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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe
Autoren: Anna Ludwig
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schwer ertragen. Da lenke ich sie lieber auf ein netteres Thema. Und lustige Rachepläne aushecken, das ist genau Isabels Ding.
    Wie erwartet macht sich ein Grinsen auf ihren kakaoverschmierten Lippen breit.
    »Dein Bruder! Man sieht seinem gegelten Köpfchen gar nicht an, wie viel Erfindungsreichtum darin steckt!«
    Ich werfe ihr einen bitterbösen Blick zu.
    »Das klingt ja fast schon so, als würdest du ihn dafür bewundern!«
    »Nee, nee, keine Sorge! Ich bin auch für Rache!«, versucht mich Isabel zu besänftigen.
    »Gib doch Fingerfarbe in Luis’ Haargel!«, schlägt sie dann vor.
    »Fingerfarbe?« Ich runzle die Stirn. »Nee, das merkt er gleich und wäscht es wieder raus.«
    Aber ich muss zugeben, dass es keine schlechte Idee ist,etwas mit Luis’ Haargel anzustellen. Denn die Igelfrisur ist so was wie das Markenzeichen meines Bruders.
    »Kann man nicht was ins Gel tun, das nur ganz schwer wieder abgeht?«
    Plötzlich fängt Isabel an, wie wild zu kichern: »Ich wüsste schon was. Aber das geht wieder ab. Allerdings zusammen mit seinen Haaren.«
    »Kannst du dich ein bisschen klarer ausdrücken?«, bitte ich Isabel. »Du sprichst mal wieder in Rätseln.«
    »Enthaarungscreme! Meine Mutter nimmt die für die Beine«, erklärt Isabel immer noch kichernd.
    »Enthaarungscreme«, wiederhole ich nachdenklich. »Damit würde ich ihn hundertprozentig bloßstellen.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, kichert Isabel und trinkt ihren letzten Rest Kakao aus.

    Ich bin fast schon wieder richtig guter Dinge, als wir den Flur zurück zum Klassenzimmer schlendern. Erst als Miri und Manu übertrieben laut lachend an uns vorbeistolzieren, verdunkelt sich meine Stimmung schlagartig wieder.
    »Meinst du eigentlich, Philipp hat Miri wirklich angelächelt?«, flüstere ich Isabel zu.
    »Einbildung ist auch ’ne Bildung!«, zischt sie zurück und spaziert hocherhobenen Hauptes zu ihrem Platz.

Ein Stern am Horizont
    Z u dir oder zu mir?«, frage ich Isabel, als uns der Schulgong nach der sechsten Stunde endlich erlöst. Wir essen oft zusammen zu Mittag, weil unsere Mütter beide berufstätig sind.
    »Zu dir, da ist es netter«, antwortet Isabel. »Aber noch netter wäre es, wenn mich das gerade Dominik gefragt hätte!«
    »Also hör mal!«, protestiere ich. »Bei Dominik gibt’s bestimmt nicht so leckere Tiefkühlpizza wie bei mir!«
    In diesem Punkt muss Isabel mir natürlich recht geben.

    Als wir nebeneinander auf unseren Rädern nach Hause fahren, werde ich plötzlich ganz nachdenklich. Irgendwann wird wirklich der Tag kommen, an dem ich meine Nachmittage mutterseelenallein verbringen muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Dominik oder sonst jemand in Isabel verliebt, ist einfach ungleich größer als die, dass sich jemand für mich interessiert!
    Ich male mir aus, wie ich einsam und verlassen auf einer verschneiten Parkbank sitze. Glückliche Liebespaare flanieren an mir vorbei, während aus meinem Auge eineeinzelne Träne rinnt und sofort auf meiner Wange gefriert. Nur mein rostiger Drahtesel und ein zahmes Eichhörnchen leisten mir Gesellschaft und …
    »Hey, es ist Rot!«, schreit Isabel. Ich kann gerade noch bremsen.
    »Na, was Schönes geträumt?«, fragt Isabel, als ich den Meter, den ich schon auf die Straße gefahren bin, rückwärts zu ihr zurückgerollt komme. Im nächsten Moment gibt sie sich selbst die Antwort: »Nee, eigentlich siehst du nicht so aus.«
    »Alles in Ordnung. Ich musste nur gerade an was Blödes denken«, antworte ich.
    »Bestimmt die Mathearbeit, oder?«, fragt Isabel.
    Ich nicke stumm.

    »Jetzt büffeln wir erst mal eine Stunde. Danach fühlen wir uns blendend und können uns den wirklich wichtigen Dingen widmen«, erklärt Isabel, als wir bei mir zu Hause auf dem Sofa sitzen und Pizza mampfen. Wir haben den tiefgefrorenen Teig noch zusätzlich mit frischen Tomaten und Paprika belegt. Paprika ist nämlich laut Paula eine wahre Vitamin- C-Bombe . Und eine Wintergrippe wäre in den nächsten drei Wochen natürlich der glatte Super-GAU.
    »Spitzenplan«, antworte ich kauend. Aber ich weiß selbst, dass Isabels Ankündigung reine Theorie ist. So richtig konzentriert haben Isabel und ich noch nie zusammen gelernt. Die wirklich wichtigen Dinge wollen bei uns einfach nie so lange warten, bis wir fertig mit dem Lernen sind.

    »Womit fangen wir an: Mit linearen Gleichungen oder mit Winkeln im Dreieck?«, fragt Isabel, als wir oben an meinem Schreibtisch sitzen. Sie klingt so frisch und motiviert,
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