schwammen.
    Der nächste Brecher drehte die Trireme halb herum, sodass nun das Heck zum Strand zeigte. Ein Reißen und Krachen vom Bug her ließ keinen Zweifel, welcher Schaden entstand. Von unten drang das Schreien und Kreischen der Sklaven herauf, während von allen Seiten wasserfallartige Fluten über die Trireme hereinbrachen. Der Rumpf würde tiefer absacken, und die nächsten Wogen würden das Schiff und alle an Bord gegen die Klippen schleudern und zerschmettern.
    »Was ist passiert?«
    Der Kapitän drehte sich um und sah den Präfekten Maxentius aus der Luke steigen. Die dunkle Landmasse in der Nähe und das schwarze Glitzern der gischtnassen Klippen waren Erklärung genug. Der Präfekt rief seiner Schutzbefohlenen durch die Luke zu, sie solle die Kinder an Deck bringen. Dann wandte er sich wieder dem Kapitän zu.
    »Wir müssen sie von Bord schaffen! Sie müssen das Land erreichen!«
    Während die Frau und ihre Kinder sich an der Heckreling niederkauerten, banden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher