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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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hatte, streckte Vitellius sich mit einem Ausdruck der Selbstzufriedenheit auf dem Bett aus. Nun war die Sache schließlich doch nicht so schwierig zu arrangieren gewesen. Das Gesicht, das Vespasian und seine Frau machen würden, wenn man ihre junge Sklavin beim Bankett dem Kaiser vorstellte, war unbezahlbar.
    Es war eine Schande, dass Lavinia nicht am Leben bleiben durfte. Sie war eine perfekte Liebhaberin und in den raffinierten Künsten der Liebe weit über ihre jugendlichen Jahre hinaus bewandert. In Rom hätte sie sich gut gemacht, ein Objekt, mit dem er sich Gefälligkeiten hätte erkaufen können. Aber wenn er sie dazu benutzte, den Dolch in den Bankettsaal zu schmuggeln, wusste sie zu viel und konnte ihn in Gefahr bringen. Wenn sein Plan Erfolg hatte, würde ihr sofort klar werden, dass er sie nur benutzt hatte. Bis jetzt wusste er noch nicht, wen Caratacus als Attentäter gedungen hatte – was diesem Dummkopf Nisus zuzuschreiben war. Vielleicht würde Caratacus noch eine Botschaft zu ihm durchschmuggeln können, andernfalls konnte Vitellius nur hoffen, dass der Mörder sich zu erkennen gab, damit er ihm den Dolch aushändigen konnte. Wenn das misslang, musste er den Dolch schließlich doch noch als Geschenk darbringen. Doch eines war gewiss, Attentat hin oder her, Lavinia durfte mit ihrem Wissen nicht am Leben bleiben.
    Sie musste sterben, sobald sie ihren Zweck erfüllt hatte. Ihr Verlust würde ihm Leid tun, doch es würde schließlich noch andere Frauen für ihn geben.

52

    Jetzt, nachdem die Festprozession komplett aus dem Lager abmarschiert war und auf Camulodunum zustrebte, wurde es stiller auf dem Paradeplatz. Aus der Ferne klangen nur noch hin und wieder Jubelrufe und Trompetentöne durch die endlosen Zeltreihen. Blütenblätter und zertretene Girlanden lagen verstreut auf dem festgestampften Boden und flatterten wirbelnd auf, sobald ein Windstoß durchs Lager fuhr. Am Himmel jagten graue Wolkenfetzen dahin und kündigten Regen an.
    In kleinen Gruppen eilten immer noch Menschen über den Platz, sowohl Römer als auch Leute aus der Stadt. Letztere waren gekommen, um zu sehen, wie Claudius zu Beginn der Feierlichkeiten die Leistungen seiner Legionen förmlich würdigte, während sie Kohorte um Kohorte an ihm vorbeiparadierten, mit sauber glänzenden Uniformen, Waffen und Panzern, die sie vorher stundenlang auf Hochglanz poliert hatten. Inzwischen waren die Legionen entlassen worden. Der Kaiser und die Standarten wurden in einer Prozession durch die primitiven Straßen Camulodunums getragen, unter dem Schutz der Prätorianergarden. Die Briten am Straßenrand beobachteten das Vorbeiziehen ihres neuen Herrschers mit dem mürrischen Groll eines eroberten Volkes.
    Cato näherte sich dem Paradeplatz über die Via Praetoria, nachdem er seinen Panzer und die Waffen im Zelt abgelegt hatte. Kurz bevor die Sechste Zenturie sich zur Parade formierte, hatte er eine Nachricht Lavinias erhalten. Sie hatte ihn gebeten, sich vor den Zelten des Hauptquartiers mit ihr zu treffen, wenn die Prozession in die Stadt davongezogen war. Die Botschaft war kurz und knapp gewesen, ohne irgendeinen Hinweis auf das, was sie ihm mitteilen wollte, und ohne einen persönlichen zärtlichen Gruß.
    Nach ihr Ausschau haltend, betrat er den Paradeplatz und ging dann in Richtung Hauptquartier weiter. Dort sah er sie sofort; sie saß allein auf einer der Holzbänke, die man auf dem Erdwall zwischen Zeltplatz und Paradeplatz aufgestellt hatte. Es war keineswegs so, dass sie nach ihm Ausschau hielt, vielmehr schien sie etwas zu begutachten, das in den Falten ihrer Tunika auf ihrem Schoß lag. Als Cato sich von der Seite näherte, sah er etwas rot und golden aufschimmern, bevor sie ihn bemerkte und den Gegenstand eilig in ein rotes Halstuch einschlug.
    »Cato! Da bist du ja!« Sie sprach mit einer nervösen Schärfe in der Stimme. »Komm und setz dich neben mich.«
    Er setzte sich langsam hin, mit Abstand zu ihr. Sie versuchte nicht, die Lücke zu schließen, wie sie es einmal vor noch gar nicht so langer Zeit sofort getan hätte. Zunächst blieb sie still und wich seinem Blick aus. Schließlich ertrug Cato es nicht länger.
    »Nun, was wolltest du mir mitteilen?«
    Lavinia sah ihn so freundlich an, dass es Mitleid gefährlich nahe kam. »Ich weiß nicht recht, wie ich es dir sagen soll, unterbrich mich also bitte nicht.«
    Cato nickte und schluckte nervös.
    »Ich habe in den letzten Tagen viel über uns nachgedacht, darüber, wie weit unsere
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