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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Augen im selben Moment, in dem der Oberste Druide neben ihm zusammenbrach. Ein kleines Stück weiter rollte der Kopf des Druiden durch den Staub, noch immer mit dem Hirschgeweih geschmückt. Dann stürzte Cato aufs Gesicht. Er spürte, dass der Boden hart gegen seine Wange schlug und dass jemand ihn an der Schulter packte. Wie von fern hörte er Prasutagus rufen: »Römer! Römer, stirb nicht!«
    Dann wurde es schwarz um ihn.

35

    Es war, als glitte er zwischen einem tiefen traumlosen Schlaf und Momenten einer klaren und schmerzhaften Wirklichkeit hin und her. Er hatte kein Zeitgefühl, überhaupt keines, nur diese unverbundenen Bruchstücke von Erfahrung. Auf allen Seiten erklang Gejammer und Geschrei, woher, war im Dunkeln nicht zu erkennen. Der verschwommene Umriss eines Mannes, der mit dem Rücken zu ihm auf einer Bank saß. Der Geruch von Maultieren. Unter Cato rumpelten und quietschten Räder, dann erlosch der Moment, und die Schwärze kehrte zurück. Später spürte er Hände, die ihn behutsam auf den Bauch wälzten. Etwas, das um seine Brust gewickelt war, wurde entfernt, und ein Mann, dessen Stimme wie aus weiter Ferne zu ihm drang, holte tief Luft.
    »Nicht schön. Aber es sind überwiegend nur Muskeln verletzt. Die Klinge hat eine Rippe getroffen, die zum Glück nicht gebrochen ist. Andernfalls …«
    »Ja?«
    »Die Bruchstücke hätten die rechte Lunge durchbohren können, was zu einer Infektion und schließlich, ähm, zum Tod geführt hätte.«
    »Aber er wird wieder gesund?«
    »O ja … Das heißt, höchstwahrscheinlich. Er hat eine ganze Menge Blut verloren, scheint aber recht robust zu sein, und ich habe beträchtliche Erfahrung mit der Behandlung solcher Wunden, Herr.«
    »Du hast beträchtliche Erfahrung mit Sichelwunden?«
    »Nein, Herr. Mit tiefen Wunden, die von scharfkantigen Gegenständen herrühren. Sichelwunden sind ziemlich selten. Nicht die übliche Waffe auf dem Schlachtfeld, wenn ich das so verallgemeinernd ausdrücken darf, Herr.«
    »Kümmere dich gut um ihn und sorge dafür, dass er in Calleva seinem Rang entsprechend untergebracht wird.«
    »Ja, Herr. Pfleger! Zieh den Eiter ab und wechsle den Verband!«
    »Ich würde es vorziehen, wenn du selbst den Verband wechselst und, ähm, den Eiter abziehst.«
    »Ja, Herr. Sofort, Herr.«
    Cato spürte, wie jemand seinen Rücken in Brusthöhe abtastete, und dann folgte ein ungemein schmerzhaftes Stechen. Er wollte protestieren, brachte aber nur ein Gemurmel heraus und verlor das Bewusstsein.
    Das nächste Mal wurde Cato ganz allmählich wach. Durch die geschlossenen Lider drang schummriges Licht. Er hörte Geräusche – das gedämpfte Stimmengewirr einer belebten Straße. Gesprächsfetzen in einer Sprache, die er nicht verstand. Der Schmerz in seinem Rücken war zu einem steten Pochen abgeklungen, als knetete ihn ein Riese mit seinen Riesenhänden grob durch. Beim Gedanken an seine Wunde erinnerte Cato sich an den Obersten Druiden, der seine Sichel geschwungen hatte, und riss erschreckt die Augen auf. Er versuchte, sich auf den Rücken zu drehen. Das dumpfe Pochen verwandelte sich sofort in einen stechenden Schmerz. Cato schrie auf und sackte wieder auf dem Bauch zusammen.
    Er hörte Schritte auf einem Bretterboden, und gleich darauf spürte er, dass jemand hinter ihm stand.
    »Aufgewacht, wie ich sehe! Und gibt sich alle Mühe, sich den Rücken wieder aufzureißen. Tsss!«
    Finger tasteten die Wunde vorsichtig ab. Dann kam der Mann zur anderen Seite des Bettes und kniete sich nieder. Cato erblickte das olivbraune Gesicht und das dunkle, geölte Haar des östlichen Imperiums. Der Mann trug die schwarze Tunika des Sanitätsdienstes mit einem blauen Saum. Also ein Wundarzt.
    »Nun, Zenturio. Trotz deiner Bemühungen ist der Drain noch an Ort und Stelle. Du wirst zweifellos begeistert sein, dass heute Morgen fast kein Eiter mehr in der Wunde ist. Ausgezeichnet. Ich lasse das rasch wieder nähen und einen neuen Verband anlegen. Wie fühlst du dich?«
    Cato befeuchtete sich die Lippen. »Durstig«, krächzte er.
    »Das kann ich mir vorstellen«, meinte der Wundarzt lächelnd. »Ich lass dir etwas warmen Wein schicken, bevor wir die Naht setzen. Wein mit ein paar recht interessanten Kräutern darin – du wirst überhaupt nichts spüren und schlafen wie ein Toter.«
    »Hoffentlich nicht«, flüsterte Cato.
    »Das ist die richtige Einstellung! Dich haben wir bald wieder auf den Beinen.« Der Wundarzt stand auf. »Und jetzt entschuldige mich bitte,
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