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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Valerius Maxentius und der Kapitän eiligst mehrere aufgeblasene Weinschläuche zusammen. Rundum griffen die Matrosen nach allem, was sich an Schwimmfähigem auftreiben ließ. Das Schreien unter Deck schwoll zu Grauen erregendem Gebrüll an, als die Trireme noch tiefer ins dunkle Meer sackte. Plötzlich jedoch verstummten die Schreie. Ein Matrose rief etwas und zeigte auf die Luke des Hauptdecks. Meerwasser schimmerte heraus. Nun verhinderte nur noch der Fels, auf dem der Bug festsaß, dass das Schiff unterging. Eine einzige Woge genügte, und es war um sie geschehen.
    »Hierher!«, schrie Maxentius der Frau und ihren Kindern zu. »Schnell!«
    Während die Brecher über dem Deck zusammenschlugen, banden der Präfekt und der Kapitän die Passagiere an den Weinschläuchen fest. Doch der Junge wollte sich das Seil nicht um die Taille binden lassen und leistete panischen Widerstand
    »Schluss!« Seine Mutter gab ihm eine Ohrfeige. »Halt still.«
    Der Präfekt nickte ihr dankend zu und band den Jungen auf dem improvisierten Floß fest.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Wartet beim Heck. Wenn ich es euch sage, springt. Danach schwimmt mit aller Kraft zum Strand.«
    Die Frau stockte und sah die beiden Männer an. »Und ihr?«
    »Wir folgen so bald wie möglich.« Der Präfekt lächelte. »Und jetzt, werte Herrin. Wenn du gestattest?«
    Sie ließ sich zur Heckreling führen, überkletterte sie vorsichtig, hielt ihre Kinder an sich gepresst und bereitete sich auf den Sprung vor.
    »Mama! Nein!«, schrie der Junge und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das wilde Meer zu seinen Füßen. »Bitte, Mama!«
    »Aelius, alles wird gut. Das schwöre ich dir!«
    »Herr!«, schrie der Kapitän. »Dort! Schau dort!«
    Der Präfekt drehte sich um und erblickte durch Schnee und Sturm eine riesige Woge, die, weiße Gischtfetzen versprühend, auf sie niederstürzte. Die Matrosen auf dem Hauptdeck wurden davongerissen. Als Maxentius sich rückwärts vom Heck warf, erhaschte er einen letzten Blick auf den Kapitän, der sich am Gitter der Hauptluke festklammerte, die Augen auf das Verhängnis geheftet, das ihn gleich erfassen würde. Eiskalte Dunkelheit schlug über dem Präfekten zusammen, und noch bevor er den Mund schließen konnte, drang ihm Salzwasser in Nase und Kehle. Er wurde wild herumgewirbelt, und seine Lunge brannte vor Atemnot. Gerade, als er schon den sicheren Tod erwartete, hörte er plötzlich das Getöse des Sturms. Dann war es einen Moment lang still, doch schon im nächsten Augenblick brach sein Kopf zur Oberfläche durch. Nach Luft schnappend und strampelnd bemühte der Präfekt sich, nicht erneut unterzugehen. Eine Woge trug ihn hoch, und nicht allzu weit entfernt erblickte er den Strand. Weder von der Trireme noch von der Mannschaft war etwas zu sehen. Die Frau und ihre Kinder waren ebenfalls nirgends zu entdecken. Die Wellen warfen ihn dichter an die Klippen heran, und angesichts der Gefahr, dort zerschmettert zu werden, verstärkte der Präfekt seine Bemühungen, zum Strand zu schwimmen.
    Mehrmals rechnete er fest damit, dass die Klippen sein Leben einfordern würden. Doch während er mit seinen immer matteren Kräften dem Strand entgegenstrebte, beschützte die Landzunge ihn zunehmend vor den wildesten Wogen. Völlig erschöpft und verzweifelt spürte er schließlich, wie seine Füße den Kies berührten. Dann zerrte ihn jedoch die Rückströmung wieder vom Strand weg, und er schrie den Göttern seinen Zorn entgegen, dass sie ihm in diesem letzten Moment die Rettung verweigerten. Fest entschlossen, nicht zu sterben, noch nicht, biss er die Zähne zusammen und versuchte mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung, den Strand zu erreichen. Von einer weiteren Woge wurde er schmerzhaft über den Kies geschleift, kämpfte aber mit aller Kraft gegen den Sog an, als die Welle zurückwich. Bevor der nächste Brecher auf den Strand niederkrachte, hastete Maxentius den steilen Kiesstrand hinauf und warf sich völlig erschöpft zu Boden.
    Rundum wütete der Sturm, neue Schneeschauer wirbelten durch die Luft. Erst jetzt, an Land und in Sicherheit, merkte der Präfekt, dass er eiskalt war. Heftig zitternd versuchte er, genug Energie zu sammeln, um sich aufzurichten. Doch bevor ihm das gelang, hörte er plötzlich den Kies knirschen, und jemand setzte sich neben ihn.
    »Valerius Maxentius! Alles in Ordnung mit dir?«
    Mit erstaunlicher Kraft hob die Frau ihn an und drehte ihn auf die Seite. Er nickte.
    »Dann komm«, befahl
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