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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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eindringenden Blitzes sah er die Frau, die sich dort hinten eingekeilt hatte, beide Arme eng um die Schultern zweier Kinder geschlungen. Zitternd hielten sie ihre Mutter umklammert, und das jüngere, ein fünfjähriger Junge, weinte unaufhörlich, das Gesicht von Gischt, Tränen und Rotz verschmiert. Seine drei Jahre ältere Schwester saß einfach nur da, schweigend, doch die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Plötzlich wurde der Bug der Trireme von einer riesigen Welle hochgerissen, und der Präfekt stürzte auf seine Passagiere zu. Er fing sich mit einem Arm am Schiffsrumpf ab und stürzte der Länge nach hin. Einen Moment lang rang er nach Atem, und in dieser Pause kam die Stimme der Frau ruhig aus dem Dunkeln.
    »Wir kommen hier doch durch, oder?«
    Ein weiterer Blitz ließ das Entsetzen in den bleichen Gesichtern der Kinder erkennen.
    Der Präfekt beschloss, ihr zu verschweigen, dass er die Trireme auf den Strand setzen wollte. Besser, er ersparte den Passagieren alle zusätzlichen Aufregungen.
    »Natürlich, Herrin. Wir laufen vor dem Sturm her und sobald er vorüber ist, segeln wir wieder die Küste entlang nach Rutupiae zurück.«
    »Ich verstehe«, antwortete die Frau schlicht, und der Präfekt erkannte, dass sie seine Antwort durchschaut hatte. Sie war offensichtlich scharfsinnig und machte ihrer edlen Abstammung und ihrem Mann alle Ehre. Beruhigend drückte sie die Kinder an sich.
    »Habt ihr das gehört, ihr beiden? Bald sind wir wieder im Trockenen und haben es warm.«
    Dem Präfekten fiel ein, wie sehr die Kinder gezittert hatten, und er verfluchte seine Achtlosigkeit.
    »Einen Moment, Herrin.« Mit seinen eiskalten Fingern hantierte er an der Schließe seines wasserdichten Umhangs. Er verfluchte seine Ungeschicklichkeit, doch dann bekam er die Schließe auf. Er nahm den Umhang von den Schultern und reichte ihn ihr in die Dunkelheit hinein.
    »Hier, für dich und deine Kinder, Herrin.«
    Er spürte, wie sie ihm den Umhang aus der Hand nahm.
    »Danke, Präfekt, das ist sehr freundlich. Kommt, ihr beiden, unter diesem Mantel können wir uns zusammenkuscheln. «
    Der Präfekt zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen, um einen Rest von Wärme zu bewahren, doch da berührte ihn sanft eine Hand an der Schulter.
    »Herrin?«
    »Du bist Valerius Maxentius, nicht wahr?«
    »Ja, Herrin.«
    »Nun denn, Valerius. Schlüpfe mit uns unter diesen Umhang. Bevor die Kälte dich noch umbringt.«
    Der beiläufige Gebrauch seines persönlichen Namens verwirrte den Präfekten einen Moment lang. Dann murmelte er einen Dank und nahm ihr Angebot an. Der Junge hockte zusammengekauert zwischen ihnen, heftig zitternd, und immer wieder wurde sein Körper von Schluchzern geschüttelt.
    »Nur ruhig«, tröstete der Präfekt ihn leise. »Alles wird gut. Du wirst schon sehen.«
    Eine Folge von Blitzen erhellte die Kajüte, und der Präfekt und die Frau sahen einander an. Ihr Blick war fragend, und er schüttelte den Kopf. Wieder schwappte ein Schwall Wasser durch die Luke in die Kajüte. Die Spanten der Trireme ächzten unter der Wucht von Kräften, an die die Erbauer des Schiffs wohl nicht einmal im Traum gedacht hatten. Der Präfekt wusste, dass der Schiffskörper einer solchen Gewalt nicht mehr lange standhalten konnte und das Schiff schließlich im Meer versinken würde. Dann würden die an die Ruder geketteten Sklaven, die Matrosen, die Passagiere und er selbst ertrinken. Bevor er sich auf die Lippen beißen konnte, war ihm ein Fluch entschlüpft. Die Frau erriet, wie er sich fühlte.
    »Valerius, dich trifft keine Schuld. Diese Entwicklung war unvorhersehbar.«
    »Ich weiß, Herrin, ich weiß.«
    »Vielleicht werden wir ja noch gerettet.«
    »Ja, Herrin. Wenn du es sagst.«

    Die ganze Nacht jagte der Sturm die Trireme die Küste entlang. Der Kapitän war in die Takelage geklettert und trotzte der beißenden Kälte, um nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau zu halten. Er merkte deutlich, dass das Schiff sich immer schwerfälliger durch die Wellen bewegte. Unter Deck war ein Teil der Galeerensklaven von den Ketten befreit worden, um beim Ausschöpfen zu helfen. Sie saßen in einer Reihe da und reichten die Schöpfeimer weiter, die dann über Bord geleert wurden. Doch dadurch war das Schiff nicht mehr zu retten; es verzögerte nur den unvermeidlichen Moment, an dem eine besonders mächtige Woge über die Trireme hereinbrechen und sie versenken würde.
    Der Kapitän hörte das verzweifelte Geschrei der noch
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