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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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dem großen Lager, das sich direkt vor dem Haupttor Camulodunums ausdehnte, mit Geldbeuteln bewaffnet, die fast aus den Nähten platzten. Vier Legionen – mehr als zwanzigtausend Mann – saßen den ganzen Winter in primitiven Holz- und Torfhütten fest und warteten ungeduldig auf den Beginn des Frühjahrs, um den Eroberungsfeldzug wieder aufzunehmen. Der Winter war besonders rau gewesen, und die im Lager eingeschlossenen Legionäre, die sich tagein tagaus mit dem ewig gleichen Gerste-Gemüseeintopf begnügen mussten, waren rastlos. Umso mehr, seit der General ihnen einen Vorschuss auf das von Kaiser Claudius zugesagte Donativ ausbezahlt hatte. Mit dieser Prämie wurden der Sieg über den britischen Kommandanten Caratacus und der Fall seiner Hauptstadt Camulodunum belohnt. Die Einwohner der Stadt, die zum größten Teil irgendeine Art von Handel trieben, hatten sich rasch vom Schreck der Niederlage erholt und nahmen nun die Gelegenheit wahr, die direkt vor ihren Toren lagernden Legionäre auszunehmen. Eine Reihe von Schenken hatte eröffnet, um die Legionäre mit den verschiedenen lokalen Gebräuen sowie mit Wein vom Kontinent zu versorgen, denn manche Kaufleute waren für exorbitante Preise bereit, ihre Schiffe auf der winterlichen See zu riskieren.
    Wer unter den Stadtbewohnern an den neuen Herren kein Geld verdiente, betrachtete voll Abscheu die betrunkenen Fremden, die unter lautem Gegröle und gelegentlich auch geräuschvoll kotzend von den Bierschenken zum Lager taumelten. Schließlich reichte es den Stadtältesten, und sie schickten eine Abordnung zu General Plautius. Im Interesse des frisch geschmiedeten Bündnisses zwischen Römern und Trinovantes baten sie ihn, den Legionären künftig keinen Ausgang mehr in die Stadt zu gewähren. Der General wollte zwar die guten Beziehungen zu den Einheimischen keineswegs gefährden, doch er wusste auch, dass er einen Aufstand riskierte, falls er seinen Soldaten die Möglichkeit verwehrte, die Spannungen, die sich in den langen Monaten im Winterquartier zwangsläufig aufbauten, in der Stadt loszuwerden. Man einigte sich also auf einen Kompromiss, und die Ausgangserlaubnis für die Legionäre wurde gekürzt. Folglich waren diese bei jedem Stadtgang nur umso mehr auf eine wilde Sauftour versessen.
    »Da sind wir ja!«, meinte Macro triumphierend. »Ich sagte euch doch, dass es hier ist.«
    Sie standen vor der kleinen, mit Nägeln beschlagenen Tür eines aus Stein errichteten Lagerschuppens. Ein paar Schritte weiter ging ein Fenster auf die Gasse, dessen Laden vorgelegt war. Ein warmer, rötlicher Schimmer drang aus der Ritze zwischen Fensteröffnung und Fensterladen heraus, und von drinnen hörten sie lautes, fröhliches Stimmengewirr.
    »Wenigstens dürfte es warm sein«, meinte das jüngere Mädchen ruhig. »Was meinst du, Boudica?«
    »Das will ich hoffen«, antwortete ihre Kusine und streckte die Hand nach dem Türriegel aus. »Also los.«
    Von der Vorstellung entsetzt, dass eine Frau vor ihm in eine Kneipe trat, drängte Macro sich plump vor.
    »Ähem, wenn du gestattest.« Mit einem Lächeln versuchte er, die Unhöflichkeit zu glätten. Er öffnete die Tür und bückte sich beim Eintreten unter dem niedrigen Türrahmen hindurch. Die kleine Gruppe folgte ihm. Warmer, verrauchter Mief hüllte die Neuankömmlinge ein, und nach der finsteren Gasse kam ihnen das Licht des Feuers und mehrerer Talglampen richtig hell vor. Einige der Gäste drehten sich nach den Neuankömmlingen um, und an den dicken, roten Militärtuniken und -umhängen erkannte Cato sie als Legionäre auf Stadtgang.
    »Loch zu!«, brüllte jemand. »Bevor wir hier noch erfrieren, verdammt.«
    »Fluch nicht rum!«, schrie Macro verärgert zurück. »Hier sind Damen anwesend.«
    Von den anderen Gästen war Gejohle zu hören.
    »Das wissen wir doch!« Unter Gelächter piekste ein Legionär eine Kellnerin, die gerade mit einem Arm voll leerer Krüge an ihm vorbeiging, zwischen die Pobacken. Sie schrie auf, wirbelte herum, verpasste ihm eine schallende Ohrfeige und rettete sich mit ein paar Sprüngen zur Theke auf der anderen Seite der Schenke. Der Legionär rieb sich die glühende Wange und lachte erneut.
    »Diese Schenke empfiehlst du uns also?«, moserte Boudica.
    »Gib ihr eine Chance. Ich hab hier kürzlich einen großartigen Abend verbracht. Sie hat doch Atmosphäre, findest du nicht?«
    »Allerdings«, erwiderte Cato. »Dicke Luft. Ich frag mich, wann hier eine Schlägerei losgeht.«
    Sein Zenturio warf
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